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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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wenn ich meine Notizen noch einmal in Ruhe
durchgegangen bin, vielleicht etwas entdecke, was mir bis jetzt entgangen ist.»
    Detective Inspector Keatly lächelte ihm
verständnisvoll zu. «Sie sind groggy, genau wie ich auch. Kommen Sie, gehen wir
beide schlafen; geben wir unserem Unterbewußtsein eine Chance die Lösung zu
finden.»
    «Oh, aber ich habe gar nicht vor
schlafenzugehen, Inspector. Ich werde noch arbeiten — Ordnung und Methode sind
überaus beruhigend und erholsam...»
    «Das müssen Sie selbst wissen», der
Inspector riß beim Gähnen den Mund so weit auf, daß Pringle sein Gaumenzäpfchen
sehen konnte. «Dann bis morgen.»
    «Da wäre noch eine Kleinigkeit...»
    «Ja?»
    «Ein Vorname. Ich schreibe die
Einzelheiten auf, wenn es Ihnen recht ist.» Mr. Pringle kritzelte ein paar
Zeilen auf einen Zettel. Der Inspector las, was er geschrieben hatte. «Also in die Richtung gehen Ihre Überlegungen... Nun, das dürfte sich herausfinden lassen.»
    «Eine Ihrer Beamtinnen hat mir beschrieben,
was Ihr Computer alles kann. Sie scheint mir übrigens eine sehr sachkundige und
kompetente Person zu sein.»
    «Dann wenden Sie sich doch am besten
gleich an Sie. Sagen Sie ihr, Sie hätten mit mir gesprochen.»
    «Vielen Dank.»
    Der Inspector stieg die Treppe empor
und öffnete die Tür. Aber auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um: «Hat
Dr. Godfrey eigentlich erwähnt, was ihn geweckt hat, als er bei Miss Pritchett
im Zimmer schlief?»
    «Ich bin mir nicht sicher, ich glaube
nicht; aber ich werde noch mal nachsehen.»
    «Tun Sie das. Es würde mich
interessieren. Gute Nacht.»
    «Gute Nacht.»
     
     
    Mr. Pringle ordnete seine Fragebogen
und Notizen in zwei säuberlich getrennte Stapel und schraubte den
Füllfederhalter auf. Er wollte wachbleiben, deshalb hatte er sein Fenster einen
Spaltbreit geöffnet, aber sich zum Schutz gegen die Kälte eine Bettdecke über
die Knie gelegt. Es blieben ihm nur noch vierundzwanzig Stunden, um den Fall zu
lösen und sich die Chance für das Bild zu sichern.
    Jedes gewaltsame Ende, davon war er
überzeugt, hatte einen Keim, so klein wie ein Sandkorn in einer Auster, nur,
daß hier die Irritation sich nicht zur Perle auswuchs, sondern so lange gärte,
bis schließlich der Punkt erreicht war, wo es zu einem gewalttätigen Ausbruch
kam. Er glaubte, alle wesentlichen Informationen vor sich zu haben. Worauf es
ankam, war, die Tat zurückzuverfolgen zu ihrem Ursprung.
    Er machte sich daran, seine Notizen zu
sichten; sie stimmten im wesentlichen mit der Zusammenfassung überein, die der
Inspector soeben gegeben hatte. Er begann seine Aufstellung, die einem
Außenstehenden ähnlich wie eine Ahnentafel erscheinen mochte, nur daß sie zu
den familiären Beziehungen auch noch das Netz der Freundschaften und
Bekanntschaften, das die auf dem Schloß Anwesenden miteinander verband,
festhielt. Die Willoughbys hatten bis jetzt noch keinen Fragebogen ausgefüllt.
Er überlegte, ob er Dr. Willoughby überreden könnte, auf seinen Bruder und
seine Schwägerin diesbezüglich etwas Druck auszuüben. Den Kopf auf die Hand
gestützt, begann er darüber nachzudenken, wie Dr. Willoughby am besten mit dem
delikaten Problem zu konfrontieren sei.
    Im Schloß herrschte Totenstille. Nichts
lenkte ihn ab, bis er plötzlich meinte, aus den Augenwinkeln eine Bewegung
wahrgenommen zu haben. Er erstarrte. Im Bruchteil einer Sekunde schienen alle
die guten Dinge des Lebens vor seinem inneren Auge Revue zu passieren, und
reuevoll entsann er sich, daß ihn nichts anderes als Gier hierhergeführt hatte.
Zu seiner eigenen Überraschung stellte er fest, daß ihm jetzt, im Angesicht des
Todes, Kunst überhaupt nichts mehr bedeutete. Das einzige, woran ihm lag, war —
weiterzuleben, um jeden Preis weiterzuleben! Knarrend ging die Tür noch ein
Stück weiter auf. «Ich dachte, Sie sollten es wissen», sagte eine verzagte Stimme
aus dem Dunkel.
    Der Schweiß lief ihm den Rücken
hinunter, seine Beine waren wie Pudding, er wußte, daß er, wenn er versuchen
würde aufzustehen, sogleich umfallen würde. Eine schwache Handbewegung war
alles, was ihm möglich war; Miss Brown deutete sie als Aufforderung näher zu
treten. Scheu setzte sie sich ihm gegenüber. Sie hatte sich den Gürtel ihres
wollenen Morgenmantels so eng um die Taille geschnürt, daß ihr Körper aussah,
als bestehe er aus zwei kompakten Fleischklumpen. Ihre kurzen grauen Haare standen
ihr wild um den Kopf. «Irgend jemand hat mir meinen Brief

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