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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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dass Ihr hier und am Leben seid, entnehme ich, dass alles wie geplant verlaufen ist?«
    »Auf dem Weg vom Kerker zur Böttcherei kam es zu ein paar Missgeschicken. Ohne sie wäre das Ganze so routinemäßig verlaufen wie das Entfernen von Pferdemist. Das Regiment steht unter neuer, nicht sehr kompetenter Leitung.«
    »Was ist mit den Queen’s Messengers?«
    »Die tun nichts anderes, als Tag und Nacht in größerer Zahl um die Pyx herumzustehen.«
    Comstock erlaubte sich ein trockenes Kichern. »Ihr seid ein Mann vieler Worte, aber weniger Einzelheiten. Im Parlament wärt Ihr ausgezeichnet aufgehoben.«
    Shaftoe zuckte die Achseln. »Ich bin alt. Eure Mietlinge, die mich aus dem Tower befreit haben, das sind junge Burschen, die jeder kleine Vorfall sehr bewegt hat. Lasst Euch die Geschichte von ihnen erzählen, und Ihr werdet ein Garn hören, das viel länger und unterhaltsamer ist, als ich es spinnen könnte.«
    »Und weniger der Wahrheit entspricht, vermute ich«, sagte Comstock.
    »Was wird denn nun?«, fragte Shaftoe und beschloss, den Versuch zu machen aufzustehen. Es gelang ihm unter einem Trommelwirbel krachender und knirschender Geräusche.
    »Sergeant Shaftoe, es wäre absurd, wenn ich mir die Mühe machte, Euch zu befreien, nur um Euch dann im nächsten Augenblick die Freiheit zu nehmen, indem ich Euch sage, was Ihr tun sollt.«
    »Mein Fehler. Ich bin es seit langem gewohnt, in einer Befehlskette zu stehen.«
    »Dann wisst – wenn es Euch irgendein Trost ist -, dass Euer langjähriger Vorgesetzter, Oberst Barnes, im Augenblick mein Gast ist. Nein, nicht hier in London! Er hält sich in Ravenscar auf, meinem Ahnensitz in den North York Moors, über dem Meer.«
    Shaftoe sah zu den beiden Dragonern hin, die ihn aus dem Fass gezogen hatten. Sie bestätigten es mit einem Nicken.
    »Darf ich dem entnehmen, dass Oberst Barnes dort nicht allein ist?«, fragte Shaftoe.
    »Ich würde sagen, der größere Teil Eures Regiments trinkt gerade meinen Weinkeller leer.«
    Man hörte einen der Dragoner Comstocks Bericht ergänzen, indem er etwas von »drei Kompanien« murmelte. Sergeant Shaftoe war nicht die Sorte Mensch, die jemals zugäbe, von irgendetwas verblüfft oder beeindruckt zu sein; zumindest aber machte er kein gelangweiltes oder verächtliches Gesicht – für Roger Comstock eine bedeutende Leistung.
    »Ich weiß alles über Eure Whig-Vereinigung«, sagte Shaftoe. Inzwischen hatte er die Gehfähigkeit gewonnen und wankte ein Stück weit in Comstocks Richtung. »Ich habe die Gerüchte von dem vielen Geld gehört, das Ihr bei den Kaufleuten der City eingesammelt habt. Und was Eure Bemühungen angeht, Soldaten aus den Regimentern Ihrer Majestät abzuwerben und sie für Eure Privatarmee zu verpflichten: Ich habe sie zuerst angeworben und sie ausgebildet, also glaubt ja nicht, dass auch nur ein einziger meiner Aufmerksamkeit entgangen wäre.«
    »Das würde ich gar nicht wagen, Sergeant Shaftoe.«
    »Ich bin zu jung, um den Bürgerkrieg mit eigenen Augen gesehen zu haben, aber als junger Bursche habe ich Geschichten darüber gehört, und zwar von Leuten, die es geschafft haben, ihn zu überleben. Und ich habe all die Verbesserungen gesehen, die der Krieg in Irland, Belgien und anderen Ländern herbeigeführt hat. Ich verspüre nicht die geringste Neigung, mich auf englischem Boden an so etwas zu beteiligen.«
    »Dann lasst es.«
    »Wie bitte?«
    »Beteiligt Euch nicht, Sergeant Shaftoe. Aber begebt Euch unbedingt nach Ravenscar -«, und an dieser Stelle setzte Comstock die Prozedur des Absitzens in Gang – die für Mensch und Tier gleichermaßen so offensichtlich gefahrvoll war, dass der Sergeant vortrat, um einzugreifen. »Nehmt dieses Ross – ja – genau – o nein! Ich bitte um Verzeihung – danke – das war überaus schmerzhaft – ich stehe in Eurer Schuld – kann ich bitte mein Gebiss wiederhaben – na also! Puh! Ich sage, nehmt dieses Ross, Sergeant Shaftoe, das gewiss ebenso froh ist, mich los- wie von Euch geritten zu werden – ha – diese beiden braven Dragoner, die Euch, glaube ich, bekannt sind, werden Euch bis nach Ravenscar begleiten. Geht dorthin, trinkt auf Oberst Barnes’ Gesundheit, erholt Euch, angelt Forellen, ganz wie Ihr wollt. Es wird keinen zweiten Bürgerkrieg geben, Sergeant Shaftoe, wenn ich in dieser Sache etwas zu sagen habe – was zufällig der Fall ist.«
    »Und wenn Ihr Euch irrt?«
    »Dann könnt Ihr, nein, dann sollt Ihr den Militärdienst quittieren.«
    »Und inwiefern

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