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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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mürrisch, aber sie gab vor, das nicht zu bemerken. »Sind Sie müde?«
    »Ja.«
    »Wie seltsam, daß wir nicht seekrank werden.«
    »Schlafen Sie, Taylor.«
    Eine volle Minute verstrich, ehe sie das Schweigen wieder brach. »Ich bin sehr müde«, flüsterte sie. »Aber nicht schläfrig. Seltsam, nicht wahr? Wenn Sie mit mir reden, lullen Sie mich vielleicht ein.«
    »Wieso denn das?«
    »Sie könnten mich langweilen.«
    »Also gut«, stimmte er grinsend zu, »ich will Sie in den Schlaf reden. Legen Sie Wert auf ein besonderes Thema?«
    »Erzählen Sie mir von Redemption.«
    Daß sie sich den Namen der Stadt gemerkt hatte, verblüffte ihn. Und warum interessierte sie sich für diese abgeschiedene Wildnis? »Wie ich schon sagte - dort würde es Ihnen nicht gefallen. Denken Sie doch lieber an die Partys, die Sie in Boston besuchen werden. Das müßte Sie einschläfern. Mich würde es sofort in den Schlaf wiegen.«
    Partys waren das letzte, woran sie denken wollte. Sie verabscheute solche offiziellen Veranstaltungen, aber Lucas glaubte, es wäre ihr Wunsch, der Bostoner Gesellschaft anzugehören. Und sie sah keinen Grund, den Irrtum aufzuklären. Von Partys und anderen oberflächlichen Vergnügungen hielt sie nichts, im Gegensatz zu den meisten jungen Damen. Vielleicht war sie wirklich so exzentrisch wie ihr Großonkel Andrew. Das hatte ihre Großmutter oft genug behauptet. »Aber Sie hassen Redemption nicht?«
    »Allmählich schon«, erwiderte Lucas gähnend. »Dort wird es mit jedem Tag voller. Ich würde gern woandershin übersiedeln.«
    »Warum denn?«
    »Ich hasse Menschenmengen.«
    »Leben Ihre Brüder dort?«
    »Die Ranch liegt einen Tagesritt von der Stadt entfernt.«
    »Ist das so schlimm?« fragte sie, und er seufzte laut auf. Wahrscheinlich würde sie ihn bedrängen, bis sie alle Antworten bekam. Sie rüttelte ihn an seiner Schulter. »Wollen Sie Ihre Brüder wirklich verlassen?«
    »Jetzt besitzen Jordan und Douglas genug Rinder und Pferde. Sie brauchen mich nicht mehr. Sobald ich meinem jüngsten Bruder Kelsey geholfen habe, sich häuslich niederzulassen, verschwinde ich. Die drei werden schon zurechtkommen.«
    Diesen Entschluß fand sie gefühllos, behielt aber ihre Meinung für sich, um ihn nicht zu verärgern. »Was werden Sie tun?«
    »Ich gehe auf die Suche.«
    »Wonach?«
    »Nach einem Mann.«
    Damit hatte sie nicht gerechnet und geglaubt, er würde Gold oder Silber suchen. Der Goldrausch war zwar vorbei, aber sie hatte gelesen, man würde weiter im Westen immer noch ertragreiche Adern finden. »Und wenn Sie den Mann
    finden?«
    Eine Zeitlang schwieg er, denn es widerstrebte ihm, die Wahrheit zu gestehen - daß er den Bastard zu töten beabsichtigte. Das würde Taylors zartbesaitetes Wesen nicht verkraften. Und so erwiderte er nur: »Ich werde beenden, was er angefangen hat.«
    »Ist er ein schlechter Mensch?«
    »Ja.«
    Seltsam, dachte sie. Ich laufe vor dem Bösen davon, und Lucas will ihm ins Auge blicken. War er so mutig, oder wurde sein Leben von Rachsucht beherrscht? Das mußte sie herausfinden. »Was hat er getan ...?«
    Lucas fiel ihr ins Wort. »Wenn ich die Sache erledigt habe, kehre ich in die Berge zurück. Dort hat man seine Ruhe.«
    Natürlich verstand sie den Wink mit dem Zaunpfahl. Mr. Ross wollte dieses Thema offenbar abschließen, und sie fügte sich. Sie würde sich in Geduld fassen und irgendwann sicher alles erfahren, was sie wissen wollte. »Meine Großmutter erzählte mir, Sie seien in Kentucky geboren worden.« »Ja.«
    »Aber Sie kämpften für die Nordstaaten?«
    »Das stimmt. Ich zog schon vor langer Zeit in den Norden.«
    »Bevor Sie nach Montana gingen?«
    »Ja.«
    »Dachten Sie, der Krieg wäre sinnvoll?«
    »Ich glaube, in Amerika hat jeder Mann das Recht au Freiheit.«
    »Ebenso jede Frau und jedes Kind. Kein Mensch dürfte die Macht haben, andere als sein Eigentum zu betrachten. Isi das richtig?«
    »Ja.«
    »Sie sagten, Sie würden in die Berge zurückkehren. Möchten Sie völlig frei sein und ungehindert diesen oder jenen Orl aufsuchen, wohin der Wind Sie auch treiben mag?«
    »Ja.«
    »Werden Sie sich nicht einsam fühlen?«
    »Nein.«
    »Das ist unsozial.«
    Unwillkürlich lächelte er über das Mitleid, das in ihrer Stimme mitschwang. »Deshalb müssen Sie mich nicht bedauern, Taylor. Ich will keine Familie.«
    Beinahe hätte sie entgegnet, für solche Überlegungen sei es zu spät. Nun hatte er eine Familie, ob es ihm paßte oder nicht. Die Babys standen an

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