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Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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nicht half, würde sie sterben. Also flüsterte er einen Fluch, der einem Seemann brennende Röte ins Gesicht getrieben hätte, stapfte zu ihr, zog sie auf die Beine und stieß sie unsanft zur Tür.
    »Rein mit Ihnen, sonst erfrieren Sie.«
    »Und Sie?«
    »Was ist mit mir?«
    »Sie dürfen auch nicht draußen bleiben.«
    »Glauben Sie mir, Prinzessin, ich habe schon in schlimmeren Situationen geschlafen.«
    »In diesem Schneesturm würden Sie ums Leben kommen.«
    »Das ist mir egal.«
    »Aber mir nicht.«
    Hätte sie in sein Gesicht geschlagen, wäre er nicht so verblüfft gewesen. Das hätte er wenigstens erwartet. Eine volle Minute lang konnte er sich nicht bewegen, während diese Worte in seinen Ohren gellten. Der Gedanke, dass es jemanden interessierte, ob er lebte oder starb, war so grotesk, dass ihm keine Antwort einfiel. »Gehen Sie rein«, murmelte er und schob sie behutsam ins Haus. Der Wolf knurrte ihn an.
    »Halt ' s Maul, Sasha !«, schimpfte sie, bevor Zarek eine Gelegenheit fand, denselben Befehl zu äußern. »Noch ein Laut, und ich schicke dich raus!«
    Empört schnaufte der Wolf, als hätte er alles verstanden. Dann verzog er sich in eine Ecke des Hauses.
    Zarek schloss die Tür, und Astrid zitterte vor Kälte. Auf ihrem Haar schmolzen Schneeflocken. Auch er war ganz nass, doch das störte ihn nicht. An körperliche Unannehmlichkeiten war er gewöhnt - sie sicher nicht. »Was bilden Sie sich eigentlich ein?«, schrie er und drückte sie auf die Couch.
    »Unterstehen Sie sich, schon wieder in diesem Ton mit mir zu reden! «
    Er ging ins Bad und nahm ein Handtuch vom Gestell, holte eine Decke aus dem Schlafzimmer und kehrte in den Wohnraum zurück. »Sie sind völlig durchnässt.«
    »Das habe ich gemerkt ... « Erstaunt spürte sie die plötzliche unerwartete Wärme einer Decke, die sie einhüllte. Eben hatte er ihr noch Vorwürfe gemacht, weil sie ihm nach draußen gefolgt war, und jetzt ... Er kniete vor ihr nieder, zog ihr die pelzbesetzten Pantoffel aus und begann, ihre eisigen Zehen zu reiben, bis sie etwas anderes spürte als das schmerzhafte Brennen der arktischen Kälte. Noch nie hatte sie so erbärmlich gefroren, sie fragte sich, wie oft Zarek unter solchen Temperaturen gelitten hatte - wenn niemand da gewesen war, um ihn zu wärmen.
    »Das war wirklich albern von Ihnen«, tadelte er heiser.
    »Und warum sind Sie hinausgelaufen?«
    Statt zu antworten, ließ er ihren Fuß los und trat hinter die Couch. Was er vorhatte, erkannte sie erst, als ein Handtuch ihren Kopf umschlang. Angespannt fürchtete sie, er würde ziemlich grob mit ihr umgehen. Doch sie täuschte

    sich. Erstaunlich sanft trocknete er ihr Haar. Wie seltsam. Wer hätte gedacht, dass er sich so fürsorglich um sie kümmern würde? Jedenfalls steckte mehr in ihm, als man vermutet hätte.
    So weich fühlte sich ihr nasses Haar an. Zarek bemühte sich, das Handtuch zwischen Astrids Locken und seine Finger zu schieben, was ihm misslang. Immer wieder berührten die honigblonden Strähnen seine Haut und erhitzten sein Blut.
    Wie mochte es sein, eine Frau zu küssen - sie zu küssen?
    Diesen Wunsch hatte er nie zuvor verspürt. Jedes Mal, wenn eine Frau das versucht hatte, war er ausgewichen.
    Solche Intimitäten wollte er mit niemandem teilen. Doch jetzt sehnte er sich danach. Hungrig betrachtete er Astrids feuchte, rosige Lippen. Bist du verrückt? Ja, natürlich.
    In seinem Leben gab es keinen Platz für eine Frau, eine Freundin oder Gefährtin. Von Anfang an hatte er sein Schicksal gekannt. Trostlose Einsamkeit. Selbst wenn er es anstrebte, irgendwohin zu gehören, konnte das nicht funktionieren. Er war und blieb ein Außenseiter.
    Nun zog er das Handtuch von Astrids Haar und starrte sie an, wollte die feuchten Strähnen mit seinen Fingern kämmen. Von der Kälte war sie immer noch blass. Und so schön, so verführerisch. Ehe er sich beherrschen konnte, berührte er ihre kalte Wange und genoss es, ihre zarte Haut zu spüren. Sie zuckte nicht zurück, saß einfach nur da und erlaubte ihm, sie anzufassen, als wäre er ein Liebhaber.
    »Zarek?«, wisperte sie unsicher.
    »Wie Eis fühlen Sie sich an.« Hastig ließ er sie los. Er musste sich von ihr entfernen, von den sonderbaren Emotionen, die sie in ihm weckte, wollte nicht in ihrer Nähe sein - nicht gezähmt werden.
    Jedes Mal, wenn er jemandem vertraute, wurde er verraten. Von allen. Sogar von Jess, den er nie verdächtigt hätte, allein schon deshalb, weil der Cowboy tief unten

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