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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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aufgehalten, gestern hat er versucht,
meine Freundin zu vergewaltigen. Von uns Frauen traut sich keine mehr allein
aus dem Haus.» Mrs. Brazier, 27, beklagt darüber hinaus das Überhandnehmen des Raubzeugs: «Neulich sind
Füchse bis vor meine Haustür gekommen, haben das Futter für den Hund aufgefressen
und versucht, aus den Mülltonnen Abfall herauszuholen.»
     
    Grotesk! Schockiert legte er
die Zeitung beiseite. Mavis zeigte nicht viel Mitgefühl. «Das hast du nun von
deiner seltsamen Idee, dahin zurückzukehren, wo du herkommst», sagte sie. «Wer
ist übrigens die Frau, die du vergewaltigt haben sollst?»
    «Ich habe sie am letzten
Dienstag zum ersten Mal in meinem Leben gesehen.»
    «Das sagen Sittenstrolche
immer. Du hast übrigens kein Wort davon gesagt, daß die Leiche an Händen und
Füßen gebunden war.»
    «Als ich sie gesehen habe, war
sie das auch noch nicht.»
    «Raubzeug!» sagte sie
angewidert. «Ich habe ja immer schon gesagt, das Leben auf dem Land bringt nur
extra Schwierigkeiten.» Während er sich rasierte, fragte sich Mr. Pringle
wütend, ob Michelle Brazier durch das Interview wohl ihre Chancen, das Haus zu
verkaufen, vergrößert hatte. Aber vermutlich nicht, befand er, und das freute
ihn.
    Im Laufe des Vormittags
klingelte zweimal das Telefon. Der erste Anruf kam von der Polizei. Sie baten
ihn, nach Wuffinge zu kommen und sich in der dort vor Ort eingerichteten
provisorischen Ermittlungszentrale einzufinden. Er sollte eine Aussage machen.
Der zweite Anruf kam von Ted Brown.
    «Haben Sie heute schon die
Zeitung gesehen?» Mr. Pringle nickte. «Vergewaltigung und Mord — man sollte Sie
wirklich nicht frei herumlaufen lassen! Aber mal im Ernst: Hat sich die Polizei
schon bei Ihnen gemeldet? Hier im Dorf sind sie schon seit dem frühen Morgen
unterwegs. Sie stellen allen die gleiche Frage: ‹Wann haben Sie Doris Leveret zuletzt
gesehen?›»
    «Die Polizei will, daß ich nach
Wuffinge komme, um eine Aussage zu machen.»
    «Flick hat schon so was
vermutet. Hören Sie, wenn Sie wollen, dann wohnen Sie doch bei uns. Sie sollten
dem gierigen Syd nicht noch mehr Geld in den Rachen werfen.»
    «Mrs. Bignell und ich wollten
uns ein Zimmer mit Frühstück suchen.»
    «Alles längst weg», sagte Ted
vergnügt. «Seit bekannt geworden ist, daß es hier eine Leiche gibt, strömen die
Neugierigen nur so ins Dorf — und natürlich auch die Medien. Elsie hat vor ihrem
Haus ein Schild aufgestellt: Tee und Kaffee am Ufer des Wuffen .»
    «Du liebe Güte!»
    «Dafür hat Michelle Brazier ihr
Schild ‹Zum Verkauft wieder reinholen müssen. Das Gemeindeamt hat ihr gleich
heute morgen den für die Tollwutkontrolle zuständigen Beamten auf den Hals
geschickt. Sie soll in Zukunft darauf achten, daß ihre Mülltonne immer richtig
geschlossen ist.»
    «Geschieht ihr recht.»
    Ted lachte. «Das hat Flick auch
gesagt. Miranda wird zur Zeit von Reportern belagert, die ihr die
Exklusivrechte für ihre Vergewaltigungsgeschichte abkaufen wollen.»
    «O je, die Arme.»
    «Sie ist unglaublich geladen,
ich habe sie heute morgen kurz gesehen. Der nächste Pressefritze, der bei ihr
anklopft, riskiert sein Leben, glaube ich. Sie sehen, Pringle, in Wuffinge ist
zur Zeit was los, kommen Sie also und genießen Sie den Spaß.»
     
     
     

Kapitel
sechs
     
    Der Verkehrsfunk meldete, die
Autobahnabfahrt Wuffinge Parva sei durch Stau blockiert. Mr. Pringle war
verblüfft: «Aber es gibt doch beim Dorf gar keine Ausfahrt? Man hat nur ein
Schild angebracht, das auf die Kirche hinweist, aber ein Fremder wüßte gar
nicht, wie er überhaupt hinkäme.»
    «Das ist vermutlich auch nur
einer von den Standardsätzen», sagte Mavis aufgeklärt. «Jedesmal wenn ich in
London das Radio einschalte, höre ich: ‹M 25 — Stau vor der Einfahrt zum
Dartford-Tunnel... zwanzig Kilometer Rückstau auf der M 1 in
Northamptonshire... auf der M62 hinter Huddersfield Blockierung der linken
Fahrspur durch umgestürzten LKW...› — immer dieselbe Folge von Sätzen, nie
etwas anderes.» Ihre Straße hatte sich zu einem schmalen Weg verengt, bei
Gegenverkehr mußte man scharf links heranfahren. Sie stieß ihn leicht mit dem
Ellenbogen an: «Hey, fahr langsam! Du kannst doch gar nicht sehen, was hinter
der nächsten Kurve ist.»
    «Ich bin doch hier schon
gefahren, ich kenne mich aus.» Sie betrachtete die Landschaft ringsumher mit
einer Mischung aus Desinteresse und Abscheu. «Ich kann gar nicht genau sagen
warum, aber ich fühle mich in ländlicher

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