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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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die Füchsin zu erlegen.
    Instinktiv begann er zu singen,
etwas zittrig, aber dafür laut, um auf sich aufmerksam zu machen. Plötzlich
glaubte er, die spitzen, schrillen Töne von Fledermäusen zu hören, und blieb
stehen. Dann plötzlich ganz in der Nähe ein durchdringender Schrei wie in
Todesnot. Mr. Pringle erstarrte. Ein schwarzer Schatten schlich geduckt vorbei.
Eines der Fuchsjungen war der faden Fertigkost schon überdrüssig, hatte sich
Flopsy, Mopsy oder vielleicht auch Bobtail geholt und schleppte die Beute jetzt
zurück in seinen Bau.
     
     
     

Kapitel
drei
     
    Mitten in der Nacht erwachte er
mit pochenden Kopfschmerzen. An Schlaf war nicht mehr zu denken, das wußte er
aus Erfahrung. Sein Mund fühlte sich unangenehm trocken an. Um zum nächsten
Wasserhahn zu gelangen, würde er sein Zimmer verlassen müssen, dann, rechts den
Flur hinunter, am Ende wieder rechts, dann durch die Eisentür und so weiter und
so weiter... Leise vor sich hin fluchend, zog er seinen Bademantel vor der
Brust zusammen und machte sich schlechtgelaunt auf den Weg. Im Bad vergaß er
jegliche Rücksicht auf die Flitterwöchner nebenan und ließ das Wasser so lange
laufen, bis es eiskalt war, dann wusch er sich das Gesicht und hoffte, daß sein
gepeinigtes Gehirn sich beruhigen würde.
    Als er wieder in seinem Zimmer
war, öffnete er das Fenster und starrte eine Weile in die Dunkelheit hinaus.
Der Mond stand als schmale, silbrige Sichel am Himmel. Das Dorf schlief,
nirgendwo brannte Licht. In der vorletzten Nacht vor dem Blumenfest versuchten
wohl alle, noch einmal genügend Schlaf zu bekommen.
    Mr. Pringles puritanisches
Gewissen drängte ihn, den Dämon der Ausschweifung zu exorzieren. Er beschloß,
einen ausgedehnten Spaziergang zu unternehmen. Draußen begann es gerade zu
dämmern, und es würde von Minute zu Minute heller werden. Solange er sich auf
Straßen und Wegen hielt, konnte ihm eigentlich nichts passieren. Die
körperliche Bewegung würde seinen Kater vertreiben, und wenn er sozusagen
gereinigt zurückkehrte, konnte er sich noch eine Stunde ins Bett legen.
    Die Gäste im Hope
& Anchor bekamen keine Hausschlüssel ausgehändigt. Er würde also
die Tür angelehnt lassen müssen, aber hier im Dorf war das sicher kein Problem.
Im Flur griff er sich einen von Syds Spazierstöcken und trat dann hinaus in das
blaßgraue Licht, das den kommenden Morgen ankündigte.
    Das Geräusch seiner Schritte
machte ihn nervös, so still war es um ihn herum. Das Nachtgetier hatte sich zum
Schlafen gelegt, die Vögel, die allmorgendlich mit ihrem Gesang den Tag
begrüßten, waren noch nicht erwacht, er war das einzige Geschöpf weit und
breit, das auf war. Der Gedanke durchdrang den Alkoholnebel in seinem Gehirn
und bewirkte in ihm ein Gefühl zwischen Freude und Ehrfurcht. Er setzte seine
Füße behutsam auf. «Vier Uhr früh und alles ist gut», flüsterte er. Als er am
Ende des Dorfes angelangt war, glaubte er, in einiger Entfernung ein Auto zu
hören. Wahrscheinlich auf der Autobahn, dachte er. Immer gab es irgend etwas,
was den Frieden wieder störte.
    Er passierte die kleine Brücke
und kam, sich immer am Rand des Weges haltend, zum Haus der Coombe-Hamiltons.
Alles war dunkel. Miss Petrie Coombe-Hamilton träumte wahrscheinlich von ihrem
Camelot in Beccles. Mr. Pringle lief noch ungefähr einen Kilometer weiter, dann
beschloß er umzukehren. Am Eingang des Dorfes angelangt, hielt er sich links
und folgte dem schmalen Pfad entlang des Dorfangers, vorbei an Nummer acht, dem
Haus der Browns und dem der Kennys. Ganz in der Nähe hörte er das leise
Rauschen des Wuffen. Plötzlich fiel ihm ein, wie der Weg im Dorf früher
geheißen hatte: Beggar’s Row. So hatte seine Großmutter ihn jedenfalls genannt.
Er sah auf das Straßenschild. ‹Wuffen River Walk› — das klang natürlich
anspruchsvoller. Wenn er bei den Browns anrief, um sich für den Abend zu
bedanken, so würde er Ted auf den Namenswechsel ansprechen.
    Er war jetzt an der Stelle, wo
der Pfad einen Knick machte und sich zu einer Straße verbreiterte. Erst kamen
einige viktorianische Villen, dann die Post. Vor dem Haus der Leverets blieb er
stehen, um die Symmetrie des alten Gartens und das anmutige Maßwerk des
fächerförmigen Fensters über der Eingangstür zu bewundern.
    Er hörte die ersten Vögel
zwitschern. Von Baum zu Baum, jede Minute mehr, begrüßten sie den anbrechenden
Tag. Es war jetzt hell genug, daß er quer über den Anger gehe konnte. So konnte
er sich

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