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Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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zusammengekniffenen Augen starrte er das geschwollene rote Fleisch an. Wie er es hasste, verletzt zu werden ! Am liebsten würde er ins Wohnzimmer zurückstürmen und dafür sorgen, dass dieser verdammte Hund nie wieder jemanden angriff. Ja, er dürstete nach Blut.
    Nach Wolfsblut.
    Oder eher nach Menschenblut. Ein einziger Schluck, der ihn beruhigen und daran erinnern würde, was er war. Nur ein kleines bisschen wollte er sie kosten ...
    Astrid kam ins Badezimmer und stieß mit ihm zusammen.
    Sobald er ihren warmen Körper spürte, wurde der Zorn von anderen Gefühlen verdrängt. Kommentarlos schob sie ihn vom Waschbecken weg und kniete nieder, um ein Erste-Hilfe-Kästchen aus einem Schrank zu nehmen.

    »Nun hätten Sie >Entschuldigung< sagen können, Astrid.«
    »Mit Ihnen rede ich nicht«, fauchte sie.
    »Ja, ich liebe Sie auch, Baby.«
    Sein Sarkasmus ließ sie erstarren, und sie wandte sich in seine Richtung. »Offenbar sind Sie wirklich ein Tier, nicht wahr?«
    Genau, dachte er und knirschte mit den Zähnen. Das hatten die Leute schon immer in ihm gesehen. Inzwischen war er zu alt, um sich zu ändern. »Wau, wau.«
    Geringschätzig zuckte sie die Achseln und ging zur Tür. Dann drehte sie sich um. »Wissen Sie, ich habe keine Ahnung, woher Sie kommen, und es interessiert mich auch gar nicht. Aber Sie haben kein Recht, andere Leute oder Sasha zu verletzen. Er wollte mich nur beschützen, während Sie ... Oh, was für ein brutaler Schuft Sie sind!«
    Zarek stand reglos da. Vor seinem geistigen Auge tauchten grausige Bilder auf, sein Dorf in Flammen, überall Leichen. Und das leise Geschrei gequälter Menschen.
    Der Zorn in seinem Herzen verlangte Blut.
    Von brennenden Schmerzen durchströmt, stöhnte er. Diese Erinnerungen hasste er fast genauso wie sich selbst.
    »Eines Tages muss Ihnen jemand beibringen, wie man sich zivilisiert benimmt, Zarek.« Abrupt kehrte Astrid ihm den Rücken und ging ins Wohnzimmer zurück.
    »0 ja!«, rief er und kräuselte die Lippen. »Verhätscheln Sie Ihren Hund, Prinzessin! Der braucht Sie wirklich !«
    Und er brauchte niemanden. Niemals hatte er jemanden gebraucht. Mit diesem Gedanken ging er in das Zimmer, in dem er erwacht war. Blizzard hin oder her, er musste endlich verschwinden. Er zog seinen Mantel über der nackten Brust an und knöpfte ihn zu. Auch dieses Kleidungsstück hatte der Schuss beschädigt, das Loch würde die Wunde, die allmählich verheilte, dem kalten Wind aussetzen. Und wenn schon ... Wenigstens würde er nicht erfrieren. Die Unsterblichkeit hatte gewisse Vorteile. Bis er neue Kleider fand, würde eine schöne kühle Brise den zerrissenen Parka durchdringen und seinen Rücken streicheln.
    Nachdem er sich angezogen hatte, ging er zur Tür und bemühte sich, Astrid zu ignorieren, die vor dem Kaminfeuer kniete, ihren Schoßhund tröstete und seine Wunden behandelte. Bei diesem Anblick empfand er einen tiefen Schmerz, den er nicht für möglich gehalten hätte. Ja, höchste Zeit, das Weite zu suchen ...
    Jetzt geht er weg.
    Als die Stimme des Wolfs in Astrids Kopf erklang, zuckte sie zusammen. Was sagst du? Er geht weg?
    Inzwischen hat er sich angezogen. Nun läuft er zur Haustür, direkt hinter dir.
    »Zarek?«
    Statt einer Antwort hörte sie die Tür ins Schloss fallen.

5
    Zarek eilte aus dem Haus und erstarrte. Buchstäblich und metaphorisch. Der Wind blies beißend in sein Gesicht, sein Atem stockte, und ein heftiger Schauer rann durch seinen ganzen Körper. In dieser Kälte konnte er sich nicht bewegen, im dichten Flockenwirbel sah er nur bis zu seiner Nasenspitze. Sogar seine Schutzbrille gefror. Nur Verrückte würden sich bei diesem Wetter ins Freie wagen.
    Wie gut, dass er verrückt war. Mit zusammengebissenen Zähnen wandte er sich nach Norden. Verdammt, welch ein langer, beschwerlicher Heimweg. Hoffentlich erreichte er vor dem Morgengrauen einen seiner Schlupfwinkel. Wenn nicht, wären Artemis und Dionysos in ein paar Stunden zwei überglückliche Götter, und der alte Acheron hätte eine Sorge weniger.
    »Zarek?«
    Als Astrids Stimme den heulenden Wind übertönte, fluchte er. Sag nichts. Schau nicht zurück. Aber er musste einem seltsamen Zwang gehorchen, drehte sich um und sah, wie sie die Hütte verließ. Ohne Mantel.
    »Zarek! «, rief sie, stolperte in den Schnee und stürzte.
    Lass sie liegen. Sie hätte im Haus bleiben sollen, da wäre sie in Sicherheit. Doch er konnte es nicht. Sie war völlig hilflos, ganz allein hier draußen. Wenn er ihr

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