Pringle vermisst eine Leiche
Umgebung einfach nicht wohl. Allein
schon die vielen Tiere: Füchse und Spinnen und was weiß ich nicht noch alles...
paß auf!» Vor ihnen wand sich der fünf Kilometer lange Rückstau aus Wuffinge
Parva. Schimpfend kramte sie die Thermoskanne hervor: «Jetzt stecken wir hier
fest. Und der ganze Andrang bloß deshalb, weil sie die Leiche dieser armen Frau
entdeckt haben. Ich verstehe nicht, wieso die Polizei so etwas auch noch
öffentlich bekanntgeben muß.»
«Wir wissen doch gar nicht, ob
es überhaupt die Polizei war, die sie gefunden hat», wandte er nüchtern ein.
«Und im übrigen glaube ich nicht, daß sich so etwas lange geheimhalten läßt.»
Sie bewegten sich zentimeterweise vorwärts. «Im Dorf werde ich das Auto nicht
abstellen können», sagte er. «Das Parken ist nur auf dem Schulsportplatz
erlaubt, und der ist sicher längst völlig überfüllt.»
«Stehenlassen können wir ihn
auch nicht», sagte sie bedauernd. «Hier sind keine Bankette.»
«Ich weiß, wo ich hinfahre»,
sagte er plötzlich. Er war froh, daß er darauf gekommen war. Irgendwie hatte er
das Gefühl, er hätte eine Scharte auszuwetzen. «Die Dame des Hauses wird
hoffentlich nichts dagegen haben.»
Das Schild an der Auffahrt zum
Haus der Coombe-Hamiltons war ausgewechselt worden. Jetzt war dort zu lesen:
‹ZUTRITT VERBOTEN. AUF ZUWIDERHANDELNDE WIRD GESCHOSSEN.›
Er war schon eingebogen und
machte auch keine Anstalten umzukehren. Mavis blickte ihn kühl von der Seite
an.
«Ich habe nicht vor, Selbstmord
zu begehen. Ich werde im Auto warten.»
Als er ausstieg, kurbelte sie
ihr Fenster herunter.
«Wo finde ich den
Erste-Hilfe-Kasten?»
«Im Handschuhfach.»
Der Kasten enthielt eine
Schere, zwei Schachteln Aspirin, zwei Päckchen Pflaster und eine Bandage. Mrs.
Bignell nahm die Schere prüfend in die Hand.
«Glaubst du, daß man mit einer
Schere eine Kugel herausholen kann?» rief sie ihm nach. Er zog es vor, die
Frage zu überhören.
Miss Petrie Coombe-Hamiltons
rauhe Stimme tönte durch den Briefschlitz: «Ja? Was wollen Sie?» Mr. Pringle
beugte sich herunter, um es ihr zu erklären, doch in diesem Moment öffnete sie
die Tür, allerdings nur einen Spaltbreit. «Ich dachte, Sie wären längst
verhaftet», sagte sie mißbilligend.
«Ich werde mich gleich bei der
Polizei melden, um meine Aussage zu machen», sagte Mr. Pringle steif. «Aber
vorher hätte ich noch eine Bitte, dürfte ich meinen Wagen bei Ihnen abstellen?
Im Dorf drängen sich die Menschen, und ich fürchte, daß ich dort keinen
Parkplatz mehr bekommen werde.»
Miss Petrie Coombe-Hamilton
lief rot an vor rechtschaffener Empörung. «Diese sensationslüsternen Aasgeier!
Aber die kriegen von mir einen Empfang, den sie so schnell nicht vergessen
werden.» Mr. Pringle sah erst jetzt die beiden Gewehre, die am Schirmständer
lehnten.
«Oh!»
«Einer dieser Typen ist vorhin
hier gewesen und hatte die Unverschämtheit, mich zu fragen, ob er mein Klo
benutzen könnte. Na, dem habe ich aber heimgeleuchtet... Daddy hätte ihm
vermutlich gleich eins drübergebraten.» Ihre Augen funkelten vor Kampfeslust.
«Dürfte meine Freundin wohl
hier bei Ihnen so lange warten, bis ich herausgefunden habe, ob Mrs. Brown zu
Hause ist?» fragte er zögernd.
Er ließ Mavis nur ungern hier
zurück, Miss Coombe-Hamilton war ihm doch zu unberechenbar. Sie war sofort
einverstanden. Als er zum Auto lief, um Mavis zu holen, brüllte sie ihm nach:
«Beeilen Sie sich! Wir wollen doch nicht, daß diese perverse Meute womöglich
noch auf die falsche Idee kommt.»
«Warum soll ich ausgerechnet
hier warten?» wollte Mavis wissen.
«Weil dies eines von den
Häusern ist, die ich mir angesehen habe — übrigens schrecklich unkomfortabel.
Die Besitzerin wartet noch auf meine Entscheidung.» Sie sah ihn ungläubig an.
«Aber es ist doch viel zu
groß!»
«Pst. Wir brauchen einen
Parkplatz, also sei ruhig. Ich werde versuchen, dich so schnell wie möglich
wieder hier abzuholen... Miss Coombe-Hamilton, darf ich Ihnen Mrs. Bignell vorstellen?»
Die beiden Frauen musterten sich kühl.
«Sie sehen aber nicht so aus,
als ob Sie 20 000 Pfund hätten», sagte Miss Petrie Coombe-Hamilton und brach
gleich darauf, wohl um die Bemerkung etwas abzumildern, in wieherndes Gelächter
aus.
«Oh, wir im Bricklayers leben nach dem Motto ‹Mehr sein als scheinen›», sagte Mavis herablassend. Sie
wandte sich an Mr. Pringle: «Wo ich jetzt schon einmal hier bin, kann ich mir
das Haus eigentlich auch gleich
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