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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Recherchen ergeben haben. Vielleicht hält er sich in einer Spezialklinik in den USA auf. Im Klinikum Aachen, in dem von Sybar in den letzten Monaten häufiger gesehen worden war, gibt man mit Hinweis auf die ärztliche Schweigepflicht keine Auskunft. Verwunderlich ist, dass anscheinend auch seine Tochter Elisabeth nicht weiß, wo sich ihr Vater aufhält, wie sie auf Nachfrage am Sonntag erklärte. Sie könne nicht sagen, ob er sich in einem Krankenhaus aufhielte. Sie habe keinen Kontakt zu ihm, sie wisse nicht, wie sie ihn erreichen soll, da er sein Handy zu Hause gelassen habe. Auch hinsichtlich der Umstände, die zum Tode ihres Mannes führten, wollte sie sich gestern nicht äußern. Zu der wirtschaftlichen Seite nach dem Tod ihres Ehemanns und dem geheimnisvollen Verschwinden von Heinrich von Sybar kann die Tochter und Witwe ebenfalls keine Angaben machen. Darüber werde in den nächsten Tagen die Unternehmensleitung gemeinsam mit den Finanzberatern und Anwälten, die die Familie unterstützen, eine Entscheidung treffen. Zunächst werde das Alltagsgeschäft den normalen Gang gehen.‹
    Den Hinweis auf die Anwälte registrierte Böhnke sofort. Dazu könnte auch Tobias Grundler gehören, immerhin hatte der Senior über Grundler den Kontakt zu ihm bekommen.
    Die Familiengeschichte der von Sybars überflog Böhnke nur. Es gab keine Informationen, die seiner Ansicht nach von Belang waren. Außerdem war viel Tratsch dabei. Wen interessierte es noch, dass Heinrich von Sybars Frau Gertrud im Alter von 34 Jahren nach kurzer Krankheit viel zu früh verstorben sei oder dass von Sybar 18 Jahre als Kassenprüfer einer angesehenen Karnevalsgesellschaft in Aachen tätig war?
    Ebenfalls ohne wirklichen Informationswert war für Böhnke eine Interviewleiste, in der mehrere Personen ihre Meinung wiedergaben. Was konnten der Oberbürgermeister oder der Vorsitzende des Unternehmerverbandes anders sagen, als ihr Bedauern auszudrücken und der Familie in der Stunde des Leids jegliche Unterstützung zu versichern? Wieso der Intendant des Stadttheaters gefragt wurde, verstand Böhnke ebenso wenig wie den Kommentar, den der Vorsitzende des Golfklubs abgab, in dem die Familie von Sybar Mitglied war.
    Das Schicksal von Peter von Sybar selbst war nur noch einen kleinen Artikel wert. ›Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren‹, wurde der Pressesprecher der Polizei zitiert. Dankenswerterweise gebe es zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung, denen man selbstverständlich nachgehe. Die Polizei sei zuversichtlich, das Verbrechen aufzuklären.
    Mit anderen Worten, die hatten nichts, sagte sich Böhnke, oder die wollten nichts sagen. Insofern waren die Phrasen doch wieder aufschlussreich.
    Er legte die Zeitung zur Seite und machte sich ausgehfertig. Das Regenwetter würde ihn nicht von seinem Spaziergang abhalten. Er wollte durchs Tiefenbachtal nach Simmerath, um dort Obst zu kaufen; das hatte er sich vorgenommen, und das würde er auch tun.
    Böhnke stand schon in der Haustür, als das Telefon klingelte. Nach kurzem Zögern meldete er sich und hatte Lieselotte in der Leitung.
    »Du musst unbedingt den Kölner Stadtanzeiger kaufen«, meinte sie. »Eine Kundin hat mir erzählt, da steht heute was über den toten Peter von Sybar drin. Das interessiert dich doch, oder?«
    »Jetzt ja. Wenn der Stadtanzeiger es nicht berichtet hätte, dann nein«, brummte Böhnke in die Leitung und machte sich auf den Weg.

    In der Buchhandlung an der Hauptstraße in Simmerath wurde Böhnke fündig, nachdem er in der Lotto-Annahmestelle erfolglos geblieben war. Die wenigen Exemplare des Stadtanzeigers, der im Prinzip ein Exot in der Nordeifel war, im Hoheitsgebiet des Zeitungsverlags Aachen, waren dort vergriffen gewesen, in der Buchhandlung erwischte er das letzte Exemplar.
    Üblicherweise interessierte ihn das Blatt vom Rhein nicht. Seine Beziehungen zu Köln waren nie sonderlich ausgeprägt gewesen. Beruflich hatte es nur selten Anknüpfungspunkte mit den Kollegen aus der Domstadt gegeben, privat hatte es ihn nicht in die pseudo-fröhliche Metropole gezogen. Köln war ihm einfach zu groß, zu hektisch, zu voll. Erst durch den Mord an dem Kommunalpolitiker hatte er mehr Kontakte geknüpft, sie waren aber nicht so ausgeprägt, um sie nach Abschluss der Ermittlungen aufrechtzuerhalten. ›Die Kölner brauchen mich nicht, und ich brauche nicht Köln‹, so lautete seine Devise.
    Wie gewohnt, ließ er sich bei seinem Bummel durch die Geschäfte und dem Spaziergang

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