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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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schlafen können beschloß ich einen langen
Spaziergang zu machen. Auf dem Ruckweg kam ich dann am Zelt vorbei. Es war
schon ziemlich hell, und so sah ich, daß eine der Planen lose war. Als ich
hineinging, um sie wieder festzuzurren, fand ich Mrs. Leveret. Ich möchte
betonen, daß ich zu diesem Zeitpunkt schon wieder völlig nüchtern war.» Der
Beamte schwieg und nahm einen Schluck Tee. Dann setzte er langsam die Tasse ab
und sagte: «Sie haben uns freundlicherweise ein wenig über sich erzählt... daß
Sie hierhergekommen sind, weil Ihre Vorfahren von hier stammten — wühlt einen
ganz schön auf, so eine Rückkehr nach fünfzig Jahren, nehme ich an, oder? Und
wenn man so etwas tut, dann zieht man doch auch unweigerlich Bilanz, denke ich
mal. Man beginnt, über alles mögliche nachzudenken, Erinnerungen kommen wieder
hoch... und solche Erinnerungen wollen dann erst einmal verarbeitet sein. Sie
trinken nicht regelmäßig, oder?»
    «Nein.»
    «Sehen Sie, das habe ich mir
fast gedacht. Alkohol, müssen Sie wissen, wirkt bei jedem verschieden.
Besonders beim älteren Menschen kann er die merkwürdigsten Störungen
verursachen. Sie glauben gar nicht, was wir in dieser Beziehung schon erlebt
haben...»
    Mr. Pringle war deprimiert. Er
konnte sich denken, worauf das ganze hinauslief. «Egal, wie betrunken oder wie
aufgewühlt ich war, Officer — Tatsache bleibt, daß ich heute morgen in dem Zelt
dort drüben die Leiche von Mrs. Doris Leveret habe liegen sehen. Wie sie
verschwunden ist, kann ich mir selbst nicht erklären, aber...»
    «Aber das ist genau der Punkt,
Sir. Unserer Erfahrung nach bleiben Leichen in der Regel an Ort und Stelle. Man
könnte geradezu sagen, daß dies das einzige Charakteristikum ist, das sie alle
gemeinsam haben.»
    «Irgend jemand muß sie
fortgeschafft haben.»
    «Und wer sollte das gewesen
sein?»
    «Was weiß ich!» Mr. Pringle
fuhr sich mit den Händen durch sein ohnehin zerzaustes Haar. «Das Dorf befindet
sich am Vorabend eines Festes, das sehr viel Geld einbringen soll.
Möglicherweise wollte jemand verhindern, daß es durch das Auffinden einer
Leiche zum Reinfall wird.»
    Der Beamte lehnte sich zurück
und schüttelte belustigt den Kopf. «Aber jeder, dem der Erfolg des Festes am
Herzen liegt, hätte die Dame doch liegen gelassen, wo sie war. Die Leute hätten
das Dorf doch geradezu belagert und jeden Preis gezahlt, wenn man ihnen die
Gelegenheit geboten hätte, den authentischen Schauplatz eines Verbrechens zu
besichtigen. Das Blumenpflücken und das Ausschmücken der Kirche könnte der
Frauenverein dann getrost vergessen.»
    Mr. Pringle nickte. Der Mann
hatte zweifellos recht.
    «Nach dem gegenwärtigen Stand
der Dinge führen wir Mrs. Leveret als vorläufig vermißt. Fälle wie den ihren
haben wir im Land jede Woche ein paar Hundert. Aber trotzdem — geben Sie die
Hoffnung noch nicht auf.»
    «Wie meinen Sie das?»
erkundigte sich Mr. Pringle befremdet.
    «Na ja, vielleicht taucht sie
ja in den nächsten Tagen wieder auf. Wenn Sie sie noch einmal finden, dann
sehen Sie aber besser zu, daß sie wirklich liegen bleibt. Binden Sie sie fest,
Sie verstehen sich doch auf Knoten.» Er gab sich keine Mühe, seine Belustigung
zu verbergen.
    Mr. Pringle versuchte, einen
Rest von Würde zu bewahren. «Ich kann mir einfach nicht erklären, wieso Mrs.
Leveret eine fremde Mütze trug, und außerdem verstehe ich nicht, wieso ihre
Kleidung so durchnäßt war.»
    Der Beamte stand auf: «Wenn sie
vom Blumenpflücken — oder was immer sie heute morgen gemacht hat — wieder
zurück ist, dann können Sie sie ja fragen. Vielleicht erklärt sie es Ihnen. Auf
Wiedersehen.» Er wandte sich zum Gehen, doch wie aus dem Boden gewachsen stand
plötzlich Syd vor ihm und streckte fordernd die Hand aus: «Eine Kanne Tee, zwei
Pfund fünfzig.»
    «Das soll wohl ein Witz sein!»
Der Beamte ließ Syd einfach stehen. An der Tür drehte er sich noch einmal um
und deutete auf Mr. Pringle: «Das kann er zahlen», sagte er und ging.
     
    Der Beamte im Streifenwagen
legte das tragbare Funkgerät beiseite. Zu seinem gerade zurückgekehrten
Kollegen gewandt, sagte er: «In Wuffinge Parva geht’s anscheinend rund. Gerade
hat eine Frau angerufen — versuchte Vergewaltigung. Sie heißt Kenny. Wir sollen
hinfahren und bei ihr warten. Der Chef versucht, so schnell wie möglich eine
Beamtin zu schicken.»
    «Moment mal...» hatte dieser
komische Alte vorhin nicht etwas von einer Mrs. Kenny erwähnt? «Sieh doch mal
im Buch

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