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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Flaschen. Auf einer Untertasse lagen zwei schon etwas
mitgenommen aussehende Cocktail-Kirschen. Miss Petrie Coombe-Hamilton
betrachtete sie mit liebevoller Zuneigung. «Dies sind unsere beiden einzigen.
Wir haben sie immer übriggelassen, aber ich glaube, jetzt sind sie am Ende. Was
meinst du, Mavis?»
    Mavis nickte, und jede der
beiden steckte sich feierlich eine Kirsche in den Mund.
     
    Mr. Pringle nahm hinter dem
Steuer Platz. «Jetzt hast du sie womöglich auf die schiefe Bahn gebracht.»
    «Wenn sie sich beeilt, holt sie
uns vielleicht sogar noch ein», sagte Mavis unbekümmert.
    «Ich überlege, ob ich nicht
doch wegen der Gewehre etwas hätte unternehmen sollen?»
    «Darüber mach dir mal keine
Gedanken», sagte sie und tätschelte ihm zärtlich das Knie. «Sie hat keine
Munition mehr.»
    «Wieso das denn?»
    «Wir haben auf dem Dachboden
Schießübungen veranstaltet.»
    «Was?»
    «Dafür, daß ich ihr gezeigt
habe, wie man Cocktails macht, hat Guinevere mir beigebracht, wie man schießt.
Wenn man den Dreh raushat, ist es übrigens gar nicht so schwierig. Die ersten
Male wäre ich allerdings beinahe hintenüber gefallen. Wenn der Schuß losgeht,
kriegt man nämlich einen ziemlichen Stoß gegen die Schulter. Du kannst heute
abend mal meine blauen Flecken bewundern.»
    «Habt ihr auf die Tauben
gezielt?»
    «Ich nicht, aber Guinevere. Sie
hat jedesmal ein Freudengeheul angestimmt, wenn sie eine erwischt hat. Das
einzige, was ich getroffen habe, war das Dach. Ich habe ein ziemliches Loch
reingeschossen, aber Guinevere sagte, es wäre egal. Auf einen Dachziegel mehr
oder weniger käme es nicht an, wenn sowieso schon mehr als die Hälfte fehlten.
Ich glaube, wir haben durch unsere Schießerei die Tauben ein bißchen aus dem
Gleichgewicht gebracht.»
    «Kein Wunder.»
    «Eine von ihnen hatte
Durchfall.»
    «Mavis, bitte!» Sie schwiegen
beide, Mrs. Bignell schien über irgend etwas nachzudenken.
    «Guinevere fängt immer wieder
von ihrem Vater an. Sie sagt, wie froh sie sei, daß er tot ist. Er ist nicht
zufällig erschossen worden?»
    «Nein, ist er nicht. Es war ein
Herzanfall», sagte Mr. Pringle streng.
    «Aber man fand ihn an einem
Ort, wo er eigentlich nichts zu suchen hatte?» beharrte Mavis.
    «Seine Leiche wurde von einem
Arzt untersucht, und eine Schußwunde dürfte ja wohl kaum zu übersehen sein.»
    «Das stimmt. Und bei dem
Kaliber, das wir benutzt haben, schon gar nicht.» Mavis seufzte. «Gott sei
Dank, sonst...»
    «Ganz recht.»
    «Guinevere sprach auch dauernd
von der Leveret. Sie sagte, sie sei ‹gewöhnlich› gewesen. Ich glaube, Guinevere
hatte etwas gegen sie, weil sie irgendwann Daddy geärgert hat.»
    «Oh, wann soll denn das gewesen
sein?»
    «Nun, auf jeden Fall bevor er
starb, denke ich», sagte Mavis und lehnte sich behaglich zurück.
     
    Felicity ging mit Mavis nach
oben, damit sie auspacken konnte. Mr. Pringle stand währenddessen unten am
Wohnzimmerfenster und starrte auf das Gedränge vor Nummer acht. Das Schild mit
der Aufschrift ‹Tee und Kaffee am Ufer des Wuffen› war inzwischen wieder
hereingeholt worden. «Elsie ist wirklich absolut schamlos», sagte Felicity, als
sie wieder ins Zimmer trat. «Sie nimmt 75 Pence pro Tasse und erzählt jedem,
der es hören will, daß die Leiche unten in ihrem Garten ans Ufer geschwemmt
worden sei. Wenn sie und Eddie rote Farbe zur Hand gehabt hätten, dann gäbe es
an diesem fiktiven Ort bestimmt jetzt eine ‹Blut›-Lache.»
    «Aber wo ist die Leiche denn
nun tatsächlich gefunden worden?» wollte Mr. Pringle wissen.
    «Unter der Brücke. Sie ist dort
hängengeblieben. Ich kann Ihnen allerdings nicht sagen, wer sie zuerst entdeckt
hat — wie ich gehört habe, gibt es inzwischen mindestens drei Leute, die sich
um diese zweifelhafte Ehre streiten. Die Polizei kam bei Tagesanbruch, sperrte
das ganze Gebiet und begann, es dann abzusuchen. Sie waren übrigens ziemlich
schnell damit fertig.»
    «Ich nehme an, weil Mrs.
Leveret woanders getötet worden ist. Vermutlich hat die Polizei nur
herausfinden wollen, ob der Fundort der Leiche auch die Stelle war, an der sie
in den Fluß geworfen wurde.»
    «Ted glaubt nicht. Er sagt,
Vorjahren sei weiter oben ein Betrunkener in den Fluß gefallen und der sei
damals an derselben Stelle wieder aufgetaucht. Es liegt wohl an den
Strömungsverhältnissen.»
    Mr. Pringle nickte. «Ich werde
dann jetzt noch einmal zur Polizei gehen und meine Aussage unterschreiben.»
     
    Die Aussage lag

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