Printenprinz
elektronische Schloss eintippen. Sinnigerweise laute sie 5822, »weil 4711 jeder kennt«, wie der Wachdienstleiter behauptet hatte. Anschließend könnte Böhnke das Tor aufschließen und auf den Parkplatz fahren.
Was der Kommissar beabsichtigte, wollte Hamacher nicht wissen. »Chef, Sie haben alle Vollmachten vom Senior bekommen. Von mir aus können Sie in seinem Zimmer übernachten«, hatte er erklärt.
In der Tat war der Zutritt zum Betriebsgelände als erster Schritt seines Plans schnell bewältigt. Schwieriger würde es am Eingang werden, hatte ihn Hamacher gewarnt. »Chef, zuerst müssen Sie den Code auf der Tastatur eingeben, dann müssen Sie die drei Schlösser der Eingangstür in der Reihenfolge oben, unten, Mitte öffnen. Wenn Sie im Haus sind, müssen Sie innerhalb von 30 Sekunden wieder in derselben Reihenfolge abschließen und danach wieder den Code eingeben. Wenn Sie nur eine Kleinigkeit falsch machen, stehen spätestens zwei Minuten später Polizei, Feuerwehr, Notarzt, Rettungswagen und meine komplette Wachmannschaft vor Ihnen. Dann war alles für die Katz.«
Böhnke hatte Hamacher versprechen müssen, ihn sofort anzurufen, wenn er im Gebäude war, und ein zweites Mal, wenn er wieder auf der Straße stand.
Lieselotte fand es aufregend, am späten Abend unbeobachtet durch das Verwaltungsgebäude laufen zu können. Überall auf den Fluren war sofort taghell das Licht angesprungen, die Sensoren waren offensichtlich empfindlich.
»Das ist alles etwas größer als wie bei mir in der Apotheke«, staunte sie. Um sich schauend folgte sie Böhnke in die oberste Etage.
Zielgerichtet steuerte er das Zimmer des Printenkönigs an. Er ließ seiner Partnerin den Vortritt und legte zunächst das Tagebuch aufgeschlagen auf das Schreibpult zurück. Jeder, der berechtigt oder unberechtigt das Zimmer betreten würde, sollte glauben, es sei nichts verändert worden. Vor dem Eichenschrank vergewisserte er sich anhand des ersten und des letzten Datums, dass das rechts stehende Buch der Vorgänger des aktuellen war.
»Und jetzt ist Peter von Sybar an der Reihe«, meinte er zufrieden und gab Lieselotte das Tagebuch. »Pass gut drauf auf. Wer weiß, welch schauriges Geheimnis es enthält.«
Es amüsierte ihn, dass sie erschrocken innehielt. Sie malte sich in ihrer Fantasie bestimmt Schreckensbilder aus, die es wahrscheinlich gar nicht gab. Auch diese Tagebücher würden vermutlich zum weitaus größten Teil Texte enthalten, die nicht von Belang waren, weil sie den Alltag schilderten vom Wareneinkauf bis zur Personaleinstellung, vom Küchenplan bis zum Reinigungsdienst.
Im Zimmer des Juniorchefs suchte Böhnke zunächst den Lichtschalter, den er in die Holzvertäfelung neben dem Türrahmen eingebaut vorfand. Er beobachtete seine Partnerin, die mit offenem Mund auf die gewaltige Sammlung von Aktenordnern blickte.
»Willst du die etwa alle …?«
»Natürlich nicht.« Der Kommissar schmunzelte. »Dafür habe ich mir ja die Kennzeichen notiert, meine Liebe.«
Nach einem kurzen Blick auf das Papierstück suchte er mit dem Zeigefinger entlang der Reihe mit den närrischen Kennzeichen. »Da haben wir es ja«, sagte er und zog den Ordner aus dem Regal, auf dem ein Dreigestirn abgebildet war. »Darin dürften wir alles finden, was mit Prinz Pitter III. zu tun hat, glaube ich.«
Wieder machte er sich auf der Suche, nun nach der Buchstaben-Zahlenkombination AA-2011. Er blieb erfolglos. Auch die Unterstützung durch Lieselotte nützte nichts. Der Order fehlte.
»Das ist der, der hier stand«, sagte er nachdenklich und deutete auf die Lücke in der Reihe.« Noch einmal blickte er auf den Zettel. »Wollen wir wetten, dass wir KÖ-2011 auch nicht finden?«
Lieselotte verstand zwar nicht, woher er das so genau wusste, sie musste allerdings bestätigen, dass es keinen Ordner mit dieser Kombination gab. »Der war bestimmt mal hier«, flüsterte sie und deutet auf die zweite Lücke in der Ordnerwand.
»So wird es sein«, bestätigte Böhnke nachdenklich.
Was hatte das zu bedeuten? Es fehlten zwei Ordner, die von Heinrich von Sybar als Quellen genannt waren, wahrscheinlich mit Inhalten, die Köln und Aachen betrafen. Und Hamacher hatte beobachtet, wie Elisabeth von Sybar und Landmann mit zwei Ordnern die Firma verlassen hatten. Waren diese Ordner mit dem Tod von Peter von Sybar in Verbindung zu bringen oder nutzten die beiden nur die Situation nach seinem Tod aus, um Dinge in ihrem Sinne zu regeln?
Für Antworten war es noch zu
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