Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
Vom Netzwerk:
das Komitee ausgerechnet jemanden aus Aachen importierte, der zu allem Überdruss schon einmal Prinz gewesen war. ›Was ist bloß aus dem Grundsatz geworden, einmal Prinz zu sein?‹, lautete die beinahe fundamentalistische Frage.
    Allenfalls andeutungsweise brachten sie Überlegungen ins Spiel, das karnevalistische Engagement des Aachener Printenbäckers könnte Teil wirtschaftlichen Kalküls sein. Zugleich wurde die Erleichterung deutlich, dass es wenigstens ein Dreigestirn am Rhein gab, nachdem es lange danach ausgesehen hatte, dass, quasi zum ersten Mal seit Urzeiten, keine Tollität gefunden werden würde. Da wurde von Sybars Engagement hier und da als karnevalistische Entwicklungshilfe bezeichnet.
    Unterm Strich fanden die Kölner Zeitungen die Entscheidung für Peter von Sybar zwar nicht gut, akzeptierten sie aber, weil sie ohne Alternative war. Für eine ›Pleite‹ oder sogar für ein ›Kartell‹, das von Sybar angedeutet hatte, gab es in den Artikeln keine Hinweise.

    Anschließend widmete sich Böhnke dem Kölner Boulevard, der durchgängig nur von ›Printe‹ Pitter III.‹ sprach. Der Kölner Jeck würde nie einen Öcher als Chef annehmen, behaupteten die Journalisten. Sie sprachen von einem Skandal und dem Ausverkauf des Kölner Karnevals.
    Wie Böhnke auffiel, kam immer wieder ein Funktionär zu Wort, dem markige Zitate zugesprochen wurden. ›Das ist der Anfang vom Ende‹, prophezeite Fritz Schmitz. ›Über Printe Pitter III. kann ich nicht einmal mehr lachen. Das ist kein Witz‹, sagte Witze Fritze. Kölner Karnevalisten bekämen keine Auftritte und würden nichts verdienen, ›weil der Unternehmer aus Aachen seine eigenen Kräfte einschleust. Köln verliert seine Originalität und Qualität, wenn wir andere, schlechte Künstler auftreten lassen.‹
    Der Boulevard verlangte: ›Weg mit der Printe!‹ Er forderte alle Karnevalsfreunde auf, die Sitzungen zu boykottieren, an denen ›Printe Pitter III.‹ oder seine dilettantischen Vasallen teilnehmen würden. Auch sollten keine Printen aus Aachen mehr gekauft werden.
    ›Nur kölsche Künstler im kölschen Karneval!‹, forderte Schmitz. Er wurde vom Boulevard zum Kronzeugen gegen den vermeintlichen Qualitätsverlust des Kölner Bühnenkarnevals aufgebaut. Hinter ihm verschanzte sich der Boulevard, um gegen Prinz Pitter III. zu stänkern.
    Typisch Boulevard, dachte sich Böhnke. Stimmung schüren, Emotionen wecken, aber immer so tun, als habe man selbst gar nichts gemacht. Es war ja Schmitz, der hetzte. Die Zeitung hatte ihn nur zitiert.
    In den Leserbriefen gab es ausschließlich Meinungen gegen von Sybar. In ihnen wurde die Tendenz der Boulevardzeitungen wiedergegeben. Leserbriefe unerwünschten Inhaltes, die es nach Böhnkes Überzeugung garantiert geben musste, kamen einfach nicht ins Blatt. Das sei ein Mittel der Meinungsmache, hatte ihm ein Journalist aus Aachen einmal erläutert. Die Redakteure entschieden, welcher Leserbrief im Blatt abgedruckt wurde und welcher nicht, genauso wie die Journalisten entschieden hatten, dass es zur Lästerei von Schmitz keine Gegenrede gab.
    Die Boulevardblätter hatten angedroht, sie würden nicht über die Session berichten, änderten dann aber ihre Linie, schrieben jedoch nur über vermeintliche Pannen und Pleiten, die sich bei den Auftritten von ›Printe Pitter‹ ereigneten. Dabei waren es nicht eigene Berichterstatter, sondern immer wieder ›angebliche‹ Besucher der Veranstaltungen, die darüber erzählten. So fand sich kein gutes Wort über die offizielle Vorstellung des Dreigestirns, über die die Lokalzeitungen aus Köln und Aachen nur Lobenswertes schrieben – auch wenn es den Blättern aus Köln schwer fiel, wie Böhnke zwischen den Zeilen herauslas.
    Bei anderen Auftritten fanden Prinz Pitter III. und sein großes Bühnenprogramm viel Beifall. Schließlich wurde sogar ein namentlich nicht näher benanntes Mitglied des Festkomitees mit der Aussage zitiert: ›Prinz Pitter III. und seine Truppe werden den Kölner Karneval beleben. Es wurde Zeit, dass wir endlich über unseren Tellerrand hinausblicken.‹
    Der Hinausblick war nun vorbei, zumindest jedoch zunächst ausgesetzt, dachte sich Böhnke nach der Lektüre. Er war gespannt, wie sich das Karnevalstreiben in Köln ohne das externe Dreigestirn entwickeln würde. In gewisser Weise hatte der Boulevard sein Ziel erreicht: Prinz Pitter III. war weg. Und auch Schmitz konnte nun besser schlafen, vermutete Böhnke am Rande.

    Böhnke machte es

Weitere Kostenlose Bücher