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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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alt, so schwer, wie der ist», sagte er in ehrfürchtigem Ton.
    Joyce schüttelte den Kopf.
«Nein, da muß ich dich enttäuschen, höchstens hundert Jahre, es ist eine
Nachbildung.»
    «Wartet einen Moment, ich werfe
ihn schnell im Pfarrhaus in den Briefkasten», sagte Ted.
    Mavis blickte skeptisch in den
dunklen Nachthimmel.
    «Ein Glück — weder Eulen noch
Fledermäuse!»
    «Die sind ja auch vernünftig,
die schlafen längst», sagte Joyce. «Hoffentlich kann Reg morgen mal länger
liegenbleiben. Er hat es verdient.» Der Rückweg verlief schweigsam. Im Dorf war
schon alles dunkel, nur im Polizei-Caravan brannte noch Licht. «Ich hoffe, daß
sie den Täter bald finden», sagte Felicity. «Solange der Mord nicht aufgeklärt
ist, kommt das Dorf nicht zur Ruhe. Jeder ist plötzlich mißtrauisch, und die
Gerüchteküche kocht.»
    «Wer wird denn im Moment als
der Hauptverdächtige gehandelt?» wollte Mavis wissen.
    «Einer von unseren vielen
Leonards hier», sagte Felicity. «Du natürlich nicht!» setzte sie, zu ihrem Mann
gewandt, eilig hinzu. «Es gibt übrigens gar nicht wenige, die sagen, Miranda
Kenny sei gar nicht angegriffen worden.»
    «Du liebe Güte», sagte Mr.
Pringle schockiert, «in Wuffinge ist aber auch nichts, was es zu sein scheint.»
     
     
     

Kapitel
zehn
     
    Am anderen Morgen sprach Ted
bei der Polizei vor, um sich zu erkundigen, ob er wie gewohnt seinen Geschäften
nachgehen könne. Man hatte keine Einwände.
    «Es ist, als hätte ich meine
Freiheit wieder geschenkt bekommen», verkündete er am Frühstückstisch
erleichtert. «Aber wie furchtbar muß es sein, wenn man unschuldig eingesperrt
wird, was? Wann wollen Sie beide eigentlich aufbrechen?»
    «Gegen elf», sagte Mr. Pringle.
«Ich möchte vorher das Grab meiner Großmutter noch ein wenig in Ordnung
bringen.»
    «Ich hoffe, es dauert nicht
wieder fünfzig Jahre, bevor wir uns wiedersehen.»
    «Nein, so lange brauchst du,
glaube ich, nicht zu warten», Felicity lächelte glücklich. «Mavis hat uns
eingeladen, am 15. nach London zu kommen, damit du mich an meinem Geburtstag
ins Theater ausführen kannst.»
    «Das ist eine gute Idee. Aber
warum gehen wir nicht alle zusammen? Wir können uns ja noch überlegen, was wir
sehen wollen. So, ich muß jetzt los.» Er gab Mavis zum Abschied einen Kuß auf
die Wange. Mr. Pringle begleitete ihn nach draußen.
    «Daß ich Ihnen wegen der
Fresken eine solche Enttäuschung bereiten mußte, tut mir immer noch leid,
glauben Sie mir», sagte er.
    «Machen Sie sich deshalb keine
Gedanken. Schließlich waren Sie selbst ja auch enttäuscht. Wir haben doch beide
an die Geschichte geglaubt. In gewisser Weise bin ich sogar froh, daß Sie es
waren, durch den ich es erfahren habe, und nicht Reg. Viele im Dorf werden sich
natürlich jetzt dumm vorkommen. So ähnlich wie als Kind, wenn man irgendwann
mitkriegt, daß es den Weihnachtsmann gar nicht wirklich gibt.»
    «Ich hoffe nur, daß Sie hier
weiterhin so gerne leben wie bisher», sagte Mr. Pringle herzlich. «Wie haben
Sie doch Wuffinge neulich gleich noch genannt? ‹Unser eigener kleiner Garten
Eden›, wenn ich mich recht erinnere, oder?» Ted strahlte.
    «Ja, genau. Und habe ich nicht
recht? Riechen Sie doch nur einmal diese herrliche frische Luft! Und dann der
Ausblick über die Wiesen und Felder! Ich weiß, es gibt spektakulärere
Landschaften, atemberaubendere Ansichten, aber für mich ist das hier ein Stück
heiles, unzerstörtes England. Ein Ort, wo man sich zu Hause fühlen kann. Sehen
Sie doch mal zu, ob Sie nicht vielleicht Mavis doch überreden können, mit Ihnen
hierherzuziehen. Ich mag sie nämlich. Das können Sie ihr ruhig von mir sagen.»
Die beiden Männer schüttelten sich die Hand, und Ted stieg ins Auto.
     
    Mavis war daran gelegen, den
Abschied von Woodbine Cottage möglichst noch hinauszuzögern. Sie ermunterte Mr.
Pringle, noch ein wenig Zeitung zu lesen, und ging dann nach oben, um Ausschau
zu halten nach Guinevere. Nach ein paar Minuten hielt ein klappriger Morris Minor
Kombi vor dem Haus. Mavis winkte aus dem Sonnendach. «Guten Morgen!» Miss
Petrie Coombe-Hamilton erwiderte den Gruß, indem sie den schweren Leinwandsack
schwenkte, in dem sich die Donnerbüchse befand.
    Mavis lief nach unten, um
Guinevere in Empfang zu nehmen.
    «Morgen. Können wir gleich
anfangen?»
    «Einen kleinen Moment noch, ich
möchte Felicity vorher Bescheid sagen.»
    Mr. Pringle wollte sie aus
gutem Grund lieber nicht informieren, und so bemühte sie

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