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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Aktenordner holen, in denen du vielleicht Hinweise findest. Was hältst du davon?«
    Der ›Tatort‹ war ohnehin schon im Gange und sie hatten nicht mitbekommen, worum es ging. Außerdem agierte ein Ermittlerduo, das sie nicht mochten. Warum also nicht nach Aachen fahren?
    »Alleda«, forderte Böhnke Lieselotte auf, »schwing die Hufe. Ich rufe noch bei Hamacher an, um was zu klären.«
    Während des Telefonats notierte er sich die Symbole der Ordner, die er mitnehmen wollte, und wartete dann geduldig, bis seine Partnerin endlich ausgehfertig war.
    »Und du erklärst mir unterwegs, was du bisher herausbekommen hast«, schlug sie vor, als sie in den Polo stiegen.

    Drei, nein, sogar vier Dinge müsse er klären, sagte Böhnke, als er neben Liselotte sitzend in Richtung Aachen unterwegs war. »Zum einen müssen wir herausfinden, ob Peter von Sybar zufällig oder absichtlich getötet wurde.«
    »Wenn es ein Zufall war, ist das Thema durch, oder?«, fragte Lieselotte dazwischen, peinlich darauf bedacht, auf der Bundesstraße durch Simmerath bloß nicht schneller als die erlaubten 50 Stundenkilometer zu fahren. Sie war schon zu oft von den vielen Blitzern entlang der Straße erwischt worden.
    Böhnke bejahte. »Falls der Anschlag konkret ihm galt, muss ich rauskriegen, aus welchen Gründen er ermordet wurde. Das könnten private, berufliche oder karnevalistische sein, wenn ich die Eintragungen von Heinrich von Sybar zugrunde lege.«
    »Wieso?«
    »Es wird zumindest angedeutet, als sei Elisabeth nicht unbedingt die treu liebende Ehefrau. Ihr Vater vermutet wohl, sie habe was mit von Sybars Stellvertreter. Aber das ist sehr vage.« Böhnke rieb sich kurz über die Augen. Langsam wurde er doch müde. »Vage, aber nicht so sehr, ist auch ein Ansatz, das karnevalistische Treiben von Peter von Sybar könnte ursächlich sein. In den Eintragungen gibt es Hinweise darauf, dass das Engagement seines Schwiegersohns in Köln nicht unumstritten war. Und dann hat von Sybar einen Hinweis gegeben auf einen früheren Tagebucheintrag, der sich im vorherigen Band befindet. Das muss irgendetwas mit der Kassenprüfertätigkeit von Peter von Sybar im Karnevalsverein zu tun haben.« Er legte eine Kunstpause ein.
    Sie waren inzwischen kurz von Walheim. Wie gewöhnlich fuhr Lieselotte über Walheim, Kornelimünster und über den Adalbertsteinweg nach Aachen.
    »Wusstest du eigentlich, dass von Sybar den Betrieb in Aachen aufgeben wollte, um nach Köln zu wechseln?«
    Seine Partnerin staunte ihn an. »Das geht doch nicht. Das ist doch ein Aachener Traditionsunternehmen.«
    »Wie Degra oder Kaiserbrunnen«, hielt Böhnke dagegen. »Die Brauerei und den Mineralwasserhersteller gibt es auch nicht mehr bei uns. Tradition ist keine Zukunftsgarantie. Wenn ich das Tagebuch richtig verstanden habe, hat von Sybars Schwiegersohn mit der Stadt Aachen und mit der Stadt Köln verhandelt. In Aachen gibt es wohl Probleme mit dem Betriebsgelände und aus Köln liegt ein Angebot vor. Den Rest muss ich mir aus den Akten heraussuchen. Vielleicht will ja auch jemand verhindern, dass es Veränderungen gibt?«
    »Und wer?«
    »Witzbold. Woher soll ich das wissen.«
    Was er wohl wusste, Lieselotte aber nicht verriet, war ein Name, den er in den Aufzeichnungen entdeckt hatte: Peter Müller, Kölner Oberbürgermeister. Zweimal sogar: im Zusammenhang mit Peters Bestreben, Prinz zu werden, und mit dem möglicherweise geplanten Wechsel des Standorts.
    Böhnke hatte den Oberbürgermeister noch in bester Erinnerung. Bei der Aufklärung an einem Mord an einem Kölner Kommunalpolitiker, hatte Grundlers Freund Müller eine zwielichtige Rolle gespielt, jedenfalls nach Böhnkes Auffassung. Wenn die Politik ins Spiel kam, wurde es undurchsichtig und verkrampft.
    Das fehlte ihm noch zu seinem Glück, dass er wieder mit politischen Störfeuern oder Hinhaltetaktiken rechnen musste.

    Wie erwartet, lag das Firmengelände menschenleer im Dunkeln. Eine matte Lampe auf einem Peitschenmast gab nur wenig Licht auf den Eingang zum Verwaltungsgebäude. Lediglich hinter drei Fenstern in der obersten Etage brannte eine taghelle Beleuchtung.
    Die Dunkelheit sei kein Problem, hatte Hamacher im Telefonat behauptet. Wenn jemand unbefugt das Gelände betrete, würde er derart von Flutlicht angestrahlt, dass er glauben würde, auf dem Tivoli bei einem abendlichen Fußballspiel zu sein. Es gebe ausreichend Bewegungsmelder rund um die Gebäude. Er müsse zunächst am Tor eine Nummernfolge in das

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