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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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entgegengenommen. Er sollte den Wagen noch auftanken und warten, hatte sie ihm noch aufgetragen. Dann ist sie in den Wagen von Landmann eingestiegen. Er hat sie quasi zur Firma begleitet und sie dann nach Hause gebracht, denke ich mal.«
    »Das bedeutet aber, dass …«
    »Das bedeutet, Chef, dass die scheinheilige Tussi und ihr Liebhaber durchaus etwas mit den angeschlitzten Bremsleitungen zu tun haben könnten. Wie im Gutachten steht, wären sie allenfalls bei einer Vollbremsung oder einem abrupten Abbremsen gerissen, nicht aber bei einem normalen Bremsvorgang, und auch nicht bei der ersten Vollbremsung. Immerhin ist der Juniorchef ja noch unbeschadet nach Köln gekommen. Und der fuhr einen heißen Stiefel, kann ich Ihnen sagen.«
    »Haben Sie mit seiner Frau oder mit Landmann darüber gesprochen?«
    »Wo kommen Sie denn her, Chef? Die reden doch nicht mit mir. Ich habe denen Rede und Antwort zu stehen.« Er lächelte grimmig. »Aber ich kann Ihre Frage selbstverständlich beantworten.«
    »Die Freunde aus dem PP.«
    »Richtig, Chef, meine Freunde aus dem PP haben sie selbstverständlich nach der Bremsanlage gefragt. Beide gaben sich ahnungslos und decken sich gegenseitig. Sie seien geschäftlich unterwegs gewesen. In Maastricht. Das ist übrigens bestätigt worden.«
    »Doppeltes Glück für die beiden«, knurrte Böhnke. »Es lässt sich nicht nachweisen, dass sie am Porsche getrickst haben und dann bringt noch jemand anderes von Sybar vorher um, bevor die Bremsen versagen.«
    »Sieht so aus, Chef«, pflichtete ihm Hamacher bei, »aber noch sind nicht alle Messen gesungen.«
    »Wieso?«
    »Momentan versuchen die Technikfreaks im PP, Informationen aus dem Navi des Porsches zu kitzeln. Vielleicht können sie ja rekonstruieren, welche Fahrziele in der letzten Zeit eingegeben waren. Wer weiß, was da herauskommt. Sie halten mich auf dem Laufenden. Und ich selbstverständlich Sie, Chef.«
    Ob sich der Besuch in der Printenfabrik gelohnt hatte, vermochte Böhnke nicht zu bewerten. Anerkennend lobte er Hamacher, der nichts von seiner kriminalistischen Qualität eingebüßt hatte. Er war immer noch mit Feuereifer dabei wie ein Terrier, der nicht losließ, was er einmal zwischen die Zähne bekommen hatte.
    »Und ich bleibe am Ball. Da können Sie sicher sein.« Hamacher kramte in der Schreibtischschublade. »Im Augenblick bin ich dabei herauszufinden, wer der Fremde ist, mit dem Landmann zuletzt im Büro war.«
    »Fragen Sie ihn doch einfach.«
    Hamacher sah ihn fast schon bemitleidend an. »Noch mal, Chef, wenn hier einer fragt, dann ist das Landmann. Ich bin nur der Antwortgeber.«
    »Oder der Stichwortgeber«, sagte Böhnke. »Ihre Freunde im PP wären vielleicht dankbar.«
    »Können Sie abhaken«, entgegnete Hamacher. »Landmann kann sich nicht erinnern, hat er jedenfalls meinen Freunden gesagt.«
    Böhnke reichte diese Antwort für die Zwecke, die er verfolgte. »Ich glaube, das wird noch spannend«, meinte er zum Abschied.
    »Und wir sind mittendrin, Chef. Das ist fast wie früher.«

    Lieselotte scheuchte ihn mit einer energischen Handbewegung in ihr Büro, als er durchgefroren in der proppenvollen Apotheke erschien. Momentan hatte sie keine Zeit für ihn, die Kunden gingen vor.
    Nach seinem Besuch bei Hamacher hatte Böhnke unangemeldet einen Abstecher in die Apotheke gemacht, bevor er am Nachmittag bei Grundler aufschlagen würde. Er hatte auf einen Bus oder ein Taxi verzichtet und war zu Fuß durch die Stadt gelaufen. Während seiner Dienstzeit hatte er Aachen fast nur aus der Sicht eines Autofahrers kennengelernt. Viel hatte er dabei von der alten Kaiserstadt nicht mitbekommen. Er kannte sich ein wenig im Bereich seiner damaligen Mietwohnung an der Stephanstraße aus, einer reinen, innerstädtischen Wohnstraße, in der mehrheitlich entweder ältere Paare oder junge Studenten wohnten, dann in der Innenstadt rund um den Dom, in der Lieselotte ihre Apotheke betrieb und in der sie eine Eigentumswohnung in einem modernen Mehrfamilienhaus besaß. Damit war sein Wissen über die Aachener Straßen und Quartiere schon erschöpft. Erst als Pensionär hatte er dazugelernt und lernte immer noch hinzu, wenn er die Stadt auf Schusters Rappen durchschritt.
    Zum wiederholten Male gratulierte er sich zu seiner spontanen Entscheidung, nach dem vorzeitigen Dienstende seine Zelte in der Leere der Nordeifel aufzuschlagen und statt in einer kleinen Wohnung in Aachen in Huppenbroich zu leben. Lieselotte hatte den Hühnerstall geerbt

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