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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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erwähnt.«
    »Wirklich? Daran erinnere ich mich gar nicht. Aber ich glaube, eine Scheidung wäre einfacher.«
    »Warum?«
    »Da gibt es mehr gerichtlich anerkannte Gründe als bei einer Annullierung. Die hab ich alle auswendig gelernt, aber ich kann mich für keine entscheiden ...«
    »Du hast Scheidungsgründe auswendig gelernt?« fragte er belustigt.
    »O ja.« Zufrieden beobachtete sie, wie sich seine Stirn glättete. »Zum Beispiel dachte ich an Trunksucht, aber die kommt nicht in Frage, denn du sprichst dem Alkohol nur in Maßen zu. Dann überlegte ich, ob ich dich wiederholter Grausamkeiten bezichtigen könnte. Aber das mißfällt mir. Es würde meinen Stolz zu sehr verletzen, wenn ich zugeben müßte, daß ich einen Mann geheiratet habe, der mich schlägt.«
    »Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz«, erwiderte er. »Damit verschwenden die Männer nicht soviel Zeit wie die Frauen.«
    »Viele schon.«
    »Ich nicht.«
    Hätte seine Stimme nicht so arrogant geklungen, wäre Taylor vielleicht bereit gewesen, den Scheidungsgrund zu verraten, den sie angeben wollte.
    Er hatte also keine Probleme mit seinem Stolz? Das werden wir ja sehen, dachte sie und beschloß ihn zu überraschen, und zwar mit einem ganz besonderen Annullierungsgrund.
    Ungeduldig unterbrach er ihre Gedanken. »Taylor, bitte! verschwende nicht noch mehr von meiner Zeit! Sag mir endlich, welchen Scheidungsgrund du nennen wirst.«
    »Ja, natürlich.« Sie nahm seinen Arm, führte ihn langsam zur Tür und erklärte die komplizierten Unterschiede zwischen Annullierungs- und Scheidungsanträgen. Dann schob sie ihn mit sanfter Gewalt aus dem Zimmer und wünschte ihm eine gute Nacht.
    An den Türrahmen gelehnt schaute sie ihm nach, als er den Korridor entlangging. Wie lange würde es dauern, bis seine Neugier die Oberhand gewann?
    Erst nach einigen Schritten wurde ihm bewußt, daß sie ihm noch immer nicht verraten hatte, welchen Scheidungsgrund sie Vorbringen wollte. Seufzend kehrte er zu ihr zurück. »Wenn ich weder ein Trunken noch ein Schurke bin, der seine Frau verprügelt - was bin ich denn dann?«
    »Impotent«, antwortete sie und lächelte honigsüß, bevor sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug.

8
    Das Glück bringt wohl ein Boot auch steuerlos zurück.
    William Shakespeare, Cymbeline
    Sie verdarb ihm den ganzen Abend, denn er konnte nur noch an jene ungeheuerliche Behauptung denken. Er - impotent? Was für ein Witz! Niemals würde er einen so lächerlichen Annullierungsgrund akzeptieren.
    Über eine Stunde lang starrte er düster vor sich hin und wiederholte das Gespräch in Gedanken mindestens zehnmal, bis ihm endlich ein Licht aufging. Taylor hatte nur geblufft. Stolz - so lautete das Schlüsselwort. Er hatte erklärt, Männer seien nicht so dumm, ihre Zeit damit zu verschwenden, und seine Frau dadurch veranlaßt, ihm eine Lektion zu erteilen. Eine verdammt schlaue Lady, dachte er und begann zu lächeln.
    »Wird auch höchste Zeit, daß du aufhörst, die Stirn zu runzeln«, meinte Belle. Sofort beendete er seine Überlegungen und widmete ihr seine volle Aufmerksamkeit. In den letzten zehn Jahren hatte sie sich sehr verändert. Früher war sie groß und kräftig gewesen, jetzt wirkte sie fast gebrechlich.
    Das harte Leben in der Wildnis ließ viele Frauen vorzeitig altern. Und Belle hatte dreißig Jahre im Westen verbracht, bevor sie nach Boston zurückgekehrt war. Das rauhe Klima hatte Furchen in ihre Haut gegraben, die Arbeitslast ihre Schultern gebeugt. Wie Lucas sich entsann, war ihr Haar früher dunkelbraun gewesen. Jetzt schimmerte es schneeweiß.
    Nur die Augen schauten ihn so offenherzig und gütig an wie eh und je. Die Männer fühlten sich immer noch zu ihr hingezogen, was ihr Begleiter bekundete, der neben ihr saß. Mr. Winston Champhill, in mittlerem Alter, war um einen Kopf kleiner als sie, und wann immer sie sich ihm zuwandte, schaute er anbetend zu ihr auf. Drei Ehemänner hatte sie schon begraben. Winston könnte der vierte werden, dachte Lucas.
    Das Paar hatte im Salon Platz genommen, der für Gentlemen reserviert war, aber solche Vorschriften pflegte Belle zu mißachten. Die Kellner wollten keine Szene machen und informierten den Hotelmanager, der im selben Augenblick erschien, wo Lucas sich zu den beiden setzte. Der Mann neigte sich zu Belle hinab, flüsterte ihr etwas zu, und sobald er ihre Antwort hörte, eilte er mit hochrotem Kopf davon.
    Was sie gesagt hatte, wollte Lucas gar nicht wissen. Nachdem er die Gedanken

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