Pringle vermisst eine Leiche
sich, in der Küche
möglichst leise zu sprechen.
«Guinevere ist da, wir wollen
jetzt den Maulwürfen zu Leibe rücken. Dürfte ich noch einmal Ihre Gummistiefel
haben?»
«Natürlich. Aber bitte richten
Sie keinen Schaden auf Teds schönem Rasen an, er hat ihn gerade letzte Woche
frisch gemäht.»
Wenn Felicity mit nach draußen
gegangen wäre, hätte sie vermutlich rechtzeitig mitbekommen, was die beiden
planten. Guinevere hatte ihre Jagdkleidung angelegt, ein Tweedjackett, dessen
rechte Schulter lederverstärkt war. Als Mavis zurückkam, war sie dabei, eine
grüne Jagdtasche aufzuknöpfen, und holte mehrere von Daddys sogenannten
‹Kriegsandenken› heraus.
«Ich weiß nicht genau, wie groß
ihre Sprengkraft ist. Sie können nicht zufällig Deutsch, oder?»
«Nein, leider nicht, meine
Liebe.»
Fasziniert betrachtete sie eine
Handgranate. «Paßt die denn in die Donnerbüchse?»
«Nein, aber ich dachte, die
stopfen wir zusammen mit dem ganzen anderen Zeug einfach in den Gang.»
«Hauptsache, dem Rasen passiert
nichts», sagte Mavis. «Darum hat mich Felicity extra gebeten.» Sie standen im
Garten. Guinevere warf einen sachkundigen Blick auf die frisch aufgetürmten
Erdhaufen. «Sehen Sie nur», rief sie, vom Jagdfieber gepackt, «dieser Gang hier
führt ums Haus herum nach vorn.» Mavis im Schlepptau, begann sie, der Kette der
kleinen Hügel zu folgen. «Er geht unter dem Blumenbeet durch, unterquert den
Weg vorm Haus und endet offenbar auf dem Anger.»
«Da müssen die Maulwürfe aber
letzte Nacht mächtig geackert haben», sagte Mavis. In ihrem Ton lag fast so
etwas wie Bewunderung.
«Dies wird der Gang sein, in
dem sie gerade arbeiten. Ich würde vorschlagen, daß wir ihn hier an unserem
Ende dichtmachen und die Ladung dann in Richtung auf den Anger losgehen lassen.
Dann sind die Häuser hier nicht in Gefahr.»
«Gefahr?!»
«Na ja, möglicherweise gibt es
leichtere Druckwellen...»
«Guinevere, was wir hier
machen, ist doch hoffentlich absolut sicher, oder?»
«Natürlich, meine Liebe.
Verdammt, ich habe vergessen, einen Spaten mitzubringen. Aber Ted hat bestimmt
einen in seinem Schuppen.»
Mavis ging, ihn zu holen,
während Guinevere ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. Kaum war sie
mit dem Spaten wieder zurück, riß Guinevere ihn ihr förmlich aus der Hand und
begann mit energischen Stichen dicht am Zaun, der den Vorgarten gegen den Weg
hin abgrenzte, ein Loch zu graben, das sie sogleich bis zum Rand mit
verschiedener Munition vollpackte.
Sie nahm die Donnerbüchse zur
Hand. «Am besten, ich blockiere die Mündung, der Druck, wenn sie dann losgeht,
müßte eigentlich das andere Zeug hier hochjagen.»
«Daß die Maulwürfe Kopfschmerzen
kriegen?» fragte Mavis. Ihr wurde langsam ein wenig unheimlich.
«Genau.»
«Wir bringen sie doch dadurch
nicht um, oder? Wir wollen sie doch nur verjagen, nicht wahr?»
«So wie wir hier über ihren
Köpfen herumgetrampelt sind, haben die bestimmt längst die Flucht angetreten
und sind inzwischen schon in Bury St. Edmunds», sagte Guinevere. «Wir sorgen
bloß dafür, daß sie nicht wieder zurückkommen, das ist alles.» Mrs. Bignell war
beruhigt.
«Aber vielleicht sollte ich den
Anwohnern hier lieber Bescheid sagen? So wie während des Krieges, da haben die
Leute vom Bombensuchkommando auch immer angeklopft, bevor sie einen Blindgänger
hochgehen ließen.»
«Schade, eine Bombe wäre
natürlich noch besser», sagte Guinevere bedauernd. «So, und jetzt gehen Sie in
Deckung und geben mir dann den Befehl zum Zünden.»
Mavis zog sich in den
Hauseingang zurück und steckte sich die Zeigefinger in die Ohren. Nach einem
letzten prüfenden Blick in die Runde rief sie das Kommando: «Jetzt!»
Mr. Pringle ließ die Zeitung
sinken und trat neugierig ans Fenster. Der Anblick von Miss Petrie
Coombe-Hamilton, die da leicht vornübergebeugt, den breiten Hintern nach oben
gereckt, im Blumenbeet stand, verursachte ihm ein diffuses Unbehagen, ohne daß
er genauer hätte sagen können, warum.
«Was hat Mavis gerufen?» fragte
Felicity von der Küche her.
«Keine Ahnung.»
«Wahrscheinlich hat es mit
ihrem Plan zu tun, uns von den Maulwürfen zu befreien.» Und plötzlich wußte Mr.
Pringle, warum Mavis Jetzt!› gerufen hatte.
«Um Himmels willen...» Er riß
das Fenster auf, aber es war zu spät. Die Donnerbüchse war zuverlässig, ganz
wie Miss Petrie Coombe-Hamilton gesagt hatte.
Die Explosion selbst war nur
ein dumpfer Knall und überraschend
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