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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Dorf
einfallen würden, die alle auf Spesen unterwegs waren und für ein Schinken-Sandwich
jeden Preis zahlten, den er verlangte. «Ich an Ihrer Stelle würde lieber darauf
verzichten. Wissen Sie, mein Eierlieferant kann nämlich nicht hundertprozentig
garantieren, daß seine Ware auch tatsächlich frei von Salmonellen ist.»
    «Also dann eben nur Schinken,
Würstchen und Champignons», sagte Mr. Pringle ergeben. Der Wirt spähte
vorsichtig nach rechts und links, so, als wolle er ganz sichergehen, daß
wirklich niemand ihn hörte. «Ich kaufe meinen Schinken immer hier im Ort. Es
bleibt mir ja nichts anderes übrig, Sie verstehen. Ich will ja nicht behaupten,
daß er das Fleisch nicht richtig räuchert, aber...!»
    «Brötchen und Kaffee?» fragte
Mr. Pringle resigniert.
    «Aber sofort!»
    Syd war im Handumdrehen mit dem
Frühstück zurück. Nachdem er serviert hatte, blieb er neben dem Tisch stehen.
Offenbar hoffte er auf Information. Doch Mr. Pringle widmete seine ganze
Aufmerksamkeit dem Brötchen. Nach einer Weile gab Syd auf, verschwand grollend
wieder hinter seinem Tresen und begann geräuschvoll, die Regale nachzufüllen.
    Mr. Pringle spürte die
Anwesenheit des Polizeibeamten, noch ehe dieser ihn angesprochen hatte.
Irritiert blickte er auf, der Beamte stand ihm im Licht.
    «Darf ich mich zu Ihnen
setzen?»
    «Bitte.»
    Syd erschien am Tisch, ohne daß
man ihn gerufen hatte. «Sie sind der Wirt?» Syd nickte. «Dann bringen Sie mir
eine Tasse Tee.» Syd verschwand widerstrebend in seiner Küche.
    Der Beamte stützte die
verschränkten Arme auf den Tisch. «Nun, Sir, wir sind Ihrem Vorschlag gefolgt
und haben bei den Leverets angeklopft. Der alte Herr lag noch im Bett und war
nicht gerade erfreut über unser frühes Erscheinen. Seine Frau und er haben
getrennte Schlafzimmer, weil sie immer schon sehr früh auf ist. Alles, was er
uns sagen konnte, war, daß sie heute morgen bei Tagesanbruch mit ein paar
anderen Damen verabredet war, um Wildblumen zu pflücken. Offenbar soll damit
die Kirche geschmückt werden. Ein Blumenfest oder so etwas Ähnliches. Die Damen
werden den ganzen Tag unterwegs sein. Mrs. Leveret hat ihrem Mann, bevor sie das
Haus verließ, das Frühstück hingestellt, sein Mittagessen muß er sich aus dem
Kühlschrank holen.»
    «Haben Sie mit den anderen
Damen gesprochen?»
    «Nur mit zweien, die anderen
konnten wir nicht finden. Sie sind ja in der ganzen Gemeinde unterwegs, und
nicht nur in den Gärten, sondern auch abseits der Straßen, im Wald und auf den
Wiesen rings um das Dorf. In der Kirche habe ich eine Mrs. Parsons angetroffen,
mit der habe ich mich etwas länger unterhalten. Sie und ein paar andere Frauen
werden die Kirche ausschmücken, sobald die Blumen eintreffen. Ich habe
hinterlassen, daß man uns benachrichtigen soll, falls Mrs. Leveret dort
auftaucht. Mrs. Parsons konnte sich nicht erinnern, ob sie sie heute morgen
gesehen hat oder nicht. Offenbar haben die Frauen gestern das Dorf und die
Gegend drumherum unter sich aufgeteilt. So weiß jede der Damen, wo sie selbst
hingehen muß, aber nicht, wo die anderen stecken. Ein Botaniker ist übrigens
auch dabei und soll aufpassen, daß nichts Falsches gepflückt wird. Er geht
reihum, mal zu der einen, mal zu der anderen, hat aber vermutlich keine Ahnung,
wer von den Damen Mrs. Leveret ist.»
    «Nein.» Der Kaffee hatte Mr.
Pringle geholfen, seine Gedanken zu ordnen. «Wie ich vorhin schon sagte, trug
Mrs. Leveret, als ich sie fand, eine Mütze, die ihr gar nicht gehörte. Eine
merkwürdige Sache, besonders...» Er brach ab. Es erschien ihm plötzlich unklug,
zu diesem frühen Zeitpunkt auf die Feindschaften im Dorf zu sprechen zu kommen.
Syd erschien mit dem Tee. Der Beamte dankte ihm beiläufig und schenkte sich
ein.
    «Nun, Sir, ich hätte da einige
Fragen an Sie. Wenn Sie nichts dagegen haben?»
    Mr. Pringle sah ihn aufmerksam
an. «Nein, natürlich nicht.»
    «Beginnen wir bei gestern
abend... Ich glaube, Sie erwähnten, daß Sie hier im Dorf zum Abendessen eingeladen
waren.»
    «Ja. Bei Mr. und Mrs. Brown.
Sie wohnen im Woodbine Cottage.»
    «Sie und Mr. Brown sind
zusammen zur Schule gegangen?»
    «Ja, aber er war drei Klassen
unter mir. Wir kannten uns nur flüchtig.»
    «Gab es Alkohol zu trinken?»
    Mr. Pringle seufzte. «Viel zu
viel. Ich war ziemlich betrunken, als ich hierher zurückkam, deshalb bin ich
auch schon so früh aufgewacht: Ich hatte rasende Kopfschmerzen. Da ich wußte,
daß ich ohnehin nicht mehr würde

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