Pringle in Trouble
Clarissa und Mrs. Arburthnot. «Nun gehen Sie doch schon»,
rief Miss Fawcett, «dies ist eine absolut private Unterhaltung.»
«Tut mir leid», sagte die Beamtin,
«aber die Anweisung von Detective Inspector Keatly lautet, daß alle Gäste sich
in der Bibliothek versammeln und bis auf weiteres dort bleiben sollen.»
«Wir hatten gerade erst mit der
Gymnastik angefangen», sagte Clarissa, «als man uns sagte, wir sollten hier
heraufkommen. Hast du übrigens deine Mutter gesehen, Jonathan?» Er schüttelte
den Kopf.
Mrs. Arburthnot wußte gleichfalls nicht,
was los war. «Was das wohl wieder soll?» sagte sie gereizt. «Ich habe mich so
auf einen friedlichen und erholsamen Tag gefreut. Wenigstens den Grund könnten
Sie uns nennen», sagte sie zu der Beamtin. Doch diese starrte stur geradeaus.
«Tut mir leid, Madam», sagte sie mit unbewegter Miene, «ich habe meine
Anweisungen.»
Der einzige, der grenzenlos erleichtert
war, war Jonathan. «Nicht ärgern, nur nicht ärgern», sagte er gut gelaunt, «das
ist alles ganz normal; das wird immer so gemacht. In der letzten Szene werden
alle in der Bibliothek zusammengerufen und bekommen vom Inspector gesagt, wer
der Mörder ist.» Er hatte schon in so vielen Agatha Christie-Krimis Regie
geführt - wenn er nicht wußte, wie so etwas gemacht wurde, wer dann? Agatha
Christie-Filme zu machen war übrigens ein Kinderspiel, vorausgesetzt, man paßte
auf mit den Spuren. Und eins stand fest: Gleichgültig, aus welchem Grund man
sie hierher gerufen hatte, ihm hatte es erst einmal neuen Spielraum verschafft.
Der Inspector war noch nie in seinem
Leben so wütend gewesen. «Habe ich Ihnen gesagt, daß Sie aufhören sollen?!»
schrie er Hugh an. «Machen Sie weiter, das ist eine Anordnung!»
«Es hat keinen Zweck mehr.» Hugh ließ
sich erschöpft zurücksinken und wischte sich den Schweiß von der Stirn. «Es war
schon zu spät, als wir sie fanden. Sie wissen es, ich weiß es, und er weiß es
auch...»
«Ich fürchte, er hat recht.» Harley
Street und Pinner waren sich ausnahmsweise einmal einig. «Mrs. Rees ist tot,
Inspector.»
«Ich werde jetzt nicht noch einmal anfangen,
an ihr herumzudrücken, egal was Sie sagen, Inspector», bemerkte Hugh trotzig.
«Powers wird sie sehen wollen. Weiß er
es schon?»
«Nein...» Der Inspector hieb angesichts
des Unausweichlichen wütend mit der Faust gegen die Wand. «Und Sie», sagte er
zu Dr. Willoughby gewandt, «kümmern sich am besten jetzt um das Mädchen.»
Tom Willoughby wurde weiß im Gesicht:
«Großer Gott... Soll das heißen, daß noch jemand...?»
«Nein. Das Mädchen, das Mrs. Rees
gefunden hat, ist hysterisch geworden. Sie leidet unter Asthma und hat jetzt
einen Anfall. Wir haben sie zu uns in den Caravan geholt und Erste Hilfe
geleistet, aber es wäre besser, Sie würden mal nach ihr sehen.»
«Ich gehe schon», sagte Hugh schnell
und stand auf. «Sie können Powers beibringen, daß seine Mutter tot ist.» Er
ging davon, einen Constable auf den Fersen. «Er soll hinterher in die
Bibliothek kommen», rief Keatly hinter ihm her, und der Constable nickte. Von
jetzt ab würde auf Aquitaine keiner mehr einen unbewachten Schritt tun.
Ein Beamter betrat die Bibliothek und
ging auf Jonathan zu.
«Würden Sie bitte mitkommen, Mr.
Powers?»
«Aber wieso?»
«Detective Inspector Keatly möchte Sie
in seinem Büro sprechen.» Miss Fawcetts Augen wurden kreisrund. «Du bist es!»
kreischte sie. «Du hast es getan! Sie sagen uns jetzt, wer der Mörder ist — du
bist es also gewesen!» Blitzschnell, die Verzweiflung mußte seine Sinne
geschärft haben, erkannte Jonathan seine Chance und griff sie beim Schopf: «Wo
kein Vertrauen ist, kann da Liebe sein, Virginia?» Noch ehe sie antworten konnte,
war er schon gegangen.
Als Mr. Pringle die Eingangshalle
betrat, wimmelte es dort nur so von Polizeibeamten. Er war gekränkt; bei so
vielen Leuten hätte auch gut jemand anders Wilfred ins Krankenhaus begleiten
können. Immerhin war seine Fahrt nicht ganz ergebnislos geblieben. Nach seiner
kurzen Unterhaltung mit Wilfred hatte er seine Hypothese noch einmal unter
einem anderen Gesichtspunkt betrachtet und eine mögliche Alternative entdeckt.
Er brannte darauf, sie zu verifizieren. D. I. Keatly stand schon eine ganze
Weile vor ihm und redete heftig auf ihn ein.
«Oh, Entschuldigung, Inspector. Ich war
etwas abgelenkt,..»
«Ich sagte... Mrs. Rees ist ermordet
worden.» Mr. Pringle starrte ihn verständnislos an. «Sie
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