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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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so fragte er, sich wiederholend: «Wie um alles in der Welt hast du
es erfahren?»
    «Ganz einfach. Jessie hat es Millicent
erzählt. Und ich war zufällig in der Nähe. Aber jetzt würde ich gerne deine
Version hören.»
    Er steckte die Hände in die
Hosentaschen und trat einen Schritt zurück. «Als ich in mein Zimmer zurückkam,
saß sie in meinem Bett und hielt eine Pistole auf mich gerichtet. Sie sagte,
sie sei schon längere Zeit da, ich solle mir ihren Ausschlag ansehen. Ich
stellte eine Diagnose — Psoriasis — und gab ihr die notwendigen Ratschläge.
Dann forderte ich sie auf zu gehen, aber sie weigerte sich. Sie habe Angst.
Also ging ich ins Bett und schlief zum Glück auch gleich ein. Und ich kann dir
versichern, es ist nichts, aber auch rein gar nichts zwischen uns passiert.
Zufrieden?»
    Sie sah ihn nicht einmal an, sondern
starrte in die Ferne. «Und wozu hatte sie die Pistole?»
    «Ich sagte dir doch schon, sie hatte
Angst. Das Schloß sei ihr unheimlich, sie habe Leute herumschleichen hören...
Nun, im nachhinein hat sich ihr Gefühl ja als sehr berechtigt herausgestellt.»
Für ihn war das Thema Maeve damit abgeschlossen. Und am liebsten hätte er
Clarissa jetzt einfach in die Arme genommen und ihr gesagt, daß er sie liebe,
in der Hoffnung, daß sich noch einmal dieses geheimnisvolle, schwerelose
Einverständnis zwischen ihnen einstellen würde, das ihn gestern so beglückt
hatte. Statt dessen fragte er: «Ist dein Vater ein Herzog?»
    «Nein, warum?» fragte sie erstaunt.
    «Weil Robinson immer von dir als ‹der
Ehrenwerten Miss Pritchett› sprach.»
    «Ach so... Jonathan hat die Anmeldung
ausgefüllt. Ich lasse den Titel immer weg, aber Jonathan gibt gern damit an.»
    Sie rieb sich frierend die Arme. «Warum
hast du mir die Sache mit der Kelly nicht früher erzählt?»
    «Und wann, bitte schön? Wie du dich
vielleicht erinnerst, war es heute morgen etwas turbulent — eine Leiche im Pool
oder so etwas.»
    «Aber inzwischen hätten wir mehr als
genug Zeit gehabt. Du hast es einfach gar nicht versucht.»
    Es war genau die Art Anschuldigung, die
er auch von Marion immer hörte. Er tue nichts sofort, er schiebe alle Dinge auf
die lange Bank. Und nun sagte Clarissa dasselbe, und in demselben Ton. Er
spürte eine grenzenlose Enttäuschung.
    «Komm», sagte er leise, «wir gehen
besser wieder hinein.»
    Clarissa rührte sich nicht. «Wer,
glaubst du, hat es getan?»
    «Ich habe wirklich nicht die leiseste
Ahnung. Mal abgesehen vom Colonel, mochte ihn, glaube ich, keiner besonders.»
    «Zwischen jemanden nicht besonders
mögen und jemanden töten besteht aber immer noch ein himmelweiter Unterschied,
sonst wäre der Personalbestand bei der BBC bestimmt längst um die Hälfte reduziert.»
    «Da hast du natürlich recht. Aber vor
allem ist mir nicht klar, wie der Mörder, wer auch immer es war, es überhaupt
geschafft hat — van Tenke war ein überaus kräftiger Mann.»
    «Nun, irgend jemand hat offenbar
gewußt, wie er es anstellen mußte. Und die Polizei nimmt an, daß dieser Jemand
einer von uns ist.» Sie blickte zum Schloß hinüber. «Mrs. Willoughby hat
Angst...» Einen Moment lang schien sie völlig versunken in den Anblick des
düsteren Granitbaus, dann sagte sie nachdenklich: «Wie kann bloß jemand seiner
Frau ein solches Schloß zum Geschenk machen!»
    «Es heißt, die Ehe sei nicht besonders
glücklich gewesen», sagte Hugh leise. «Was bringt dich übrigens zu der Annahme,
daß Mrs. Willoughby Angst habe?»
    «Ich habe während des Mittagessens
einmal zufällig zu ihr hinübergesehen. Der Colonel sprach sie ganz ruhig von
der Seite an, aber sie wäre vor Schreck fast vom Stuhl gefallen.»
    Hugh nickte. «Sie ist nicht die
einzige, der das so geht. Ich selbst merke auch, daß ich nervös bin. Ich war’s
nämlich nicht, auch wenn Jonathan das Gegenteil behauptet. Aber einer von uns
hat es getan, und er läuft noch frei herum. Clarissa», er sah sie ernst an,
«versprich mir, daß du vernünftig sein und dich nicht allein herumtreiben
wirst. Außerdem würde ich vorschlagen, daß du heute nacht mit Mrs. Rees
zusammen in einem Zimmer schläfst. Hat sie ein Doppelzimmer?»
    «Nein, aber es gibt eine Couch.» In
ihrem Blick lag eine unausgesprochene Frage.
    Er schüttelte den Kopf. «Nein, ich
werde heute nacht nicht zu dir aufs Zimmer kommen; ich habe beschlossen, gar
nicht mehr zu kommen, solange wir hier sind. Ich warte lieber, bis wir diese
elende Geschichte hinter uns haben und du Lust

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