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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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sichtbar, nachdem ich den Körper auf den Rücken gedreht
hatte.»
    «Sie hätten sie nicht anfassen
dürfen, Mr. Pringle.»
    «Ich wollte bloß sichergehen,
daß sie nicht vielleicht doch noch am Leben war — sie lag ja mit dem Gesicht
nach unten. Als ich sie umgedreht hatte, sah ich, daß ihre Zunge hervorkam — es
war ein schrecklicher Anblick. Ihre Hände und Füße waren übrigens nicht
gefesselt, sondern frei.»
    «Mh, wieso hat jemand versucht,
die Leiche zu verstecken?»
    «Das weiß ich auch nicht.»
    «Sie sind gestern sehr
plötzlich verschwunden.»
    «‹Verschwunden» ist wohl nicht
ganz der richtige Ausdruck», sagte Mr. Pringle scharf. «Ich fuhr, nachdem ich
die Fresken angesehen hatte, nach London zurück, so, wie ich das die ganze Zeit
über vorgehabt hatte.»
    «Und Sie haben auch keine
Vermutung, warum Mrs. Leveret getötet wurde?»
    «Nein», sagte Mr. Pringle
entschieden. «Ich bin ihr nur einmal ganz kurz zufällig begegnet, am
Dienstagnachmittag in der Kirche.» Er stand auf. «Ich muß mich jetzt wirklich
um meine Freundin kümmern. Die Aussage kann ich doch sicher auch noch später unterschreiben?»
    «Warten Sie noch einen Moment,
ich lasse sie gleich ausdrucken.» Detective Inspector Andrews hieb auf eine der
Tasten. Der Computer gab einen schrillen Piepton von sich, dann wurde der
Bildschirm dunkel. Mr. Pringle machte, daß er wegkam. Der Himmel mochte wissen,
wie lange es dauern würde, einen erbosten Mikrochip zu besänftigen.
    Das Fest draußen entartete
immer mehr zu einem lauten, sinnlosen Rummel. Die Musiker der Blaskapelle
hatten ihren Schwung verloren und schoben sich lustlos durch das Gedränge, die
Sprünge der Morris-Tänzer auf dem hölzernen Podium über dem Cricket-Feld
wirkten müde. Selbst die Stimme des Ansagers hinter dem Lautsprecher, der den
ganzen Nachmittag über immer wieder vermißte Kinder hatte ausrufen müssen,
klang heiser.
    Mr. Pringle klopfte an die Tür
des Woodbine Cottage. Felicity öffnete die Tür und strahlte ihn erleichtert an.
«Ich dachte schon, Sie würden es nicht schaffen. Ist dieses Gewühl nicht
furchtbar?»
    «Ja, gräßlich. Wie war es denn
in der Kirche?»
    «Furchtbar heiß. Der Pfarrer
hat die Kirche für eine halbe Stunde schließen und alle Lichter löschen lassen.
Es gab fast einen Aufstand, aber ich wüßte nicht, was er sonst hätte tun
sollen. Man hat ihm gesagt, daß die Wandgemälde durch zu hohe Temperaturen in
Mitleidenschaft gezogen werden könnten.»
    «Sind denn die Experten schon
da?»
    «Nein, wir erwarten sie erst
morgen. Sie können ja erst nach dem Abendgottesdienst ungestört in die Kirche.
Bis sie eintreffen, gilt das, was die Restauratoren sagen. Sie müßten sie
übrigens gesehen haben, sie haben sich als Grüne Männer ausstaffiert.»
    «Eine glänzende Idee!» sagte
Mr. Pringle.
    «Ich dachte, Sie wollten Ihre
Freundin mitbringen?»
    «Ich mußte Mrs. Bignell bei
Miss Petrie Coombe-Hamilton lassen. Wir haben dort unser Auto abgestellt. Ich
hoffe nur, daß alles in Ordnung ist. Miss Coombe-Hamilton hat zwei geladene
Gewehre im Flur stehen, um unerwünschte Eindringlinge zu verscheuchen.»
    «Gütiger Himmel! Ihr Vater hat
das auch immer so gemacht, aber der schoß sowieso immer daneben. Er hatte
schwache Augen.»
    «Ich hoffe, daß ich bald wieder
zurück bin.»
    Auf dem Weg zu Miss Petrie
Coombe-Hamilton betete Mr. Pringle, daß er Mavis gesund vorfinden möge. Eine
Leiche reichte ihm.
     
    Guinevere hatte offenbar
Schwierigkeiten, die Tür aufzubekommen. Als sie sich endlich bewegte, flog sie
ein Stück nach hinten und wäre fast gefallen, was sie eher zu amüsieren schien.
Sie begrüßte Mr. Pringle mit einem erfreuten Wiehern und tänzelte um ihn herum
wie ein schon etwas ältliches Füllen.
    Mrs. Bignell kam mit leicht
geröteten Wangen auf ihn zu gelaufen. Sie hielt ein Glas in der Hand. «Wir
haben Daddys Schnapsversteck gefunden.» Sie sprach etwas undeutlich, aber mit
Nachdruck.
    «Ah ja?»
    «Kommen Sie herein, kommen Sie
herein», rief Miss Petrie Coombe-Hamilton und zog ihn am Ärmel ins Haus. Dann
drehte sie sich um und trabte vor ihm her in Richtung Küche. «Mavis hat mir
gezeigt, wie man Cocktails macht! Wie eine White Lady und ein... äh Geländewagen geht, weiß ich schon.»
    «Nicht Geländewagen, meine Liebe — Beiwagen», kicherte Mavis.
    «Als nächstes wollen wir uns
einen Manhattan mixen. Cocktails schmecken ja viel besser als
Tee!»
    Das Abtropfbrett neben dem
Spülbecken stand voll mit

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