Pringle vermisst eine Leiche
leise, das Krachen des Geschirrs, als es auf
dem Boden zerbarst, war dafür um so lauter. Felicity schrie angstvoll auf.
Nebenan in Nummer acht lösten sich einige ohnehin schon lockere Strohplacken
vom Dach und landeten in den vernachlässigten Beeten. Der Asphalt auf dem Weg
draußen stieg ein paar Zentimeter in die Höhe, als unterhalb im Gang die
Druckwelle entlangraste. Dann bebte der Anger. Grassoden und Pflanzen wurden in
die Luft gewirbelt.
Der Polizei-Caravan schwankte
einige Male heftig hin und her, alle Lichter gingen aus. Die Beamten wußten
nicht, wie ihnen geschah.
«Was war das denn?»
«Das hörte sich an, als sei ein
Benzintank explodiert.»
«Oder eine Gasleitung.»
«Jetzt gehen Sie doch, verdammt
noch mal, schon endlich raus und sehen nach!» Detective Sergeant Mather nickte
hastig und verschwand.
Im Vorraum ließ sich eine zaghafte
Stimme vernehmen: «Warum ist denn mein Bildschirm plötzlich dunkel?»
«Meiner auch!»
«Oh, verdammt! Der Strom ist
weg.» Von überall erhoben sich erschreckte Stimmen.
«Ich war gerade dabei
abzuspeichern...»
«Ich hatte gerade
eingeschaltet...»
«Haltet doch mal die Klappe!»
«Hast du gestern abend noch
einen Ausdruck gemacht?»
«Nein, du etwa?»
«Nein, dummerweise nicht, es
war schon so spät...»
«Könnt ihr nicht mal aufhören
zu quatschen, hier kann sich ja kein Mensch konzentrieren!»
«Aber das heißt, daß wir einen
Teil unserer Daten verloren haben!»
«RUHE!» Detective Inspector
Andrews stand im Türrahmen. «Kann mir vielleicht mal jemand erklären, was das
Geschrei hier soll?» Einer der Beamten faßte sich ein Herz.
«Der Strom ist weg, und das
heißt, wir haben möglicherweise einen Teil unserer Informationen verloren.»
In diesem Moment kam Detective
Sergeant Mather hereingestürzt.
«Sie werden es nicht glauben,
irgendeine Verrückte hat versucht, einen Maulwurf umzubringen.» Detective
Inspector Andrews behielt nur mühsam die Kontrolle. «Bestellen Sie ihr einen
schönen Gruß von mir, und richten Sie ihr aus, daß Selbstmord in England und
Wales keine strafbare Handlung mehr darstellt — es gibt also nichts, was sie
abhalten könnte.»
«Wenigstens wissen wir jetzt,
was wir Ted und Felicity schicken können, um uns zu bedanken. Sechs Tassen,
Untertassen, Teller und vielleicht noch ein Milchkrug werden vermutlich
reichen, um die größte Not zu lindern.»
«Nun übertreibst du aber!»
Mr. Pringle, der gerade dabei
war, ein paar besonders hartnäckige Brombeerranken vom Grab seiner Großmutter
zu entfernen, blickte kurz hoch.
«Mavis, ich habe eher
untertrieben, glaub mir.»
«Es war eben ein bißchen... nun
brisanter, als wir erwartet hatten», sagte sie trotzig. «Ich hoffe, daß die
Polizei Guinevere bald wieder gehen läßt. Ich habe ihnen gesagt, daß wir nur
versucht hätten, die Maulwürfe zu vertreiben.»
«Das ist euch ja auch gelungen.
Und Miranda Kennys Kater Macavity habt ihr gleich mit vertrieben. Zuletzt hat
man ihn gesehen, als er in Panik Richtung Autobahn sauste.»
«Guinevere war selber
überrascht. Sie wußte nämlich nicht genau, was für eine Art Sprengstoff sich in
der Munition befand.»
«Ach, das wird sie spätestens
beim Prozeß erfahren — die Sachverständigen werden es ihr sicher gern erläutern.»
«Aber es war wirklich nicht
unsere Absicht, irgend jemanden zu belästigen. Wir wollten einzig und allein
dafür sorgen, daß die Maulwürfe nicht mehr zurückkommen.» Mr. Pringle stach
eine Forke in den Boden, um damit die Wurzeln des Brombeerbusches hochzuhebeln.
«Warum so bescheiden, Mavis?
Nachdem ihr dermaßen die Erde zum Zittern gebracht habt, würden vermutlich
selbst wilde Elefanten sich hüten, noch einmal hierher zurückzukommen. Und
immerhin durften sich die Leute hier, dank eurer kleinen Aktion, für ein paar
Sekunden der Illusion hingeben, nicht in Suffolk, sondern genau über der
Sankt-Andreas-Spalte zu leben. Du und Guinevere, ihr werdet beide in die
Geschichte des Dorfes eingehen, das ist sicher. Schade nur, daß Guinevere für
ihre Büchse keinen Waffenschein beibringen konnte, dieser Detective Inspector
Andrews schien das für ein Vergehen zu halten. Offenbar hat er nicht richtig
begriffen, welchen gemeinnützigen Zweck ihr mit eurem Unternehmen verfolgt
habt. So... Jetzt aber!» Die Wurzeln gaben nach, und Mr. Pringle wäre fast
vornüber gefallen. «Hoppla!»
«Wenn du dir mit den spitzen
Zinken in den Fuß stichst, kannst du Wundstarrkrampf kriegen», warnte
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