Pringle in Trouble
nur noch den halben Sold gezahlt, deshalb war
ich auch so froh, als ich endlich das Geld aus dem Treuhandfonds geerbt habe.
Es war keine Riesensumme — die Inflation, wissen Sie —, aber als Daddy noch
lebte, hatten wir sogar nur die Zinsen.»
«Und Mr. van Tenke?»
«Oh, das habe ich ganz vergessen, also
er war der Mann, der Eric das Geld schuldete — der andere Mann. Valter war
damals nicht in Singapur, als das alles passierte, und hinterher hat er gesagt,
daß er Eric einen Scheck geschickt hätte. Aber Eric hat damals geschworen, daß
er kein Geld bekommen hätte, nur, es war alles sehr merkwürdig, weil nämlich
Valters Scheck am Ende doch noch auftauchte. Er muß Monate zirkuliert sein.
Aber das passiert in Südostasien häufiger, jedenfalls mit britischen Schecks,
die wurden benutzt wie Bargeld.»
Mr. Pringle nickte betrübt. Er wußte
nur zu gut, wovon sie sprach, und auch, was die Finanzbehörde von solchen
Praktiken hielt.
«Nachdem sich Eric aufgehängt hatte und
seine Frau über Nacht verschwunden war, hatte sich alles allmählich schon
wieder beruhigt, aber dann kam plötzlich Valter zurück und schwor, daß er den
Scheck geschickt hätte, und erzählte uns, daß Eric mit dieser Frau gar nicht
richtig verheiratet gewesen wäre, und er habe das schon seit Jahren gewußt. Und
dann haben wir uns natürlich auf einmal alle gefragt, ob das in Wirklichkeit
der Grund war, daß er sich aufgehängt hat und daß sie verschwunden ist. Was
meinen Sie?»
«Also, da bin ich wirklich
überfragt...» Mr. Pringle hatte das Gefühl, nicht mehr ganz den Überblick zu
haben, aber er wollte sie nicht unterbrechen.
«Sie waren nicht richtig verheiratet,
wissen Sie. Eric war nämlich schon früher einmal eine Ehe eingegangen, als er
noch sehr jung war, und er hat sich auch nie scheiden lassen. Valter hat ihn
damals schon gekannt, und daher... Wir waren eigentlich alle ziemlich
überrascht, weil sie sich so ähnlich waren — Eric und Sheila, meine ich. Wir
konnten uns gar nicht vorstellen, daß er mal eine andere Frau gehabt haben
sollte.»
«Wer ist Sheila?»
«Erics zweite. Ach Gott, die beiden
haben sich immer so abgestrampelt, um dazuzugehören. Lächerlich, wirklich...
Sie ist übrigens heute noch immer genauso...» Sie schien auf eine Reaktion zu
warten.
«Ach wirklich?» Er spürte, daß sein
Interesse zu erlahmen begann.
«Versucht die ganze Zeit, Mrs.
Willoughby zu kopieren, und redet sich ein, sie sei eine von uns. Aber da hat
sie natürlich gar keine Chance...»
Plötzlich stutzte er. Sheila? Gab es da
nicht unter den Gästen eine Sheila... Er sah auf die Liste, die ihm Miss
Fawcett zur Verfügung gestellt hatte. «Sprechen Sie von Mrs. Sheila
Arburthnot?» fragte er vorsichtig.
«Ja natürlich. Ich weiß, man sollte
Mitleid mit ihr haben, aber sie ist eine solche Pest!»
Mr. Pringle musterte Miss Brown in der
ihm eigenen zurückhaltenden Art und Weise. Ihr alter, sackartiger Rock zipfelte
hinten und vorne, ihre Nyltestbluse war unter dem Arm eingerissen, und was ihre
Frisur anging, so sahen die unregelmäßigen Fransen sehr danach aus, als ob sie
selbst zur Schere gegriffen hätte. Aber wie immer sie auch aussehen mochte,
eins war sicher: Es würde nie jemandem einfallen, sie für eine Angehörige der
Unterschicht oder auch nur der Mittelschicht zu halten.
«Um ganz ehrlich zu sein, ich hätte nie
im Leben damit gerechnet, Valter oder Sheila jemals wiederzusehen. Ich war ein
bißchen verärgert, als ich feststellte, daß sie auch hier sein würden. Mrs.
Willoughby hat versucht, es mir zu erklären... Sie hat selbst erst vor vierzehn
Tagen erfahren, daß Valter kommen würde. Der Colonel ist ein reizender Mensch,
nur so schrecklich impulsiv. Nicht ganz einfach für sie, nehme ich an. Sie hat
mir versprochen, es mich beim nächstenmal, wenn ich ein Zimmer bestelle, gleich
wissen zu lassen, ob Mrs. Arburthnot ebenfalls angemeldet ist. Dann kann ich
notfalls meinen Aufenthalt entsprechend verschieben.» Sie strahlte ihn vergnügt
an: «Mrs. Willoughby findet auch, daß sie eine Pest ist, aber sie zahlt eben...
Und bei dem Zustand des Schlosses...» Sie blickte an die Decke, als erwarte
sie, sie jeden Moment einstürzen zu sehen.
Mr. Pringle lenkte das Gespräch sanft
wieder zurück auf das eigentliche Thema. «Sie glauben also, daß Mrs. Arburthnot
wußte, daß ihr Mann mit ihr in Bigamie lebte und daß sie deshalb nach seinem
Tod verschwand?»
«So genau weiß ich das natürlich nicht.
Es kann auch
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