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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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sein, daß sie verschwunden ist, weil sie sich ausgerechnet hat,
daß sie nie wieder zu einer unserer Parties eingeladen werden würde. So wie
Eric gestorben ist! Parties bedeuteten Sheila viel, sie ist eben eine typische
Aufsteigerin. Aber außerdem gab es da auch noch irgendwelche finanziellen
Probleme. Sie hat, als sie verschwand, jedenfalls einen Haufen Schulden
zurückgelassen.» Plötzlich sah sie ihn an, als ob sie eine Überraschung für ihn
habe: «Sie war letzte Nacht bei Valter auf dem Zimmer.»
    Er saß plötzlich ganz still. «Woher
wissen Sie das?»
    «Ich wollte ihn aufsuchen, um etwas mit
ihm zu besprechen. Nichts was mit seinem Tod in Zusammenhang steht — eine rein
persönliche Angelegenheit. Ich ging deshalb zu ihm hoch, aber als ich vor der
Tür stand, röch ich ihr Parfüm — ein widerlich süßer Duft.»
    Mr. Pringle nickte. Mrs. Arburthnots
Duftnote war in der Tat etwas aufdringlich.
    «Vorsichtshalber hatte ich einen
kleinen Brief vorbereitet», fuhr sie fort. «Es war schon sehr spät, nach
Mitternacht, und ich dachte, wenn das Licht noch an ist, dann ist er wach, und
dann werde ich klopfen, und wenn nicht, dann schläft er schon, und dann schiebe
ich ihm meine Nachricht unter der Tür durch, und wir sprechen morgen darüber.
Nur, daß es dann nicht mehr ging, weil er ja da schon tot war.»
    «Und — war das Licht noch an?»
    Miss Brown runzelte die Stirn. «Also
das kann ich beim besten Willen nicht sagen. Als ich das Parfüm roch, bin ich
gleich wieder umgedreht, das heißt, nachdem ich mein Briefchen durchgeschoben
hatte.»
    «Ich verstehe...» sagte Mr. Pringle
gedankenverloren. Miss Brown rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.
    «Also, ich hätte da noch eine Bitte...»
    «Ja?»
    «Könnten Sie wohl dafür sorgen, daß ich
mein kleines Schreiben wieder zurückbekomme? Die Polizei wird es sicherlich
nicht lesen, weil ja extra ‹Persönlich› darauf steht, aber ich hätte es
trotzdem gerne wieder.»
    Wie konnte jemand nur so naiv sein.
«Ich nehme an, das heißt, daß Sie die Polizei bisher noch nicht daraufhin
angesprochen haben?» erkundigte er sich.
    Sie nickte. «Dieser Detective
Inspector, den sie inzwischen abgelöst haben, war derartig unhöflich... Dem
habe ich nur das Nötigste gesagt. Und als ich hörte, daß Sie kämen, um unsere
Interessen wahrzunehmen...» Sie sah ihn vertrauensvoll an. Mr. Pringle wiegte
unbehaglich den Kopf. «Trotzdem ist es natürlich meine Pflicht, alle Tatsachen,
die sich als für den Fall wichtig erweisen könnten, unverzüglich an die Polizei
weiterzuleiten.» Er lächelte bedauernd.
    «Ja, natürlich. So ein Mist...» Ihr
Gesicht verzog sich zu einer abstoßenden Grimasse kindlichen Ärgers: «Mist,
Mist, Mist!» Hektisch strich sie sich einige Male über den Rock.
    «Aber versuchen könnten Sie es doch
vielleicht trotzdem, oder? Ich wollte vorhin schon selbst nach oben gehen, aber
der Constable hat mich gleich wieder hinuntergeschickt...»
    «Das sollte Sie aber nicht wundern»,
sagte er milde. «Schließlich wird hier wegen eines Mordfalls ermittelt. Aber
wenn Sie mir jetzt vielleicht sagen würden, worum es in dem Brief in etwa
ging...?»
    Sie zögerte. «Um die Sache mit Daddy»,
sagte sie, ohne ihn anzusehen.
    «Vielen Dank, Miss Brown. Ich werde
tun, was in meinen Kräften steht.»
     
     
    Als Hugh und Clarissa die Bibliothek
betraten, schlug ihnen fröhlicher Lärm entgegen. Statt Kamillentee gab es heute
abend Wein; Consuela hatte einen sicheren Instinkt dafür, was sie ihren Gästen
zumuten durfte. Ausgelassen scherzte sie über die möglichen Gründe für D. I.
Robinsons überraschende Abreise, und ihre Gäste taten es ihr nach, erleichtert,
wenigstens für einen Moment den Gedanken an den Mord abschütteln zu können.
Mrs. Arburthnot war noch aufgedrehter als gewöhnlich.
    Jessie und Wilfred machten mit ihren in
weiße Servietten gehüllten Flaschen unablässig die Runde. Und der Alkohol
zeigte die gewünschte Wirkung, besonders, da die meisten seit dem Mittagessen
nichts mehr gegessen hatten. Mrs. Burg und Millicent saßen an dem schweren
Eichentisch und füllten die Behandlungskarten für den morgigen Tag aus,
Consuela ging umher und verteilte ihre Termine mit dem bezauberndsten Lächeln,
dessen sie fähig war. Man hätte fast meinen können, der Mord sei nur ein böser
Traum gewesen.
    Kaum hatte er den Raum betreten, fiel
Hughs Blick sogleich auf Jonathan. Dieser hinterhältige...! Er war noch immer
wütend über Jonathans

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