Principia
vor einer Woche gepflanzten Setzlingen ergeben hat«, protestierte Daniel. »Ich hatte gehofft, im Crane Court einige von Mr. Robert Hookes Aufzeichnungen und Probestücken zu finden. Er gehörte zu den Ersten, die den Versuch gemacht haben, den Längengrad mithilfe von Uhren zu ermitteln, und wusste besser als jeder andere, wie deren Ganggeschwindigkeit von Schaukelbewegungen und Temperaturveränderungen beeinflusst wird. Leider wurde Hookes Nachlass komplett zu Abfall erklärt. Ich habe beim Royal College of Physicians und bei Lord Ravenscar Nachforschungen angestellt.«
»Warum dort, wenn ich fragen darf?«, fragte Mr. Threader.
»Hooke hat das Ärztekolleg in der Warwick Lane sowie bestimmte Anbauten am Haus von Lord Ravenscar gebaut. Es ist möglich, dass er einiges von seinen Sachen dort gelagert hat. Meine Nachfragen sind ohne Antwort geblieben. Ich werde meine Anstrengungen verdoppeln.«
»Dr. Waterhouse versichert uns, dass man in sehr großem Maßstab Pisse kochen muss, um Phosphor für diese Höllenmaschinen herzustellen«, erinnerte Mr. Orney die Versammelten.
»Sein Bericht überließ wenig der Phantasie«, sagte Mr. Threader.
»Es in London zu tun wäre schwierig -«
»Wieso? London könnte nicht noch stärker nach Pisse riechen, als es das ohnehin schon tut«, bemerkte Mr. Kikin verschmitzt.
»Es würde auffallen, nicht weil es schlecht riecht, sondern weil es eine sonderbare Praxis ist. Deshalb findet das Pissekochen wahrscheinlich auf dem Lande statt. Aber das würde es erforderlich machen, Pisse in großen Mengen von einem Ort, wo viel davon anfällt – nämlich einer großen Stadt wie zum Beispiel London – auf besagtes Land zu transportieren; so etwas lässt sich nicht vollkommen geheim bewerkstelligen.«{<
»Ihr solltet bei den Fäkalienkutschern Nachforschungen anstellen!«
»Eine ausgezeichnete Idee, Mr. Kikin, und eine, die ich schon vor langer Zeit hatte«, sagte Mr. Orney. »Aber meine Wohnung liegt weit entfernt von den Ufern des unteren Fleet, wo sich jeden Abend, dicht wie Fliegen, die Fäkalienkutscher einfinden, um ihre Fracht loszuwerden. Da Mr. Arlanc im Crane Court, fünf Minuten zu Fuß von besagtem Ditch entfernt, wohnt, habe ich ihn damit beauftragt. Monsieur Arlanc?«
»Ich war sehr, sehr beschäftigt …«, begann Henry Arlanc und wurde sogleich von entrüsteten Rufen der übrigen Clubmitglieder übertönt. Der Hugenotte gab sich tapfer den Anschein gallischer Würde, bis das parlamentarische Gebelfer verstummt war. »Aber der Friedensrichter für Southwark hat Erfolg gehabt, wo ich gescheitert bin. Voilà!«
Arlanc zog eine Flugschrift hervor und warf sie auf einen Sarkophagdeckel; sie kam in dem von einer Kerze geworfenen Lichtkreis zu liegen. Die Vorderseite war in großer, schlichter, greller Type bedruckt, die Daniel lesen konnte, ohne seine Brille herausfischen zu müssen: »PROTOKOLLE des mit königlicher Ermächtigung in Kriminalsachen über Inhaftierte entscheidenden Assisen-Gerichts für die GRAFSCHAFT SURREY.«
Darunter wurden die Buchstaben kleiner; aber Mr. Kikin beugte sich vor und las den Untertitel laut vor: »Das ist: VOLLSTÄNDIGER und WAHRHAFTIGER Bericht von den erstaunlichsten, abscheulichsten und furchtbarsten VERBRECHEN, so von Freitag, den 1ten Januar, bis Samstag, den 27ten Februar Anno Domini 1713/14 durch die Feinde des Friedens in jener Grafschaft verübt, und von den gerechten, geschwinden und strengen STRAFEN, so durch die Verteidiger desselben verhängt worden …«
Über die Kerze hinweg wechselte Mr. Kikin einen belustigten Blick mit Henry Arlanc. Man konnte diese Pamphlete überall kaufen, woraus folgte, dass einige Menschen – sogar eine Menge Menschen – sie kauften. Aber niemand, der des Lesens kundig genug war, um sie lesen zu können, würde sich je dazu bekennen. Angeblich ignorierte man diese Art von Literatur. Dass Mr. Arlanc sie zur Kenntnis nahm, war ungehörig, und dass Mr. Kikin sich darüber belustigte, war unfein. Ausländer und ihr Benehmen!
»Verzeiht mir, Monsieur Arlanc, aber ich hatte nicht das... äh … Vergnügen, dieses Dokument zu lesen«, sagte Mr. Threader. »Was steht darin?«
»Es berichtet über den Fall eines gewissen Mr. Marsh, der eines Nachts im Dezember seinen Wagen die Lambeth Road entlangfuhr, als er auf drei junge Gentlemen traf, die gerade aus einem übel beleumdeten Haus in St. George’s Fields herausgekommen waren. Als man einander auf der Straße begegnete, erzürnte der von Mr. Marshs
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