Prinz Charming
das eine denken. Und nun muß ich Ihnen etwas klarmachen, Taylor. Sie haben mich ganz schön durcheinandergebracht, aber ich fühle mich nicht an Sie gebunden. So verlockend diese Vorstellung auch sein mag.«
»Und deshalb sitzen Sie mitten in der Nacht auf meinem Bett und halten mir einen Vortrag? Um mir klarzumachen, daß unsere Ehe nur auf dem Papier besteht? Das haben Sie bereits deutlich genug gesagt, und zwar mehrmals.«
»Außerdem sollen Sie wissen, daß Sie bei mir sicher sind. Obwohl Sie gewisse Wünsche in mir wecken, werde ich unsere Situation nicht ausnutzen.«
»Wie ehrenwert! Und ich will Ihnen gern helfen, meiner Anziehungskraft zu widerstehen.«
»Wie denn?«
»Fragen Sie mich, ob ich von Ihnen angefaßt werden möchte.«
»Nun, wollen Sie’s?«
»Lieber lasse ich mich hängen!«
Verwirrt blinzelte er sie an, dann grinste er. Nun hatte sie’s ihm mit gleicher Münze heimgezahlt. »Verspotten Sie mich?«
»Allerdings.«
Er schüttelte lachend den Kopf, dann hauchte er einen keuschen Kuß auf ihre Stirn. Als wäre sie ein Kind, dem man eine gute Nacht wünschte ... Aber das wollte sie nicht; hinnehmen. Sie mußte unbedingt wissen, wie es wäre, wenn
Lucas sie richtig küßte. Plötzlich besiegte ihre Neugier eine innere Stimme, die sie zur Vorsicht ermahnte. Mit beiden Händen umfaßte sie seinen Kopf, und ihr Mund streifte seinen. Es war nur eine ganz zarte Berührung, flüchtig wie ein Herzschlag, aber sehr reizvoll. Und es gefiel ihr, unter ihren weichen Fingern seine rauhen Bartstoppeln zu spüren.
Jetzt war ihre Neugier befriedigt. Lächelnd sank sie ins Kissen zurück. Lucas packte ihr Kinn und zwang sie, ihn anzuschauen. »Warum zum Teufel, haben Sie das getan?«
»Es war doch nur ein Kuß, Lucas«, versuchte sie, ihn zu beschwichtigen.
Entschieden schüttelte er den Kopf. »Nein, Taylor. Das ist ein Kuß.« Fordernd preßte er seine Lippen auf ihre, und als sie den Mund öffnete, um zu protestieren, nutzte er sofort die Gunst des Augenblicks. Seine Zunge begann, mit der ihren zu spielen, und Taylor war völlig verblüfft. Sollte sie ihn jetzt wegstoßen oder an sich ziehen? Und was, um Himmels willen, trieb seine Zunge in ihrem Mund? Nie hatte sie gehört, daß man sich auf diese Art küßte. Es war zu intim, zu besitzergreifend. Und doch - der Allmächtige mochte ihr helfen, sie fand es wundervoll. Wie aus eigenem Antrieb schlangen sich ihre Arme um Lucas’ Hals, und bald erwiderte sie den Kuß. Ihre Zunge rieb sich an seiner, zunächst langsam und schüchtern, dann immer kühner.
Lucas spürte die Hitze, die zwischen ihnen wuchs. Offenbar konnte er nicht genug von ihr bekommen. Durch den dünnen Stoff ihres Nachthemds fühlte er die warmen Brüste, die sie an ihn schmiegte, und das brachte ihn beinahe um den Verstand. Er schob eine Hand unter ihren Nacken, drehte ihr den Kopf ein wenig zur Seite, so daß seine Zunge noch tiefer in ihren Mund eindringen konnte. Vor Begierde zitterte er am ganzen Körper. Wie gut und süß sie schmeckte, und ihr
leises Stöhnen drohte ihm den letzten Rest seiner Beherrschung zu rauben.
Diese Erkenntnis holte ihn unsanft in die Wirklichkeit zurück. Abrupt löste er seine Lippen von ihren. Aber es dauerte etwas länger, bis er sich von ihren Armen befreien konnte.
Atemlos starrten sie sich an. Dieser Kuß hatte Taylor überwältigt. Noch immer glaubte sie, seine heißem Lippen auf ihren zu spüren.
Innerhalb weniger Sekunden war der Kuß außer Kontrolle geraten. Lucas’ Herz hämmerte wie rasend gegen seine Rippen. Nur langsam verebbte die Leidenschaft. Und Taylor half ihm kein bißchen, seine Gefühle zu zügeln. Ihre Augen waren verschleiert, die Lippen feucht und gerötet. Wie verwirrt sie aussah - und wie begehrenswert... »Du bist mir zu gefährlich, Lady!« stieß er hervor und stand auf. Er packte seine Stiefel, das Hemd, das Bettzeug, dann stürmte er aus der Kabine. Nun wollte er nichts mehr riskieren. Da er nicht tun durfte, was er sich brennend wünschte, mußte er vor Taylor fliehen. An Deck schüttete er sich einen Eimer kaltes Wässer über den Kopf.
Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, brach Taylor in Tränen aus. Sie bebte von Kopf bis Fuß. Wie schamlos sie gewesen war! Warum nur hatte sie ihn zu einem Kuß verleitet? Jetzt bereute sie ihr sündhaftes Verhalten zutiefst. Sie hatte mit dem Feuer gespielt, und das mußte sie in Zukunft vermeiden. Zu leicht könnte sie ihre Ziele aus den Augen
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