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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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tatsächlich
inzwischen vor und wurde ihm — nicht ohne ein leises Anzeichen von Triumph —
zur Unterschrift präsentiert. Mr. Pringle las sie zunächst noch einmal
gründlich durch, er hatte das Gefühl, daß er auf der Hut sein mußte. Wenn die
Mehrheit der Leute im Dorf ihn für schuldig hielt, dann war es nur noch eine
Frage der Zeit, bis die Polizei ihn als Tatverdächtigen ins Visier nehmen
würde.
    «Sie sollen, wie ich gehört
habe, gestern bei Mrs. Kenny gewesen sein», begann Detective Inspector Andrews
wie beiläufig.
    «Ja, und sicher haben Sie auch
gehört, daß ich derjenige gewesen sei, der sie angegriffen hat. Diese
Unterstellung möchte ich hiermit energisch zurückweisen!» Der Detective
Inspector zog in übertriebenem Erstaunen die Augenbrauen hoch.
    «Aber werter Mr. Pringle, habe
ich davon auch nur ein Wort gesagt? Wir haben doch selbstverständlich Ihr Alter
in Betracht gezogen!» Eine erfreuliche Mitteilung — doch Mr. Pringle war
verletzt.
    «Ich würde gerne von Ihnen
erfahren», sagte Detective Inspector Andrews, «wie Mrs. Kenny eigentlich
reagiert hat?»
    «Sie war verärgert, weil die
Beamten ihrer Meinung nach nicht genügend Einfühlungsvermögen gezeigt hätten.»
    «Aber Mr. Pringle! Mich
interessiert im Moment weder Mrs. Kennys Ärger noch dieser Überfall. Was ich
wissen möchte, ist: Wie hat sie die Nachricht von der Ermordung Mrs. Leverets
aufgenommen? Deswegen sind Sie doch zu ihr gegangen, oder?»
    «Ich bin zu ihr gegangen, um
sie nach der Mütze zu fragen», stellte Mr. Pringle klar.
    «Und?»
    «Wir waren beide der Meinung,
daß Mrs. Leveret die Mütze, selbst wenn sie sie gefunden haben sollte, auf
keinen Fall aufgesetzt hätte.» Die Augenbrauen des Detective Inspector
erreichten den Haaransatz. «Ich habe Mrs. Kenny gesagt, daß offenbar irgend
jemand einen Groll gegen sie hegt. Wieweit sie mir da zustimmt, kann ich nicht
sagen. Allerdings ist es kein Geheimnis, daß es etliche Leute im Dorf gibt, die
sie nicht mögen. Aber das wichtigste ist wohl, daß ihr natürlich auch der
Gedanke gekommen ist, daß der Mörder es noch ein zweites Mal versuchen könnte.»
    «Weil er eigentlich sie
umbringen wollte und nicht Doris Leveret?»
    Mr. Pringle nickte.
    «War das jetzt alles, was Sie
uns zu diesem Punkt sagen können?»
    «Ja. Aber da wäre noch eine
andere Sache.»
    Der Inspector machte eine
auffordernde Handbewegung. «Bitte.»
    «Es geht um jemanden, der bis
vor kurzem hier gelebt hat, Major Petrie Coombe-Hamilton...»
    «Ich höre.»
    «Er starb am falschen Ort.»
    «Starb? Ist er etwa auch schon
beerdigt?»
    «Ja, seit letzten Dienstag.»
    «Heißt das, Sie schlagen uns
vor, daß wir um eine Erlaubnis zur Exhumierung nachsuchen sollen?»
    «Oh, nein! Ganz und gar nicht,
da haben Sie mich völlig mißverstanden», sagte Mr. Pringle eilig. Der Geist des
Majors würde bestimmt jedem, der sich an das Grab traute, eins mit der Flinte
überbrennen.
    «Warum erzählen Sie mir dann
von ihm? Der Arzt hatte doch anscheinend keine Bedenken, den Totenschein zu
unterschreiben?»
    «Nein. Ich sage ja auch gar
nicht, daß er ermordet worden ist — aber er ging an dem Abend, als er starb, in
die falsche Richtung, nachdem er den Pub verlassen hatte.»
    «Na und? Er war betrunken, ganz
einfach», sagte Detective Inspector Andrews ungeduldig. «Hoffen wir, daß er auf
diese Art und Weise einen leichten Tod hatte. Und jetzt darf ich Sie wohl
bitten zu gehen.»
    Als Mr. Pringle nach draußen
trat, flammten überall die Blitzlichter auf. Geblendet kniff er die Augen
zusammen. Jetzt wird sich die Nachwelt dermaleinst eines schlitzäugigen
Mordverdächtigen erinnern, dachte Mr. Pringle resigniert.
    Er war froh, als er die sichere
Geborgenheit von Woodbine Cottage erreicht hatte. «Ich würde mir zu gern die
Fresken noch einmal ansehen», sagte er zu Felicity, «aber es wimmelt ja draußen
nur so von Reportern.»
    «Wenn Sie sich mir anvertrauen,
könnten wir uns hintenherum anschleichen. Der Wuffen macht einen Bogen um
diesen Teil des Dorfes, und es gibt dort einen Treidelpfad.»
    «Stimmt! Das hatte ich ganz
vergessen. Geht der denn bis zur Kirche?»
    «Nicht ganz. Aber vom Fluß
führt ein schmaler Weg zum Pfarrhaus, und vom Pfarrhaus zur Kirche ist es nur
ein Katzensprung. Wir können durch den Pfarrgarten gehen, Reg hat bestimmt
nichts dagegen.»
    «Reg?»
    «Der Pfarrer.»
    «Ach so. Und Sie meinen
wirklich, da sieht uns keiner?»
    «Bestimmt nicht. Diesen
Schleichweg kennen nur die

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