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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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schwierig sein. Wenn ihr Ihre Nase nicht paßt, bringt sie es glatt fertig
und schickt Sie zum Dienstboteneingang.» Mr. Pringle nickte ergeben und machte
sich auf den Weg.
    Ein starker Wind ließ die
Planen des Zeltes auf dem Anger hin und her schlagen. Einige Arbeiter
versuchten mit äußerster Anstrengung, die Seile festzuzurren, während Miranda
Kenny danebenstand und mit schneidender Stimme unsinnige Befehle erteilte.
Niemand hörte auf sie.
    «Guten Morgen.» Überrascht zog
Mr. Pringle den Hut. Vor ihm stand eine der Damen aus Doris Leverets
Frauenverein. Mr. Pringle erinnerte sich, daß sie in einem der strohgedeckten
Häuser wohnte. Wie hieß sie doch gleich? Er hatte es vergessen. Sie ersparte
ihm die peinliche Nachfrage. «Ich nehme an, Sie werden meinen Namen nicht
behalten haben», sagte sie verständnisvoll lächelnd. «Ich bin Felicity Brown.»
    «Aber natürlich. Guten Morgen.»
    Felicity wies mit dem Kopf in
die Richtung, wo Miranda Kenny stand. «Da kommt einem doch die Galle hoch, wenn
man ihr zusieht. Wenn sie andere herumscheuchen kann, ist sie immer ganz in
ihrem Element. Sie ist für das Zelt zuständig, Doris für die Kirche. Der
Pfarrer versucht immer, die beiden möglichst auseinander zu halten, sonst
hätten wir hier schon längst Bürgerkrieg. Ein gescheiter Mann.»
    «Mrs. Kenny setzt sich aber
doch sehr für das Dorf ein.»
    «Ha!» Felicity schnaubte
verächtlich. «Wenn die sich einsetzt, dann nur für sich selber. Und alle, die
schwächer sind als sie, schüchtert sie gnadenlos ein. Ständig betont sie ihren
akademischen Grad und ihre umfassende Bildung, und eine ganze Reihe Leute hier
sind auch wirklich töricht genug, alles, was sie sagt, für das Evangelium zu
halten.»
    «Und Sie?» wollte er wissen.
    Felicity lachte. «Um ganz
ehrlich zu sein, ich kann weder Miranda noch Doris besonders gut leiden. Ted
und ich gehen unseren eigenen Weg und versuchen, irgendwelchen
Auseinandersetzungen möglichst auszuweichen. Wie sind Sie übrigens mit Joyce
klargekommen? Gefiel Ihnen... Balmoral ?» Sie lachte laut und herzlich.
    «Ein sehr... nun sagen wir,
interessantes Haus», antwortete Mr. Pringle diplomatisch und fügte dann, weil
ihm ihre warmherzige Art gefiel, hinzu: «Wissen Sie, ich bin, was
Hausbesichtigungen angeht, völlig aus der Übung. Seit meine verstorbene Frau
und ich damals unser Haus ausgesucht haben, habe ich so etwas nicht mehr
gemacht, und das liegt nun schon mehr als 30 Jahre zurück.»
    «Ich habe mir gleich gedacht,
daß Ihnen die Siedlung — so nennen wir Reynard’s Covert — nicht Zusagen würde.
Meiner Meinung nach sind die Häuser nur für Pygmäen geeignet. Was werden Sie
also jetzt tun?»
    «Ich habe gleich eine
Verabredung, um mir das Haus der Familie Petrie Coombe-Hamilton anzusehen»,
gestand er verlegen.
    «Oh!»
    «Es ist natürlich viel zu groß
für mich, und ich kann mir ein solches Anwesen auch überhaupt nicht leisten»,
sagte er eilig. «Ich stehle Miss Coombe-Hamilton nur die Zeit.»
    «Ich wette, das hat Joyce
eingefädelt, damit Sie uns hinterher erzählen können, wie es dort aussieht.»
    Er nickte stumm.
    «Dann müssen Sie gleich, wenn
Sie fertig sind, in die Kirche kommen. Hätten Sie übrigens Lust, heute abend
mit uns zu essen? Es gibt allerdings nichts Besonderes.»
    «Das ist sehr freundlich von
Ihnen.»
    «Nein, ganz und gar nicht. Ich
bin heute nachmittag dazu abkommandiert, Efeu herbeizuschaffen, und werde also
vermutlich nicht dabeisein, wenn Sie Bericht erstatten — aber ich bin genauso
neugierig wie die anderen. Wenn Sie heute abend zu uns kommen, erfahre ich
alles aus erster Hand. Sagen wir gegen sieben?»
    «Das paßt mir ausgezeichnet.
Nochmals vielen Dank.»
    Sie hob ihre Gartenschere zum
Gruß. «Dann bis heute abend.»
     
    Er überquerte die kleine Brücke
über den Wuffen und folgte dann einer Nebenstraße. Nach ungefähr vierhundert
Metern sah er am Fuß einer Auffahrt eine Holztafel, die einen öffentlichen
Wanderweg markierte. Der Pfeil zeigte in Richtung Haus. Zwei Schilder, das eine
mit der Aufschrift Zum Verkauf , das andere mit der unerfreulichen
Ankündigung, «Widerrechtliches Betreten wird unnachsichtig verfolgt», bestärkte
Mr. Pringle in seiner Vermutung, daß es sich um das Anwesen der Petrie
Coombe-Hamiltons handeln müsse. Hoffentlich ist die Auffahrt nicht vermint,
dachte er nur halb im Spaß.
    Da das Herrenhaus seit seiner
Erbauung verwaist war, hatten die Petrie Coombe-Hamiltons die Rolle des
Gutsherrn

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