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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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an der daraufhin eintretenden Stille. Schließlich sagte Mr. Orney, der es nicht ertragen konnte, dass sich irgendwer – und besonders Mr. Threader – über irgendetwas freute: »Falls Ihr beabsichtigt, Sir, mit unserem Geld einen Diebesfänger zu engagieren, tätet Ihr gut daran, es zuerst vorzuschlagen, damit wir darüber diskutieren können.«
    »Ehe wir über Diebesfänger diskutieren, wäre vielleicht jemand so freundlich, den Begriff für mich zu definieren«, sagte Mr. Kikin.
    »Verbrecher zu ergreifen ist häufig anstrengend und zuweilen auch lebensgefährlich«, sagte Mr. Threader. »Anstatt es also selbst zu tun, engagiert man einen Diebesfänger, der es für einen tut.«
    »Der loszieht und … jemanden aufspürt und gewaltsam entführt?«
    »Ja«, sagte Mr. Threader milde. »Was glaubt Ihr denn, wie der Gerechtigkeit sonst Genüge getan werden kann?«
    »Polizei... Konstabler … Miliz … oder irgendetwas!«, ereiferte sich Mr. Kikin. »Man kann doch … in einem geordneten Land... nicht einfach Leute herumlaufen und einander verhaften lassen!«
    »Danke, Sir, für Euren Rat in Sachen Führung eines geordneten Landes!«, krähte Mr. Threader. »Ach ja, wenn doch England nur Moskowien ähnlicher sein könnte!«
    »Meine Herren, meine Herren...«, begann Daniel. Aber Mr. Kikins Faszination überwog, und er gab die Auseinandersetzung auf, indem er fragte: »Und wie funktioniert das?«
    »Im Allgemeinen setzt man eine Belohnung aus und überlässt den Rest dem freien Spiel der Marktkräfte«, sagte Mr. Threader.
    »Eine wie hohe Belohnung?«
    »Ihr seid zum Kern der Angelegenheit vorgedrungen, Sir«, sagte Mr. Threader. »Seit der Zeit von William und Mary beträgt die Belohnung für einen gemeinen Räuber oder Einbrecher zehn Pfund.«
    »Kraft Konvention oder …«
    »Kraft königlicher Proklamation, Sir!«
    Mr. Kikins Gesicht bewölkte sich. »Hmm, dann konkurrieren wir also mit der Regierung Ihrer Majestät...«
    »Es wird noch schlimmer. Vierzig Pfund für Straßenräuber, zwanzig bis fünfundzwanzig für Pferdediebe und noch mehr für Mörder. Der Club, so darf ich Euch erinnern, besitzt zehn Pfund, plus oder minus einige Bits und Farthings.«
    »In der Tat eine harte Konkurrenz«, sagte Mr. Orney, »und für diejenigen, die klug genug sind, es zu beachten, ein Zeichen, dass es Zeitverschwendung ist, auf Diebesfänger zu bauen.«
    Ehe Mr. Threader sagen konnte, was er von Mr. Orneys Form von Klugheit hielt, sagte Mr. Kikin: »Das hättet Ihr mir vorher sagen sollen. Wenn die Beiträge des Clubs für unsinnige Dinge verschleudert werden sollen, muss ich sparsam sein. Doch wenn es darum geht, eine Belohnung auszusetzen … um einen Feind des Zaren zu fangen … so könnte bis morgen Abend jeder Diebesfänger von London für uns arbeiten!«
    Mr. Threader machte einen völlig zufriedenen Eindruck.
    »Wollen wir das wirklich?«, fragte Daniel. »Die Diebesfänger haben einen noch übleren Ruf als die Diebe.«
    »Das ist ohne Belang. Wir haben nicht vor, einen als Kindermädchen einzustellen. Je übler, desto besser, sage ich!«
    Daniel erkannte in diesem Gedankengang ein, zwei Schwächen. Doch ein kurzer Blick in das Gesicht von Mr. Orney und Monsieur Arlanc sagte ihm, dass er überstimmt war. Sie hielten es offenbar für großartig, dass Mr. Kikin das Geld des Zaren auf diese Weise ausgeben wollte.
    »Wenn es dann nichts mehr zu besprechen gibt«, sagte Daniel, »dachte ich, dass vielleicht ein Rundgang durch die Uhrmacherwerkstätten von Clerkenwell angezeigt wäre.«
    »Um Verbrecher zu finden, Dr. Waterhouse, wollen wir unter Verbrechern, nicht unter Uhrmachern suchen; und das wollen wir nicht selbst tun, sondern Diebesfänger - bezahlt vom Zaren von Moskowien – für uns tun lassen«, sagte Mr. Threader, und ausnahmsweise schien er einmal für den ganzen Club, mit Ausnahme von Daniel, zu sprechen. »Die Sitzung ist geschlossen.«
     
    Wie eine Welle einen Teppich, der ausgeschüttelt wird, durchläuft und eine Front von Staubkörnchen, Flöhen, Apfelkernen, Ascheflöckchen, Schamhaaren, Grindläusen etc. vor sich hertreibt, so schob die Expansion Londons über das wehrlose grüne Land alle vor sich her, die der Wandel mit sich gerissen hatte oder die von vornherein nicht sehr fest verwurzelt gewesen waren. Ein Farmer, der draußen auf den grünen Weiden nördlich der Stadt lebte, nahm vielleicht wahr, dass sich die Gebäude Jahr für Jahr näher an ihn heranschoben, doch dass seine Weide bald ein

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