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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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ansehen.» Ihm war gar nicht wohl bei dem
Gedanken. «Sieh zu, daß du bald wieder hier bist, Liebster», flötete sie. Und
zu Guinevere gewandt: «Am besten, Sie gehen voran. Übrigens riecht es hier
ekelhaft nach Naßfäule, ist Ihnen das noch nicht aufgefallen?»
    Mr. Pringle eilte an einer
langen Schlange von Autos und einem putzend gestreßter Polizisten vorbei, die
versuchten, die Fahrer zum Weiterfahren zu bewegen. Wuffinge platzte aus allen
Nähten. Ganze Familien waren gekommen, die Eltern mit Chipstüten in der Hand,
die Kinder mit Zuckerwatte. Jugendliche Motorradfans standen auf dem Anger
beisammen und ließen die Motoren ihrer schweren Maschine aufheulen. Ein
Mordsvergnügen — für alle, bis auf Doris Leveret.
    Das Kirchendach war jedenfalls
gerettet, dachte Mr. Pringle. Er sah Ströme von Besuchern aus dem Zelt kommen,
die meisten hatten offenbar etwas eingekauft. Fehlte nur noch der Galgen und
die sofort vollzogene Hinrichtung, und der Spaß war komplett. Mr. Pringle
schluckte, als ihm einfiel, wem diese Rolle nach dem jetzigen Stand der Dinge
wohl zufallen würde.
    Die provisorische
Ermittlungszentrale befand sich in einem schwarz und weiß lackierten Wohnwagen
und war nicht zu übersehen. Mr. Pringle wollte sich ihr möglichst unauffällig
nähern, aber einer der Dorfbewohner, der gerade für ein paar Besucher eine
inoffizielle Führung machte, entdeckte ihn.
    «Da ist der Mann!» rief er. Mr.
Pringle vergaß seinen Wunsch nach Unauffälligkeit und begann zu laufen. «Er hat
sie beim ersten Mal gefunden», berichtete der selbsternannte Führer seinen
faszinierten Zuhörern. «Seit gestern war er verschwunden, kein Mensch wußte, wo
er steckte.» Die drei Stufen zum Wohnwagen nahm Mr. Pringle in einem Satz.
Drinnen war es stickig. Die Klimaanlage sorgte zwar dafür, daß die Computer
nicht überhitzt wurden, sie reichte aber nicht aus, den ganzen Raum gleichmäßig
zu kühlen.
    «Ich habe hier einen Termin...»
    «Nehmen Sie schon mal Platz.»
Der Beamte nickte ihm kurz zu und telefonierte dann weiter. Mr. Pringle sah
sich um. Es herrschte Arbeitsatmosphäre. Die Wände waren gespickt mit
Notizzetteln, jeder Schreibtisch hatte gleich eine ganze Batterie von
Telefonen, und ein halbes Dutzend Polizistinnen starrten konzentriert auf ihre
Computer-Bildschirme. Ob wohl eine von denen ihn verhören würde? Am liebsten
die schlanke Blondine dort drüben, dachte er.
    «So, Sir, und nun zu Ihnen...
ich bin Detective Inspector Andrews.» Der Inspector war zwar ebenfalls schlank
und blond, aber er sah aus, als ob er unangenehm werden könnte. Mr. Pringle
setzte sich unwillkürlich etwas aufrechter hin. «Sie waren, soviel ich weiß,
der erste, der die Leiche gefunden hat?»
    «Ja, das stimmt. Leider stecke
ich im Moment etwas in der Klemme...» Er hatte plötzlich Schreckensbilder vor
Augen, was Mavis in Miss Coombe-Hamiltons Haus zustoßen könnte. «Wir haben uns
wegen des starken Verkehrs verspätet. Wäre es vielleicht möglich, daß ich in
ungefähr einer Stunde wiederkomme, um dann meine Aussage zu machen? Ich habe
nämlich meine Freundin ihrem Schicksal überlassen müssen...»
    «Nur keine Aufregung, Mr.
Pringle. Es wird sich alles regeln.» Der Detective Inspector lächelte, aber
sein Blick war kühl. «Am besten, wir beginnen ganz von vorne. Vielleicht
erzählen Sie mir erst einmal, warum Sie überhaupt nach Wuffinge gekommen sind.»
    Protest wäre zwecklos gewesen,
das wußte Mr. Pringle. Der Inspector hatte seine Liste von Fragen. Und auf jede
wollte er eine Antwort. Außerdem hatte er einen Computer, in den er jede
Antwort einzuspeisen gedachte. Alle paar Minuten begann das Gerät aus
unerfindlichen Gründen zu piepen, und der Inspector fluchte. Nach einer Stunde
war Mr. Pringle fix und fertig.
    «Ich-re-Klei-dung-war-naß.» Der
Detective Inspector murmelte vor sich hin, während er ungeübt auf den Tasten
herumhackte. «Verdammt!» Er sah hoch. «Wie naß?»
    «Als ob sie in einen starken
Regenguß geraten wäre, aber in dieser Nacht hat es, glaube ich, gar nicht
geregnet», antwortete Mr. Pringle. «Vielleicht hat Mrs. Leveret, bevor ich sie
fand, schon einmal im Fluß gelegen.» Der Detective Inspector runzelte die
Stirn.
    «Warum sollte sie jemand gleich
zweimal ertränken wollen?»
    «Ja, das finde ich auch
merkwürdig. Besonders, da sie erdrosselt worden ist», sagte Mr. Pringle müde.
«Wie ich Ihrem Kollegen gestern schon sagte, sah ich eine Schnur um ihren Hals.
Sie war deutlich

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