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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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offenem Mund, wie
Mr. Pringle zuerst seinen Namen und dann den Ort nannte, von dem aus er anrief.
In vorsichtigen Worten berichtete er, was er entdeckt hatte: Eine Frau in
mittleren Jahren, anscheinend leblos. Er hatte seine anfängliche Aufregung
jetzt unter Kontrolle und verstand, was er tun sollte. «Also ich warte dann
neben dem Zelteingang und lasse, bis Sie kommen, niemanden herein.»
    Der Beamte am anderen Ende
versicherte ihm, daß die Polizei in wenigen Minuten bei ihm eintreffen würde.
    Mr. Pringle legte den Hörer
auf. Er fühlte sich plötzlich sehr erschöpft. «Ich muß wieder nach draußen»,
sagte er und merkte, daß seine Stimme leicht bebte, «aber wenn ich zurückkomme,
möchte ich einen heißen Kaffee.»
    «Frühstück erst ab sieben»,
sagte Syd mürrisch.
    «Heißen Kaffee», wiederholte
Mr. Pringle laut. «Eine große Tasse, und nicht dieses Instantzeug, klar?»
     
    Während er neben dem
Zelteingang Wache stand, beobachtete er, wie das Dorf allmählich zum Leben
erwachte.
    Der Polizeiwagen kam nur mit
Blaulicht. Mr. Pringle war dafür sehr dankbar, das Gellen einer Sirene hätte er
nicht ausgehalten. Er schwenkte wie wild die Arme und versuchte zu rufen, doch
er brachte nur ein Krächzen heraus. Der weiße Wagen fuhr direkt auf den Anger
und hielt unmittelbar neben ihm an. «Sie ist da drinnen», sagte er aufgeregt,
kaum daß der erste Beamte ausgestiegen war. «Ich entdeckte, daß eine der Planen
lose war, und wollte sie festmachen, zuerst habe ich sie gar nicht gesehen,
aber dann... oh, Gott.»
    «Vielen Dank, Sir! Wir werden
jetzt erst einmal hineingehen und uns drinnen umsehen. Wenn Sie bitte beim
Wagen bleiben würden.» Der Beamte verschwand mit seinem Kollegen im Zelt, und
Mr. Pringle wartete.
    Aus dem Funkgerät drangen
körperlose Stimmen. Mr. Pringle hätte es am liebsten abgeschaltet, jedes
Geräusch zerrte an seinen Nerven. Der Beamte, mit dem er gesprochen hatte,
erschien im Zelteingang, hielt die Plane in die Höhe und winkte Mr. Pringle zu
sich.
    «Entschuldigen Sie bitte, Sir.»
    Zögernd ging Mr. Pringle auf
ihn zu.
    «Wenn Sie bitte mit uns ins
Zelt kommen würden.»
    Mr. Pringle hob abwehrend die
Hände. «Oh, ich glaube, das kann ich nicht... ich würde wirklich lieber hier
draußen...»
    «Nur für einen Augenblick,
Sir.» Der Beamte blieb fest. Mr. Pringle gab sich einen Ruck und folgte ihm ins
Innere. «Wenn Sie uns jetzt bitte zeigen würden, wo genau die Leiche gelegen
hat?»
    «Ja, aber... gleich hier um die
Ecke...» Er brach ab. Die Stelle, auf die er deutete, war leer. Verwirrt
stolperte er vorwärts. «Genau hier hat sie gelegen! Der Kopf zum Eingang hin,
die Füße in der Nähe der Bank, und ihre Kleidung war völlig durchnäßt. Hier!»
Er hatte sich hingekniet und strich mit hektischen Bewegungen über das Gras.
«Hier... fühlen Sie selbst. Alles ganz naß. Hier lag sie, mit dem Gesicht nach
unten, und rührte sich nicht. Ich habe sie kurz angefaßt... sie war tot, das
müssen Sie mir glauben.»
    Der Beamte musterte ihn streng.
«Eine Falschmeldung ist ein ernstes Vergehen, Sir.»
    «Aber es war keine
Falschmeldung!» Mr. Pringle stand auf und zog den Beamten am Ärmel zum offenen
Zelteingang. Er deutete auf das Haus direkt gegenüber. «Sie und ihr Mann leben
in der Villa dort drüben. Die mit den verzierten Torpfosten. Gehen Sie hinüber
und klopfen Sie an... Sie werden sehen, sie ist nicht da. Der Himmel weiß, was
hier vor sich gegangen ist...» Er blickte ratlos um sich. Eine Tote konnte doch
nicht einfach verschwinden! «Als ich hierherkam — es wurde draußen gerade hell
—, lag sie genau da, wo ich Ihnen gesagt habe, und ich kann nur wiederholen,
sie war tot. Ich bin dann gleich zum Pub zurückgelaufen, um Sie anzurufen. Aus
irgendeinem Grund trug sie die Mütze von Mrs. Kenny, aber es war Mrs. Leveret,
Doris Leveret.»
    Sie stellten ihm noch ein paar
Fragen und entließen ihn dann mit der Auflage, im Pub auf sie zu warten. Kaum
hatte Mr. Pringle das Gastzimmer betreten, kam Syd auf ihn zu. Er hatte sich
inzwischen vollständig angezogen. «Nun, was ist?» Vor Neugier traten ihm fast
die Augen aus dem Kopf.
    «Ich möchte einen Kaffee und
Eier mit Speck», sagte Mr. Pringle. Wenn er erst etwas Warmes gegessen hatte,
würde das mulmige Gefühl im Magen vielleicht verschwinden.
    «Tja, da gibt es leider
Probleme», sagte Syd in bedauerndem Ton. Er würde doch nicht seine Vorräte
angreifen, wo heute noch jede Menge ausgehungerter Medienleute im

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