Printenprinz
hatte.
»Na, dann bis Sonntag«, sagte er gähnend zum Abschied.
»Oder bis morgen«, meinte Böhnke knapp.
»Wieso?« Wieder bremste Grundler abrupt seinen Gang.
»Ich werde morgen hoffentlich ein konspiratives Treffen mit meinem Briefeschreiber haben. Danach komme ich vielleicht bei dir vorbei«, sagte sein alter Freund geheimnistuerisch.
13.
»Hallo, Chef!« Böhnkes Erscheinen konnte Hamacher nicht sonderlich überraschen. Er kannte seinen ehemaligen Vorgesetzten gut genug, um zu wissen, dass dieser sofort erahnen würde, von wem er den Brief mit den polizeilichen Unterlagen erhalten hatte.
Der Kommissar hatte sich dieses Mal besser auf seine Busfahrt nach Aachen vorbereitet und die günstigste Verbindung herausgefunden, die ihn mit Umsteigen bis vor den Eingang der Printenfabrik brachte. Für ihn war unzweifelhaft der Wachdienstleiter von von Sybar der Absender des anonymen Briefes gewesen. Wer sonst hätte wissen können, dass er sich für dieses Verbrechen interessierte? Für einen ausgefuchsten Expolizisten war es kein Problem, seine Adresse in Huppenbroich herauszufinden, auch wenn sie nirgendwo öffentlich verzeichnet war.
»Das mit Ihrem Wohnsitz war noch eine der leichtesten Übungen, Chef«, meinte Hamacher lächelnd. Er hatte Böhnke am Firmeneingang begrüßt und schien unbesorgt, dass sie beobachtet werden könnten.
»Wenn’s Sie stört, Chef, mich stört es nicht«, sagte er lapidar. Ohnehin seien seine Tage bei von Sybar wohl gezählt. »Die Buschtrommeln aus der Personalabteilung und vom Betriebsrat haben mir bereits geflüstert, dass Landmann mich ›entsorgen‹ will.« Aber darüber mache er sich keine Sorgen. Sorgen bereitete ihm stattdessen der Anschlag auf den Juniorchef. »Solange die Sache nicht lückenlos aufgeklärt ist, kann mir meine angedrohte Entlassung gestohlen bleiben.« Grinsend führte er Böhnke in die Pförtnerloge und lotste ihn an den kleinen Tisch. Unaufgefordert stellte er eine Wasserflasche und zwei Gläser ab.
»Chef, es ist schon gut, wenn man noch gute Freunde bei der Polizei hat, was?«
Er bestätigte, was Böhnke vermutet hatte. Ehemalige Kollegen aus dem PP hatten Hamacher die Kopien zugeschanzt. »Was sagen Sie dazu?«, fragte er mit einem Hinweis auf die Papiere, die er aus der Schublade gezogen hatte.
»Hm.« Böhnke räusperte sich kurz, während Hamacher die Wassergläser füllte. »Im Prinzip gibt es zwei Dinge, die mir zu denken geben.«
»Der Porsche und der schwarz angestrichene Betonklotz«, fiel ihm der Wachmann ins Wort.
»So ist es.« Böhnke nickte bestätigend. »Dabei ist das Wurfgeschoss für mich zunächst zweitrangig. SM wird sich schon was dabei gedacht haben, wenn er die Geschichte vom Betonklotz als Tatwerkzeug nicht aufklärt.«
»Seit wann kann denn SM denken?«, redete Hamacher wieder dazwischen. Trotz der Lästerei über SM unterschätzte er dessen Fähigkeiten keineswegs, wie auch Böhnke mochte er ihn bloß nicht. Das Verschweigen der Tatwaffe hatte sicherlich einen Grund. »Ich glaube, der verfolgt irgendeine Fährte, von der wir alle nichts wissen«, vermutete er.
»Na, und?« Böhnke sah es pragmatisch. »Wenn er letzten Endes das Verbrechen aufklärt, hat er alles richtig gemacht.«
Und wenn er zu keiner anderen Lösung kommen würde, hätte er immer noch den vorbestraften Waldowski in der Hinterhand, dem er den Mord anhängen konnte, dachte er sich.
»Aber jetzt kommt das Vertrackte.« Erneut hatte Hamacher das Gespräch übernommen. »Wer hat an dem Porsche herumgefingert? Nach dem Sachverständigen zu urteilen, war die Manipulation wohl fachmännisch.« Er stöhnte. »Und damit scheiden Elisabeth von Sybar und Landmann wohl aus. Ihre handwerklichen Fähigkeiten sind nicht viel größer als wie die eines Regenwurms, der ein Dach decken will.« Den fragenden Blick von Böhnke verstand er richtig. »Selbstverständlich habe ich rekonstruiert, was mit dem Wagen war. Der ist nur wenige Tage vor dem Unfall noch vom TÜV bei uns in der Firmenwerkstatt kontrolliert und ohne Mängel abgenommen worden. Da wäre eine Manipulation garantiert aufgefallen; spätestens dann, als der TÜV-Mensch eine Vollbremsung gemacht hat.«
»Der Wagen war also in einem technisch einwandfreien Zustand«, stellte Böhnke fest.
»Jedenfalls nach dem TÜV-Check, Chef. Am Tag, bevor von Sybar nach Köln wollte, hat sich seine Frau morgens den Porsche ausgeliehen und ihn erst spätabends zurückgebracht. Der Spätdienst hat die Schlüssel
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