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Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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gehalten hatte. Noch nie hatte ihn irgendjemand willkommen geheißen. »Ich könnte Sie töten, und niemand würde es erfahren.«
    »Haben Sie das vor, Zarek?«
    Plötzlich kehrten die bösen Erinnerungen zurück, er sah sich zwischen den Leichen in seinem zerstörten Dorf umherwandern, sah die blutenden Hälse, die brennenden Häuser. Diese Menschen hätte er beschützen müssen.
    Stattdessen hatte er alle getötet. Er wusste nicht einmal, warum.
    An nichts erinnerte er sich, abgesehen von dem Zorn, der ihn erfasst hatte, das Streben nach Blut und Buße.
    »Hoffentlich nicht, Prinzessin«, flüsterte er. Dann stand er auf, flüchtete in sein Zimmer und versperrte die Tür.
    Inständig hoffte er, auch sie würde sich einschließen.
    Ein paar Stunden später lauschte sie Zareks stoßweisen Atemzügen. Rastlos warf er sich im Schlaf umher. Ringsum herrschte tiefe Stille, die Hütte war sicher vor seinem Zorn. Die böse Aura in der Luft hatte sich verflüchtigt, alles wirkte ruhig und friedlich - bis auf den Mann, den ein Albtraum zu quälen schien.
    Sie fühlte sich erschöpft, doch sie würde keinen Schlaf finden. Zu viele Fragen gingen ihr durch den Sinn. Sie wünschte, sie könnte mit Acheron über Zarek sprechen und ihn fragen, warum er glaubte, der Mann verdiente die Rettung. Aber Artemis hatte dieser Prozedur nur unter der Bedingung zugestimmt, Acheron müsste sich heraushalten und nichts unternehmen, um Astrids Urteil zu beeinflussen. Wenn sie mit Acheron zu reden versuchte, würde die Göttin den Test sofort be enden und Zarek töten. Deshalb musste sie andere Mittel und Wege suchen, um etwas mehr über ihren Gast zu erfahren.
    Sie schaute Sasha an, der in Wolfsgestalt auf ihrem Bett schlief. Seit Jahrhunderten kannten sie einander. Beinahe war er noch ein Welpe gewesen, als seine Patria, sein Rudel, sich verpflichtet hatte, gemeinsam mit der ägyptischen Göttin Bast gegen Artemis zu kämpfen.
    Nach dem Krieg zwischen den Göttinnen hatte Artemis ein Gerichtsurteil über ihre Feinde verlangt. Astrids Halbschwester Lera erklärte alle für schuldig, Sasha ausgenommen. Er war noch zu jung, um die Todesstrafe zu erleiden, nur weil er die Befehle anderer befolgt hatte.
    Rachsüchtig stellte sich sein Rudel gegen ihn. Die Wölfe nahmen an, er hätte sie alle verraten und dadurch einen Freispruch erwirkt. Obwohl er erst vierzehn Jahre alt war, trauten sie ihm ein so tückisches Verhalten zu. In der Katagaria-Welt orientierte man sich ausschließlich an animalischen Instinkten und Gesetzen. Die Patria bildete eine verschworene Einheit, und jeder, der sie bedrohte, wurde niedergemetzelt, selbst wenn er ihr angehörte.
    Beinahe hätten sie ihn getötet. Aber glücklicherweise hatte Astrid ihn gefunden und gesund gepflegt. Obwohl er die olympischen Götter hasste, begegnete er ihr meistens tolerant. Vielleicht mochte er sie sogar. Jederzeit konnte er sie verlassen. Aber wohin sollte er sich auch wenden? Die arkadischen Were Hunter wollten ihn sterben sehen, weil er mit den Katagaria-Schlächtern die olympischen Götter bekämpft hatte. Und die Schlächter wünschten seinen Tod, weil sie dachten, er hätte sein Rudel verraten.
    Sein Leben hing immer noch an einem seidenen Faden. Damals war er wild und verzweifelt gewesen, voller Angst, sein eigenes Volk würde ihn zerfetzen.
    Deshalb hatten die beiden vor Jahrhunderten ein Bündnis geschlossen, das ihnen beiden nützte. Astrid schützte ihn vor seinen blutrünstigen Feinden, und er half ihr, wenn sie ihr Augenlicht verlor. Im Lauf der Zeit waren sie Freunde geworden. Inzwischen blieb er aus Loyalität bei ihr. Seine Katagaria-Kräfte waren stärker als ihre Macht, und er wendete sie an, wann immer sie ihn darum bat.

    Auch jetzt dachte sie an diese Möglichkeit. Ein Katagaria konnte durch die Zeit reisen ... Aber nur in begrenztem Maße. Nein, sie müsste zurückkehren, bevor Zarek erwachte. In solchen Situationen wünschte Astrid, sie wäre eine richtige Göttin und nicht nur eine Nymphe. Die Götter besaßen Kräfte, die ...
    Plötzlich kam sie auf eine Idee und lächelte. »M ' Adoc«, flüsterte sie, um einen der Oneroi zu rufen. Diese Götter des Schlafs herrschten über Phantosis, das Schattenreich zwischen dem Bewusstsein und dem Unterbewussten.
    Als sie das Erscheinen des Oneroi spürte, flackerte eine sichtbare, kraftvolle Energie in der Luft. Fast zweieinhalb Meter groß, stand M ' Adoc vor ihr, obwohl sie ihr Augenlicht verloren hatte, wusste sie dank mehrerer

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