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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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einem
Gespräch aufsuchen. Hochachtungsvoll. G. H. D. Pringle.»
    «Du brauchst keine Angst vor ihm zu
haben; er ist harmlos», sagte Hugh. «Aber falls du mal bei der Einkommensteuer
Schmu gemacht haben solltest, würde ich ihm das lieber nicht erzählen — in
diesem Punkt ist er empfindlich.»
     
     
    Mr. Pringle war mit seinem Zeitplan
schon um etliches im Rückstand, aber es war ihm egal. Was Miss Brown zu sagen
hatte, interessierte ihn.
    «Haben Sie Ahnung von Geld?» fragte
sie.
    «Ich habe den größten Teil meines
Lebens damit zugebracht zu versuchen, anderer Leute Einkommen möglichst
zuverlässig einzuschätzen.»
    «Ach wirklich? Wie gräßlich!»
    Mr. Pringle ließ sich seinen Ärger
nicht anmerken.
    «Daddy hatte überhaupt kein Verhältnis
zum Geld.» Sie seufzte.
    «So...?» Jetzt müßte sie eigentlich
bald zur Sache kommen. Er wartete geduldig.
    «Daddy hat immer gesagt, es sei nicht
seine Schuld gewesen; alles sei nur passiert, weil er so erzogen worden sei,
anderen Menschen zu vertrauen. Und so etwas Ähnliches haben sie auch bei der
Untersuchung gesagt. Daß nämlich in Wirklichkeit jemand anders verantwortlich
gewesen sei...»
    «Und diese Sache hat zu tun mit Mr. van
Tenke?»
    «Ja, natürlich.»
    «Dann erzählen Sie mir am besten alles
von Anfang an.»
    «Also da war ein Stück Papier, das ein
Mann, den mein Vater kannte, als Sicherheit für ein Darlehen hingegeben hatte,
und das Darlehen war eigentlich noch lange nicht fällig, aber dann haben sie es
gekündigt oder so, und der Mann brauchte plötzlich das Geld ganz schnell, und
dieses Papier sollte ja hundertprozentig sicher sein und deshalb hat Daddy ihm
mit Clubgeldern ausgeholfen, das hätte er natürlich nicht tun dürfen, aber er
hat es nun mal getan, und er hat es auch bei der Untersuchung sofort alles
zugegeben, weil er ja Offizier war, nur der andere Mann war eben nur Zivilist,
und nicht einmal ein richtiger Herr, aber das hat Daddy, als er ihm geholfen
hat, natürlich nicht gewußt, sonst hätte er sich ja gar nicht eingelassen auf
das Ganze, aber der Mann hat ihm so leid getan, weil er so in der Patsche saß,
und Daddy hatte überhaupt nur die Verantwortung für die Clubkasse, weil der
richtige Schatzmeister auf Urlaub war, und der Mann hatte Daddy gesagt, daß er von einem anderen Mann noch Geld zu bekommen hätte und daß dies Geld bis zu
einem bestimmten Termin ganz sicher da sein würde, aber dann war es doch nicht
da, obwohl der andere Mann hinterher gesagt hat, er hätte es rechtzeitig
abgeschickt. Und als dann der richtige Schatzmeister zurückkam, da stimmte die
Kasse nicht, und danach hat der Mann Daddy total im Stich gelassen, und als
Daddy zur Untersuchung mußte, da ist der andere Mann einfach zu Hause geblieben
und hat sich erhängt. Und Daddy mußte alles allein ausbaden. Und als der
Vorsitzende von der Untersuchung — das war ein Offizierskamerad von Daddy — gehört
hat, wie alles gewesen ist, da hat er gesagt, daß dem Mann der Schneid fehle,
aber das haben wir in der Kolonie sowieso schon alle gewußt, weil nämlich seine
Frau überall Schulden machte und er nie etwas dagegen unternommen hat.» Miss
Brown hielt befriedigt inne und sah ihn erwartungsvoll an. Mr. Pringle
räusperte sich. Er würde erst einmal versuchen, Ordnung in die Geschichte zu
bringen.
    «Fassen wir also zusammen», begann er
höflich, «Ihr Vater, ein Offizier, verlieh Geld, das ihm zu treuen Händen
anvertraut war, an einen Zivilisten, der selbst wiederum damit rechnete, Geld,
welches er verliehen hatte, zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückzubekommen.
Dies geschah jedoch nicht — oder so hatte es mindestens den Anschein — und die
mißbräuchliche Verwendung des Geldes durch Ihren Vater wurde entdeckt.»
    «Und dann kam die Untersuchung», nickte
Miss Brown eifrig. «Daddy wurde natürlich nicht entlassen, weil er ja sofort
alles zugegeben hatte, aber er bekam einen Verweis, und davon ist er krank
geworden. Und dann haben sie ihn dienstuntauglich erklärt und nach England
zurückgeschickt.»
    «Ein bedauerlicher Ausgang», sagte Mr.
Pringle in mitfühlendem Ton.
    «Und dann ist er auch bald gestorben.
Eigentlich hat er sich seit damals nie wieder richtig erholt. Der Schock war
wohl zu groß, nehme ich an. Außerdem hat er auch Singapur immer sehr geliebt,
die Umgebung und das ganze Leben da. Er hat gesagt, dieses England — er meinte
das England nach dem Krieg — sei nicht mehr sein England. Überall
Sozialisten... Sie haben ihm auch

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