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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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über so obskure und geheimnisvolle Dinge wie das Salomonische Gold und das Philosophische Merkur und andere derartige halbokkulte Dinge, die in diesem unserem achtzehnten Jahrhundert nichts zu suchen haben. Nun da Anne tot ist – Gott hab sie selig – und Georg kommt, lastet auf meinen Schultern die außerordentlich große Verantwortung, dafür zu sorgen, dass unser neuer König – und mit ihm unsere neue Dynastie – versteht, was in seinem Königreich vor sich geht. Ich werde sicherstellen, dass die Münze sich in der Hand von geistig gesunden und fähigen Beamten befindet und das Münzgeld stabil ist. Kann man Newton die Leitung der Münze anvertrauen, Daniel? Wird er sie als Fertigungsstätte für Metallscheiben oder als Laboratorium für chiliastische Forschungen betreiben? Ist er ein verdammter Hexenmeister, Daniel? Und wenn ja, ist er darin gut?«

Tempel des Vulkan
    EINE STUNDE SPÄTER
    »Was habt Ihr ihm erzählt?«, fragte Roger mit einem Quäntchen mehr Faszination als Entsetzen in der Stimme. Er und Daniel lustwandelten in Rogers Rosengarten, der zehnmal so groß, aber nicht so gut gelegen war wie der von Marlborough – Rogers Gärtner konnten nicht mal eben über den Zaun springen und sich von denen des Königs von England einen Spaten ausleihen.
    »Ich fürchte, für den Geschmack des Herzogs war ich etwas zu ausweichend«, antwortete Daniel, nachdem er einen Moment überlegt hatte. »Ich habe ihm versichert, dass Newton alles, was er macht, sehr, sehr gut macht und deshalb, falls er ein Hexenmeister ist, ein ausgesprochen tüchtiger sein muss.«
    »Um Himmels willen«, rief Roger aus, »das kann die Stimmung des Herzogs nicht gehoben haben.«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich habe ihn davon überzeugt, dass Isaac kein Verrückter ist. Das ist kein schlechter Anfang.«
    »Aber es ist nur ein Anfang. Hm.«
    »Der Sinn dieser Unterhaltung, Roger, bestand nicht darin, Isaac zu verurteilen oder freizusprechen, sondern vielmehr darin, Euch eine Art Warnung zukommen zu lassen.«
    »Ich bin bereit.«
    »Marlborough hat Eure Einladung angenommen.«
    »Ja, die Neuigkeit habe ich schon vor Stunden bekommen.«
    »Folglich werden alle vornehmen Leute anwesend sein, ob Ihr sie einladet oder nicht.«
    »Ich habe bereits zusätzliche Hilfe vorgesehen, um für unangemeldete Gäste gewappnet zu sein. Ist das die Warnung? Dass Unmengen von Menschen zu meiner Gesellschaft kommen werden?« Rogers Aufmerksamkeit hatte begonnen abzuschweifen, und sein Blick fiel zufällig auf Daniels goldenen Ring. Seine Stirn legte sich in Falten, und seine Lippen öffneten sich. Daniel unterbrach ihn, bevor er das Thema auf Schmuck bringen konnte.
    »Nein. Marlborough ist zutiefst unglücklich über die ganzen Rätsel und Kontroversen im Zusammenhang mit der Münze. Um die Zeit der Krönung herum – vermutlich in ein paar Monaten – wird er eine Münzprobe verlangen, um diese ganzen Münzen aus der Pyx herauszubekommen und um sicherzugehen, dass alle, die unter Georg geprägt werden, frei von jedem Makel sind. Bis dahin möchte er Fortschritte bei der Lösung dieser Münzprobleme sehen. Er möchte von Newton überzeugt sein. Wenn die Situation sich bis zum ersten September nicht deutlich verbessert hat, wird er nicht auf Eurer Gesellschaft erscheinen.«
    »Wie schrecklich!«
    »Die Demütigung wird schmerzhaft sein, und deutlich sichtbar. Ganz London wird wissen, dass Ihr in Ungnade gefallen seid und niemals Lord Oberschatzmeister, ja nicht einmal Lord Hundefänger werdet. Der erste September wird, anders ausgedrückt, den ersten Tag Eures Rückzugs ins Privatleben markieren.«
    Nach einer angemessen ehrfurchtsvollen Pause und vielleicht einem kurzen stillen Gebet donnerte Roger: »Dann lasst uns den Vulkan klarmachen!« Damit drehte er sich um seinen Spazierstock und marschierte, den Rücken Daniel zugewandt, durch den Garten auf das Hauptgebäude zu. Er gab sich tapfer, aber Daniel gewann den Eindruck, dass Roger in den nächsten paar Minuten weder ihm noch irgendjemandem sonst sein Gesicht zeigen wollte. Und so betrachtete Daniel Rogers Miene nicht allzu genau, sondern gab stattdessen vor, sich den Unterbau des Vulkans anzuschauen.
    Und den seines Schöpfers; MacDougall hatte nämlich eine der geschwungenen Platten, die die Hänge des Vulkans bildeten, abgenommen und beiseitegestellt und steckte den Kopf tief in den Apparat hinein.
    »Man sieht Eure Arschfurche, Mr. MacDougall«, rief Ravenscar, »was ich bei einem Mann

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