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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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abwechslungsreiche Aussicht auf London, den Pool und den Borough, dass man diese winzige Kleinigkeit so leicht aus den Augen verlieren konnte wie eine einzelne Blase in stürmischer See. Das Ausziehen, Ausrichten und Fokussieren des Fernrohrs dauerte insgesamt zu lang. Dennoch erhielt er einen klaren Blick auf ein Fenster, das zum größten Teil mit Segeltuch verhängt war, hinter dem jedoch ein scheinbar körperloser menschlicher Arm hervorlugte, der es (so vermutete er) zur Seite hielt, damit Licht in den Raum dahinter fiel. Der Arm hing in üblicher Manier an einem Mann, der mit dem Rücken zum Vorhang in dem Raum stand und seinen Ellbogen um dessen Kante gelegt hatte, um ihn einen Spalt weit aufzuziehen. Kurz darauf ließ dieser Mann die Hand sinken. Sein Arm verschwand, während der Vorhang zurückfiel und wieder die ganze Fensteröffnung verdeckte. In dem Moment hätte manch einer den Blick abgewandt, um etwas zu den anderen zu sagen, und so die Übersicht darüber verloren, welches Fenster er beobachtet hatte; Daniel dagegen verharrte aus einer geistigen Disziplin heraus, die er fünfzig Jahre zuvor erlangt hatte, in seiner Haltung, bis er sich gewisse Besonderheiten des betreffenden Fensters eingeprägt hatte: die Art, wie in dem Segeltuch eine Naht quer zur rechten oberen Ecke verlief, und zwei Ziegelsteine im Fenstersims, die nicht so dunkel waren wie die übrigen. Erst dann fing er an, das Perspektiv seitwärts zu schwenken, wodurch das Bild sich mit wesentlich höherer Geschwindigkeit bewegte. Er zählte die Fenster bis zur Ecke des Hauses – drei -, fuhr dann zurück und stellte sicher, dass er das betreffende Fenster wiederfinden konnte. Erst dann nahm er das Auge vom Objektiv und meldete den anderen, dass er etwas gesehen hatte. Eine halbe Stunde später war Partry wieder da, und zehn Minuten nach ihm kam Saturn zurück. Sie hatten vereinbart, dass Partry allein losging und Saturn in einiger Entfernung hinter ihm herschlenderte, um zu sehen, ob Partry verfolgt wurde – was auf dem Rückweg dieser Expedition viel wahrscheinlicher war. So hatte Saturn gegenüber dem Tatler-Lock eine Spelunke gefunden, wo er sich aufhielt, bis einige Minuten vergangen waren, nachdem Partry das Haus verlassen hatte. Partry, so berichtete er, sei tatsächlich die Brücke hinauf von zwei jungen Kerlen verfolgt worden, die seiner professionellen Meinung nach jedoch keine Spione von Jack oder Mr. Knockmealdown, sondern einfach zwei Taschendiebe gewesen seien, die, nachdem sie eine Transaktion im Tatler-Lock durchgeführt hatten, Sean Partry als nächstes Opfer betrachteten. Aufgrund einiger professioneller Verwicklungen in der Vergangenheit, über die er sich vor dem Club nicht näher äußern wollte, seien er und die Burschen einander bekannt. Nachdem er auf der Brücke wie zufällig in ihre Nähe gekommen sei, habe er die Bemerkung fallen lassen, soeben sei Sean Partry, der berüchtigte Diebesfänger, in dieser und jener Kleidung in die Großmars gegangen. Daraufhin hatten die Jungs sich woanders auf die Suche nach einer weniger gefährlichen Beute begeben.
    Partry erzählte dann – in Kürze, da wenig geschehen war – die Geschichte seines Besuch im Tatler-Lock. Es gab eine Art Eingangshalle, in der man Erfrischungen bekommen konnte und wo (seiner Vermutung nach) herumlungernde Besucher durch Löcher in der Wandverkleidung bespitzelt wurden. Nachdem er seine Angelegenheit vorgebracht und eine Weile gewartet hatte, war er von einem gewissen »Roger Rodgers« aufgerufen worden, einem von Mr. Knockmealdowns Lakaien, der ihm erklärt hatte, der Herr über dieses Etablissement sei weiter unten am Fluss in einer seiner anderen Fabriken, habe jedoch grundsätzliche Anweisungen für den Umgang mit Situationen wie dieser hinterlassen – Anweisungen, die Rodgers nur mit Mühe hatte ausführen können. Aber irgendetwas in der Art, wie er es tat, hatte Partry auf den Gedanken gebracht, dass mit ihm zum ersten Mal ein Einbrecher in das Tatler-Lock gekommen war, der behauptete, die Art von Waren zu besitzen, die vor vielen Wochen in dem von Jack verfassten allgemeinen Aufruf verlangt worden waren. Die Verwirrung nahm zu und steigerte sich zur Schmierenkomödie, als Rodgers in dem Versuch, einen passenden Ort für die Arabische Auktion zu finden, Partry von Raum zu Raum führte. Hier stolperten sie über einen pharaonischen Schatz gestohlener Uhren, dort über eine Hure, die ihre Aufmerksamkeiten auf drei elfjährige, durchweg vom

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