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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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ich mich möglichst nicht den neugierigen Blicken dieses Ortes aussetzen wollte, trat ich nicht ein, sondern spazierte stattdessen ein Weilchen durch die Gassen der Umgebung – eine Übung, die ich keinem Mitglied des Clubs empfehle, denn in Mr. Knockmealdowns Fabriken wimmelt es von Straßenräubern und dergleichen wie beim Pferdeschlachter von Fliegen -, bis um 20.24 Uhr meine Aufmerksamkeit von einer Kutsche [Droschke, nicht gekennzeichnet, unauffällig] angezogen wurde, die aus einer auf drei Seiten von Nebengebäuden und anderen Wucherungen des Tatler-Lock umgebenen Gasse herauskam. Ich folgte ihr zu Fuß bis zum Great Stone Gate, das sie um 20 Uhr, 26 Minuten und 30 Sekunden durchfuhr. Von dort beobachtete ich sie den ganzen Weg über die Brücke. Um 20 Uhr, 29 Minuten und 55 Sekunden passierte sie St. Magnus Martyr und verschwand damit in London, eine ziemlich gute Zeit, da auf der Brücke nur wenig Verkehr herrschte. Man beachte, dass die Stadt London und das Hauptquartier von Mr. Knockmealdown lediglich zweihundert Sekunden voneinander entfernt sind – Material für eine Predigt, sollte einer von Euch Kanzelrednern sich die Mühe machen, es aufzuschreiben. Als ich zum Tatler-Lock zurückkam, traf ich Mr. Partry in der Tooly Street, die Konstruktionszeichnungen der Flugmaschine unter dem Arm. Wie bei uns üblich, gaben wir vor, einander nicht zu kennen. Ich bog um verschiedene Ecken und folgte ihm in einiger Entfernung über die Brücke zur Großmars.
    Mr. Partry erklärte, diese Auktion sei mit einem Rad zu vergleichen, das bei den ersten Umdrehungen noch reibt und stockt, dann aber warm wird und glatter läuft. Zuvor war der Käufer ein oder zwei Tage lang nicht gekommen, um unsere Gebote zu inspizieren. Heute jedoch begegnete Mr. Partry, als er die chemischen Schriften gegen die Konstruktionszeichnungen der Flugmaschine austauschte, Mr. Knockmealdown höchstpersönlich, der verlauten ließ, dass Partry, wenn er es sich bequem machen und eine kleine Erfrischung zu sich nehmen wolle, anschließend wieder oben im Auktionszimmer vorbeischauen und dort eine Antwort finden könne. Also tat Partry genau das – allerdings nicht in der »Lobby«, sondern in einem angenehmeren und privateren Schankraum für persönliche Gäste der schlechten Verwaltung – und um 20.23 Uhr [ich hatte ihn nämlich gebeten, die Zeit festzuhalten, und ihn mit einer Uhr ausgestattet, die synchron zu meiner lief] kehrte er auf das vereinbarte Zeichen eines von Mr. Knockmealdowns Lakaien hin zu dem Auktionsraum zurück, wo er Beweise dafür, dass die Reisetasche durchgesehen worden war, und eine als Gegengebot hinterlegte Goldmünze – einen Louis d’or – vorfand. Partry ließ sie liegen, womit er dem Käufer zu verstehen gab, dass er in ein oder zwei Tagen vielleicht noch mehr zu unserem Stapel hinzuzufügen hätte.
    Mr. Orney machte sich auf den Weg, um Dr. Waterhouse diese Nachricht persönlich zu überbringen. Bevor er ging, sprach er mir gegenüber ein sehr heikles Thema an, nämlich folgendes: Mr. Orney findet, dass Mr. Threaders Angebot eines Zwei-zu-Eins-Tauschs absolut lächerlich und einer höflichen Antwort nicht würdig ist. Er wusste aber nicht, wie er Mr. Threader davon in Kenntnis setzen sollte. Ich sagte ihm, dass ich als durch und durch unhöflicher Mensch besser als irgendjemand sonst geeignet sei, diese Auskunft weiterzugeben. Betrachtet dies hiermit als erledigt.
    Hochwohlgeboren Peter Hoxton
     
    18. Juli morgens
    Mögen Mitglieder des Clubs hinfort davon ablassen, das Logbuch als Basar zum Handel mit Stunden zu missbrauchen. Infolge der Ereignisse der letzten Nacht stimmt der Zeitplan jetzt ohnehin nicht mehr. Ich habe mit Sir Isaac konferiert. Er hat eine Ahnung davon, was der Käufer begehrt, und ich stimme ihm zu. Wir haben jedoch nicht die Absicht, dieser Person, wer immer sie ist, das Original zu verkaufen, und sind deshalb im Augenblick eifrig damit beschäftigt, ein gefälschtes Exemplar davon zu erstellen, allerdings mit einigen veränderten Details, damit es von keinerlei Nutzen ist [das fragliche Dokument ist eine chemische Rezeptur, aufgezeichnet in einer Art philosophischer Sprache, die genauso gut ein Geheimcode sein könnte; ich weiß genug über diese Sprache und Sir Isaac über die Alchimie, um eine überzeugende Fälschung anzufertigen]. Unterdessen ist Mr. Hoxton dazu abgeordnet worden, seine Tage und nötigenfalls auch seine Nächte damit zu verbringen, in Clerkenwell Court zwei identische

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