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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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einige Fragen beantworten.«
    Lucas lächelte und enthielt sich eines Kommentars. Wenn die Freundin seiner Mutter auch älter und erfahrener war als Taylor - die clevere junge Lady würde sich nicht so leicht
    überlisten lassen und nichts verraten, was sie für sich behalten wollte. Er gab Belle einen Abschiedskuß, dann ging er nach oben. Die gewünschten Antworten würde er seiner Frau erst morgen entlocken können. Jetzt schlief sie sicher tief und fest. Außerdem war er nicht mehr in der Stimmung für ein längeres Gespräch. Er brauchte seine Nachtruhe genauso wie Taylor.
    Wie sehr Boston ihn ermüdete und an seinen Nerven zerrte ... Hier konnte er nicht leben. Ständig mußte er sich höflich benehmen, durfte keine Waffen tragen, ohne die er sich nackt und verletzlich fühlte. Die Luft war längst nicht so rein und erfrischend wie in den Bergen, obwohl Taylor und ihre Freundin den klaren blauen Himmel über der Stadt bewunderten. Sicher wirkte Boston nicht so stickig wie London, aber er fand es ebenso gräßlich wie alle Großstädte. Unentwegt schien Ruß aus einigen tausend Schornsteinen zu fliegen und seine Seele zu überschatten. Und diese Menschenmengen ... Nur wer niemals die grenzenlose Weite der Berge und Täler kennengelernt hatte, konnte eine so übervölkerte Umgebung ertragen, aber Lucas hatte genug davon. Er mußte heimkehren.
    So leise wie möglich sperrte er die Zimmertür auf und trat ein. Taylor schlief auf dem Sofa. Durch das Fenster fiel Mondlicht herein und tauchte ihre Schultern in goldenen Glanz. Wie ein Engel sah sie aus. Ihre Haare waren auf dem Kissen ausgebreitet, die Hände züchtig über der Brust gefaltet. Sie benutzte ihren weißen Morgenmantel als Decke.
    Eine Zeitlang stand er reglos da und starrte sie an. Dann verschloß er die Tür. Auf dem Weg zum Alkoven zog er sein Jackett aus. Dabei beschloß er, seiner Frau die bequemere Schlafstätte zu vergönnen und selbst auf dem Sofa zu übernachten.
    Er wagte nicht, das Bett mit ihr zu teilen, denn er begehrte sie viel zu sehr. Seit er die Tür geöffnet hatte, quälte ihn heiße Sehnsucht.
    Doch dann schüttelte er den Kopf. Er war nicht ehrlich zu sich selbst. Dieses Verlangen erfüllte ihn, seit er sie im Londoner Ballsaal gesehen hatte, und seither wuchs es mit jedem Tag. Es fiel ihm immer schwerer, sich wie ein Gentleman zu benehmen.
    Trotzdem würde er das Versprechen halten, das er ihrer Großmutter gegeben hatte - seine Frau zu beschützen. Vom Vollzug der Ehe war nie die Rede gewesen.
    Taylor drehte sich auf dem schmalen Sofa zur Seite. Und diese Bewegung erinnerte ihn an die Aufgabe, die er nun bewältigen mußte. Er schob den kleinen Tisch beiseite, ließ sich auf ein Knie nieder und griff nach ihr. Plötzlich hielt er inne, als er das Papier entdeckte, das sie umklammerte. Ein Telegramm. Sein Blick wanderte zu ihrem Gesicht. Nun sah er Tränen an ihren Wimpern glänzen. Offenbar war ihr eine so traurige Nachricht übermittelt worden, daß sie sich in den Schlaf geweint hatte.
    Behutsam entwand er ihr das Telegramm. Was darin stand, ahnte er bereits, aber er mußte sich vergewissern. Auch das Papier war tränennaß. Er faltete es auseinander und las die wenigen Worte.
    Lady Esther war tot.
    Wie verzweifelt mußte Taylor gewesen sein ... Er senkte den Kopf, schloß die Augen und betete stumm, was er nur selten tat. Vor Jahren hatte Belle ihm ein Gebet beigebracht, und er erinnerte sich nur an wenige Sätze. Aber der Allmächtige würde ihn sicher verstehen. Inständig bat er ihn, Lady Esther ewigen Frieden zu schenken. Wenn er sie auch kaum gekannt hatte, so war er von der charakterfesten, willensstarken Frau doch tief beeindruckt worden - insbesondere von
    ihrem unerschütterlichen Entschluß, alles zu tun, um für die Sicherheit ihrer Enkelin zu sorgen.
    Als er die Augen öffnete, begegnete er Taylors Blick. Sie schwieg, und auch er sagte nichts, legte nur das Telegramm auf den Tisch. Dann nahm er sie auf die Arme und trug sie zum Bett. Widerstandslos ließ sie sich hinlegen, kehrte ihm den Rücken, zog die Decke über ihren Körper. Doch diesen Rückzug in sich selbst erlaubte er ihr nicht. Sie durfte ihren Schmerz nicht unterdrücken, mußte sich ausweinen, die heilsame Trauerzeit beginnen.
    Als er sein Hemd abgelegt hatte, streckte er sich neben ihr aus und umarmte sie. Nur ein paar Sekunden lang wehrte sie sich, dann preßte sie zitternd das Gesicht an seine Brust. Besänftigend strich er über ihren Rücken,

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