Pringle in Trouble
Keatly zu.
«Rekapitulieren wir doch also noch einmal. In Nummer eins haben wir Mrs. Rees,
die aus klar zutage liegenden Gründen als Mörderin nicht in Frage kommt in
Nummer zwei sind Miss Pritchett und Dr. Godfrey miteinander zugange, in drei
schläft oder schläft nicht die Arburthnot, die Brown in vier, fünf steht leer,
und in Nummer sechs befindet sich van Tenke, zusammen mit X — und die beiden
veranstalten einen solchen Lärm, daß Miss Kelly in sieben sie hört und
hinterher von ‹Treiben› spricht. Irgendwann in der Nacht fällt dann Miss Kelly
ein, daß sie einen Arzt konsultieren möchte, und sie zieht von Nummer sieben
nach Nummer acht, wo der gute Doktor etliche Zeit später eintrifft — angeblich ohne
etwas gehört oder gesehen zu haben.»
«Ich denke, wir müssen davon ausgehen»,
sagte Pringle, «daß der Mörder zu diesem Zeitpunkt van Tenke bereits ins
Solarium geschafft hatte. Außerdem war Dr. Godfrey sehr müde, und der Flur ist
ziemlich dunkel. Falls sich also noch jemand auf dem Flur aufgehalten hätte,
hätte er ihn nicht unbedingt sehen müssen.»
Keatly nickte. «Und nun zu den
anderen.» Er setzte sich etwas bequemer und begann an den Fingern aufzuzählen:
«Miss Fawcett, Jessie und Millicent haben sich — immer laut Robinson — in ihren
jeweiligen Zimmern im Dienstbotenflügel auf der anderen Seite des Turms
befunden. Miss Fawcett behauptet, sehr schwer einzuschlafen und auch unruhig zu
schlafen, weswegen sie immer noch eine Zeitlang lese und dann gewöhnlich ein
Valium nehme. Letzte Nacht habe sie angeblich kein Valium genommen und deshalb
auch ‹sehr unruhig› geschlafen.»
«Sie hatte aber auch einen sehr
aufregenden Tag», bemerkte Mr. Pringle verständnisvoll, «vermutlich aufregender
als jedes ihrer Bücher.»
D.I. Keatly grinste. «Ich würde ja
wirklich zu gern wissen, wie sich Jonathan P. Powers wohl jetzt fühlt. Aber es
geschieht ihm nur recht. Ich muß mir seit Jahren jedes seiner Programme ansehen
— wegen meiner Frau. So — wer ist jetzt noch übrig?»
«Die Willoughbys», sagte Mr. Pringle
seufzend. «Der Colonel hat mich übrigens heute nachmittag extra auf dem
Korridor angehalten, um mir zu sagen, er habe es nicht getan. Valter sei ein
besonders lieber Freund gewesen, und er sei zutiefst bestürzt über das, was ihm
zugestoßen sei. Leider hatte ich bisher immer noch keine Gelegenheit, mich mit
ihm oder Mrs. Willoughby eingehender zu unterhalten...»
«Ich auch nicht, verdammt noch mal!»
Der Inspector stand auf und trat wütend einige Male gegen den Beckenrand. «Aber
länger lasse ich mich nun nicht mehr hinhalten! Morgen früh will ich die beiden
sprechen. Vermutlich werden sie mir erzählen, daß sie die Nacht in irgendeinem
antiken Himmelbett verbracht hätten — natürlich zusammen.»
«Ihre Räume sind ziemlich weit vom
Zimmer van Tenkes entfernt», gab Mr. Pringle zu bedenken, «wenn sie wirklich
vorgehabt hätten, ihn umzubringen - hätten sie dann nicht dafür gesorgt, daß er
irgendwo mehr in ihrer Nähe untergebracht worden wäre? Und außerdem — lädt man
jemanden zu sich ein, um ihn dann umzubringen?»
«Keine Ahnung. In bestimmten Gegenden
in Salford kann das durchaus vorkommen: Man lädt jemanden ins Gasthaus ein und
haut ihm hinterher eins in die Fresse. Aber Sie haben schon recht, dies hier
ist Yorkshire.»
Der Inspector trat gereizt auf die
zerdrückten Grünpflanzen am flachen Ende des Beckens. «Einer hier im Schloß ist
der Mörder, soviel steht fest. Und er hat — vielleicht mit Hilfe einer zweiten
Person — van Tenke letzte Nacht hier heruntergeschleppt, ihn verschnürt, um zu
verhindern, daß er sich womöglich noch befreien könnte, und dann hier in den
Pool geworfen. Ich bin übrigens, je mehr ich darüber nachdenke, um so
überzeugter, daß es wahrscheinlich wirklich zwei gewesen sind.» Pringle nickte.
«Aber wer sind die beiden? Irgendeine Kleinigkeit muß ich übersehen haben. Ist
Ihnen vielleicht etwas aufgefallen, was ich bis jetzt noch nicht erwähnt habe?»
Mr. Pringle schüttelte betrübt den
Kopf, nahm seine Brille ab und rieb sich die Druckstellen: «Nein, ich bin
ebenfalls ratlos. Ich denke, daß — obwohl ich dafür überhaupt keine Beweise
habe — möglicherweise seine Zeit in Singapur hier hereinspielen könnte, und
dann natürlich auch die Tatsache, daß er ein Erpresser war. Aber das ist auch
alles. Ich muß gestehen, ich bin jetzt auch ein wenig verwirrt von den vielen
Aussagen. Mag sein, daß ich,
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