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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Telefonat danach fragte. »Landmann hat zwei Jahresgehälter angeboten, wenn Hamacher den Gang zum Arbeitsgericht abbläst.«
    »Das ist nicht schlecht, würde ich sagen«, entgegnete Böhnke.
    »Das ist ungewöhnlich hoch und macht mich deshalb stutzig.«
    »Was sagt denn Landmann zur Begründung?«
    »Landmann sagt gar nichts. Das Angebot ist heute über einen Anwaltskollegen per Post gekommen. Landmann bietet zwar eine verdammt hohe Abfindung, gemessen an Hamachers Betriebszugehörigkeit. Aber er stellt über seinen Anwalt auch eine kuriose Nebenforderung. Er verlangt von Hamacher, dass er sämtliche Maßnahmen jetzt und in Zukunft unterlässt, die ihn oder die Printenfabrik in irgendeiner Weise belasten oder schädigen könnten.«
    »Was meint er damit?«
    »Gute und richtige Frage«, lobte der Anwalt. »Diese Frage haben Hamacher und ich uns auch gestellt. Jetzt haben wir Landmann um Aufklärung gebeten. Wenn er eine Generalabsolution haben will oder Hamacher mundtot machen will, muss er mehr springen lassen.«
    »Geht es dir etwa nicht um die Aufklärung eines Verbrechens, Tobias?« Böhnke wunderte sich über Grundlers Aussage.
    »Nun, wenn ich es mit der Mandantenvertretung ernst meine, muss es für mich darum gehen, alle Vorteile für meinen Mandanten herauszuholen. Erst wenn ich diese Ziele erreicht habe, kommt die Moral.«

22.
    In ihrer Apotheke hätte sie viele Mittelchen und Rezepte für alle möglichen und unmöglichen Krankheiten, hatte Lieselotte gemeint, als Böhnke ihr von der Einladung zur Karnevalssitzung in Huppenbroich berichtet hatte. »Aber gegen den Bazillus carnevalensis habe ich nichts.« Sie hätte gar nicht gewusst, dass er ein so großer Karnevalsjeck sei. »Commissario, ich muss mir doch keine Sorgen machen, dass du demnächst nur noch mit Pappnase und Ringelhemdchen herumläufst oder Gardist wirst?« Insgeheim war sie natürlich froh, dass ihr Lebenspartner wieder auf die Beine gekommen war. Sie wollte gerne an seiner Seite sein, wenn er die jecken Zeiten miterleben wollte.
    »Keine Sorge«, brummte er. Er mochte es nicht, wenn sie ihn derart neckte. »Spätestens am Aschermittwoch ist alles vorbei.« Sie seien von höchster Dorfstelle eingeladen worden und er habe zugesagt. Da dürften sie sich jetzt nicht drücken.
    »Aber nur mit Schlips und Kragen!«, verlangte Lieselotte, »Was für das Eurogress in Aachen gilt, gilt auch für den Saal Ohler in Huppenbroich. Oder tatsächlich Pappnase und Ringelhemd. Kann ich preiswert in Aachen besorgen.«
    Da war Böhnke die erste Alternative doch lieber. Maulend wechselte er Flanellhemd und Jeans mit Zwirn und Krawatte. Lieselottes Bemerkung »Jetzt siehst du endlich wieder wie ein Mensch aus« war aus seiner Sicht unpassend. Er fühlte sich unwohl in einem Anzug, der ihn immer an seine berufliche Tätigkeit erinnerte, als dieser zu seiner alltäglichen Dienstkleidung gehörte. Wann immer es ging, vermied er es, sich in einen Anzug zu zwängen. Karneval und Krawatte, das passte für ihn nicht.
    »Ist dir Karneval und Kostüm lieber, mein Lieber?«

    Als sie sich ihrem Ehrenplatz unmittelbar vor der Bühne näherten, war Böhnke heilfroh, sich dem Bekleidungsdiktat seiner Liebsten unterworfen zu haben. In seiner Alltagskluft wäre er unangenehm aufgefallen. Selbst diejenigen aus dem Dorf, die er nur mit Gummistiefeln und Arbeitshose oder mit Schürze und Kopftuch kannte, hatten sich festlich gekleidet oder, wie er sagen würde, ›dem Anlass entsprechend verkleidet‹. Er hatte gar nicht gewusst, dass Huppenbroich eine Piratenhochburg war. Bei manchem, der ihn freundlich grüßte, musste er zweimal hinschauen, ehe er ihn in der ungewohnten Tracht erkannte. Entweder närrisch oder seriös, eine andere Kleiderordnung war nicht zugelassen oder verpönt.
    Böhnke freute sich über die heitere, beschwingte Stimmung im Saal. Man lachte, begrüßte sich herzlich und fand nur freundliche Worte füreinander.
    »Karneval lebt von der guten Laune der Leute«, hatte sein Gastgeber zur Begrüßung gemeint, als sie an der Garderobe ihrer Mäntel abgeliefert hatten. Bereitwillig hatte der ehemalige Wirt, der sich selbst in eine schmissige Uniform geworfen hatte, Böhnke und Lieselotte durch den vollen Saal zu dem farbenfroh geschmückten Ehrentisch geführt. »Ihr seid selbstverständlich meine Gäste«, sagte er freundlich und raunzte umgehend den danebensitzenden Ortsvorsteher an. »Das gilt nicht für dich, woll? Du hast Geld genug!«
    Schnell ließen sich

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