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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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lächelnd zu. Erst drei
Tage später, als die fahrbare Bibliothek vor ihrer Tür hielt und sie in einem
Lexikon den Ausdruck nachschlug, dämmerte ihr plötzlich die Wahrheit: Mrs.
Kenny fand die Einrichtung abscheulich. Michelle war zutiefst verletzt.
    Alles Glücksgefühl war auf
einmal verschwunden. Über Nacht verwandelte sich Michelle von einer zufriedenen
jungen Ehefrau in einen rabiaten Drachen. Sie würde es Mrs. Kenny schon zeigen!
Wie konnte die es wagen, sie derartig zu demütigen! Gerrys Protest nahm sie
kaum zur Kenntnis, und innerhalb kürzester Zeit mußte die
schaumstoffgepolsterte Bequemlichkeit spartanischen Kiefermöbeln aus zweiter
Hand weichen. Vor den Einbauschränken in der Küche hingen jetzt an einer Schnur
büschelweise Kräuter, um notdürftig die imitierten Marmoroberflächen zu
verdecken. Und der nächste Schritt war auch schon geplant: Sie würden ihr Haus
verkaufen und statt dessen irgendein heruntergekommenes Anwesen erwerben. Am
besten wäre natürlich, wenn es ihnen gelänge, in eine Scheune zu ziehen, das
wäre ein Schritt, der sie gesellschaftlich absolut unangreifbar machen würde.
    Wenn Michelle an die
Knochenarbeit dachte, die da vor ihr lag, knirschte sie mit den Zähnen, doch
der gesellschaftliche Komment, dem sie sich unterworfen hatte, forderte eben
Opfer. Wenn sie die Kennys in den Schatten stellen wollte, dann nur mit einer
halb zerfallenen Scheune. Sie hatte auch schon eine gefunden. In der standen
zwar im Moment noch landwirtschaftliche Maschinen, aber Michelle war
zuversichtlich, daß der Bauer sich schon überreden lassen würde, seine
Traktoren woanders unterzustellen.
    Sie eilte nach draußen und
stellte die Schüssel mit dem Futter vor die Hundehütte. Normalerweise kam der
kleine Spaniel herausgesprungen, um sie zu begrüßen, doch heute morgen ließ er
sich nicht blicken. Dafür gab es einen guten Grund. Er hatte mitbekommen, daß
hinter dem Geräteschuppen die Füchsin mit ihren Jungen lauerte.
    Er gab ein verschrecktes Jaulen
von sich, aber sein Frauchen achtete nicht darauf. Sie ging zurück in die
Küche. Als sie gerade angefangen hatte zu spülen, hörte sie plötzlich draußen
ein wütendes Knurren, dann einen durchdringenden Schmerzensschrei. Sie blickte
aus dem Fenster, und zum ersten Mal in ihrem Leben sah Michelle drei
leibhaftige Füchse. Sie reagierte, wie jede Hausfrau in Reynard’s Covert an
ihrer Stelle auch reagiert hätte: Sie begann, gellend zu schreien.
    Die Füchsin irritierte das
nicht weiter. Schreie, das wußte sie, taten nicht weh. Und noch blieb ihr etwas
Zeit, ihren scharfäugigen Jungen einen weiteren Überlebenstrick beizubringen.
Eben hatten sie erfahren, wo es Hühnerfleisch gab, lecker gekocht und in einer Schüssel
serviert. Jetzt stellte sich ihre Mutter vor ihnen auf die Hinterbeine, langte
in die Abfalltonne und machte ihnen vor, wie man eine Plastiktüte aufreißen
muß, um an den Inhalt zu kommen. Nachdem sie die eßbaren Abfälle verschlungen
hatten, trotteten die Füchsin und ihre Jungen in Richtung Autobahnbrücke davon,
um sich im dichten Gestrüpp einen sicheren Unterschlupf für den Tag zu suchen.
     
    Mr. Pringle horchte verstört
auf. Die Schreie schienen aus nächster Nähe zu kommen. Er klang, als würde
gerade jemand ermordet. Doch Joyce arbeitete auf Kommissionsbasis und stellte
sich deshalb taub. «Als Huldigung an unsere königlichen Nachbarn in Norfolk
haben wir unseren Häusern die Namen von Schlössern gegeben», erläuterte sie mit
professionellem Lächeln. «Die Doppelhaushälften heißen entweder Sandringham oder Windsor, je nachdem, ob sie einen Kirschbaum im Vorgarten haben
oder nicht. Und dies hier», sie machte eine bedeutungsvolle Pause, «dies hier
ist Balmoral.» Sie sah ihn erwartungsvoll an. «Nun? Wie ist Ihr erster
Eindruck?» Er blickte sich um. Sie standen in einer Art engen Schlauches.
    «Vielleicht könnten wir erst
einmal hineingehen», schlug er höflich vor.
    «Aber wir sind bereits im Haus,
Mr. Pringle. Wir sind durch die Garage gekommen. Zur Zeit dient sie mir als
Büro. Gleich zu Ihrer Linken befindet sich die Eingangstür, die auf die
Auffahrt hinausgeht. Und dies hier ist der Flur.»
    «Ach ja?» Sein Haus in London
hatte auch einen Flur. Der war so geräumig, daß sich mehrere Leute gleichzeitig
darin aufhalten konnten, ohne sich in die Quere zu kommen. Und außerdem gab es
da noch Platz für einen Garderobenständer. Die Vorstellung von dem Haufen
Mäntel, den man darauf

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