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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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sich in seinem Sessel bequem, nachdem er im Kachelofen einen Scheit nachgelegt hatte, und widmete sich dem zweiten Band des Tagebuchs von Heinrich von Sybar. Er musste sich durch viele Seiten lesen, bis er dahin kam, worauf Heinrich von Sybar im ersten Band verwiesen hatte; auf seine Tätigkeit als Kassenprüfer in dem Karnevalsverein, die Peter von Sybar von ihm übernommen hatte.
    Mandelhartz, das war der Name, um den sich diese Passage rankte. Der Name kam Böhnke bekannt vor. Woher kannte er einen Mandelhartz?
    Von Sybar fühlte sich offensichtlich von diesem Mann getäuscht, er sprach von Missbrauch des Vertrauens, das er Mandelhartz entgegengebracht hatte. Aber er wurde in seinem Text nicht konkret, verwies vielmehr auf einen Aktenordner seines Schwiegersohns zu einem anscheinend unangenehmen Thema. ›Ich bin überzeugt, Peter schafft es, ihm ins Handwerk zu pfuschen, ohne dass die Öffentlichkeit davon überhaupt erfährt‹, hatte von Sybar geschrieben.
    Böhnke musste lange Zeit weiterblättern, um wenigstens einige Hintergrundinformationen zu erfahren. Danach hatte sich der in Ungnade gefallene Mandelhartz in ihrem Karnevalsverein nicht korrekt verhalten. ›Und ich habe es in meiner Vertrauensseligkeit all die Jahre nicht gemerkt‹, bemängelte der Senior selbstkritisch. ›Aber was ich nicht erkannt habe, hat Peter durchschaut. Er wird es richten.‹
    Um was es allerdings ging, das war aus dem Tagebuch nicht herauszulesen, allenfalls zu vermuten. Böhnke benötigte dafür einen weiteren Ordner; der mit der Pappnase und den Geldscheinen. Hat wohl etwas mit den Finanzen im Karneval zu tun, vermutete er, als er sich eine Notiz machte.
    Finanzen! Das war das Stichwort. Mandelhartz hatte etwas mit Finanzen zu tun. Endlich fiel es Böhnke ein. Der Steuerberater von Lieselotte hieß Mandelhartz. Er wohnte fast ums Eck in Roetgen. Ob es eine Namensgleichheit war oder ob von Sybar diesen Steuerberater meinte? Vielleicht würde ihm Lieselotte beim telefonischen Abendgruß mehr sagen können.

    Der Anruf von Lieselotte kam früher als erwartet. Kurz nach 18 Uhr weckte sie ihn aus seiner kurzen Augenschonung.
    »Der Täter ist gefasst!«, rief sie ins Telefon, »das haben die gerade im Fernsehen gemeldet. Du musst unbedingt gleich das ›Lokale Fenster‹ gucken.«
    »Du meinst den Klotzwerfer von der Autobahnbrücke?«, fragte Böhnke vorsichtshalber, obwohl er ahnte, dass seine Liebste von diesem Verbrechen sprach. »Was sagen die denn?«
    »Das weiß ich auch nicht«, antwortete die Apothekerin. »Eine Kundin kam eben ins Geschäft und hat uns gesagt, dass der Werfer verhaftet worden ist.«
    Böhnke schenkte sich weitere Fragen. Informationen würde ihm Lieselotte nicht liefern können. »Dann werde ich mir das gleich mal anschauen«, brummte er. »Ach, ja, noch was. Hat dein Steuerberater Mandelhartz eigentlich was mit Karneval zu schaffen?«
    »Bestimmt«, antwortete sie spontan. »Der hat bei sich im Büro überall Orden und Anstecknadeln von Karnevalsvereinen hängen. Und auf Fotos an den Wänden ist er mit verschiedenen Karnevalsprinzen zu sehen. Ich glaube, das ist ein wichtiger Mann im Karneval, denke ich mal.«
    Was von Lieselottes Denkart und Kombinationsgeschick zu halten war, wollte Böhnke lieber nicht kommentieren. Auf ihrem beruflichen Gebiet war sie eine Spitzenfrau, aber auf allen anderen Gebieten neigte sie gerne zu Übertreibungen. Wahrscheinlich war Mandelhartz irgendein Vorstandsmitglied in irgendeinem Karnevalsverein, aber damit war er nach Böhnkes Auffassung noch längst kein wichtiger Mann.
    Ihm kam eine Idee. »Du könntest in der Pförtnerloge von der Printenfabrik bei meinem ehemaligen Kollegen Hamacher einen Aktenordner abholen und mir mitbringen.«
    »Geht nicht«, entgegnete Lieselotte schnell. »Ich habe Bereitschaftsdienst bis morgen früh.«
    »Dann eben morgen Abend«, stöhnte Böhnke. »Ich werde Hamacher vorwarnen, dass du kommst.«

    Nachdem auf Hamachers Handy nur die Mailbox mit ihm sprechen wollte, was wiederum Böhnke nicht mochte, konzentrierte er sich auf die lokale Fernsehsendung in WDR 3.
    Der stets flapsige Moderator mit der sehr hohen Stirn und der altmodischen Brille kam sofort zur Sache: »Das Attentat auf den Printenfabrikanten Peter von Sybar ist aufgeklärt.« Darüber werde die ›Aktuelle Stunde‹ ebenso berichten wie über weitere Themen.
    Böhnke stöhnte. Was interessierte es ihn, ob im Aachener Tierpark wieder Flamingos ausgeflogen waren, bei den

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