Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
Vom Netzwerk:
Begegnungen ganz genau, wie er aussah. Sein langes schwarzes Haar reflektierte das Licht kaum, die hellblauen Augen wirkten fast farblos und schienen von innen her zu glühen. So wie alle Schlafgötter war er so schön, dass nicht einmal die Sehenden seinen Anblick ertrugen.
    »So lange haben wir uns nicht mehr getroffen, kleine Kusine.« Seine Stimme klang elektrifizierend und verführerisch, aber völlig emotionslos, denn die Oneroi durften keine Gefühle empfinden. »Mindestens drei- oder vierhundert Jahre.«
    »Ja, ich war beschäftigt.«
    Er berührte ihren Arm, um ihr zu verraten, wo er sich befand. »Was brauchst du?«
    »Weißt du irgendetwas über den Dark Hunter Zarek?« Manchmal heilten die Oneroi körperlich oder seelisch verletzte Dark Hunter.
    Da die Dark Hunter in ihrem menschlichen Dasein ein schreckliches Unrecht oder grausige Folterqualen erlitten hatten, wurden die Dream Hunter oft beauftragt, die Seelen eben erst umgewandelter Diener der Artemis zu heilen. Erst danach konnten die Dark Hunter in ihrer neuen Welt funktionieren, ohne anderen zu schaden. Sobald ihr Geist kuriert war, folgten ihnen die Dream Hunter durch die Jahrhunderte und halfen ihnen, wenn sie verwundet wurden. Deshalb verspürten die Dark Hunter ein dringendes Schlafbedürfnis, wann immer sie schwere Blessuren davontrugen.
    Nur in Träumen vermochten die Oneroi ihre Macht einzusetzen.
    »Ja, ich kenne ihn.«
    Astrid wartete auf eine Erklärung. Als er schwieg, fragte sie: »Was weißt du über ihn?«
    »Er ist jenseits der Grenze angekommen, wo wir ihm helfen könnten. Dazu wären wir nicht fähig, weder ich noch meine Brüder.«
    So etwas hörte sie zum ersten Mal. »Niemals?«
    »Manchmal besuchen ihn die Skoti, wenn er schläft, um ihm einen Teil seines Zorns abzunehmen und selbst zu nutzen. Weil er von einer so intensiven Wut erfüllt ist, bleiben sie nur wenige Minuten bei ihm, sonst würden sie es nicht verkraften.«
    Erstaunt hob Astrid die Brauen. Die Skoti bildeten eine niedrige Gattung der Dämonen. Brüder und Schwestern der Oneroi, stahlen sie menschliche Gefühle, um selbst wieder irgendetwas zu empfinden. Da sie nicht kontrolliert wurden, waren sie sehr gefährlich. Manchmal töteten sie die Personen, die sie >behandelten<.
    Statt Zarek zu besänftigen, würde die Nähe eines Skotos ihn nur noch tiefer in den Wahnsinn treiben.
    »Warum ist er so geworden? Was hat seinen Zorn hervorgerufen?«
    »Spielt das eine Rolle?«, fragte M ' Adoc. »Wie man mir mitgeteilt hat, wird er bald den Tod finden.«
    »Ich habe Acheron versprochen, Zarek vorher zu beurteilen. Von meiner Entscheidung hängt ab, ob er leben oder sterben wird.«
    »Dann solltest du dir die Mühe sparen und seinen Tod anordnen.«
    Warum wollten so viele Leute, dass Zarek getötet wurde? Diese Animositäten verstand sie nicht. Kein Wunder, dass der Mann sich so grässlich benahm.
    Gab es denn niemanden, der ihn mochte? Kein einziges Mal in all den Jahrhunderten hatte M' Adoc so abfällig über irgendwen gesprochen. »Merkwürdig - es sieht dir gar nicht ähnlich, so zu reden.«
    Sie hörte einen tiefen Atemzug, die Hand auf ihrer Schulter verkrampfte sich. »Glaub mir, Astrid, einen tollwütigen Hund kann man nicht retten. Für alle Beteiligten, den Hund eingeschlossen, ist es am besten, wenn er stirbt.«
    »Soll man das Schattenreich dem Leben auf dieser Welt vorziehen? Bist du verrückt?«
    »In Zareks Fall wäre es so.«
    Entsetzt schüttelte sie den Kopf. »Wenn das stimmt, würde Acheron Gnade vor Recht ergehen lassen, und er hätte mich nicht gebeten, Zarek zu beurteilen.«

    »Acheron tötet ihn nicht, weil er sich gleichermaßen selbst umbringen würde.«
    Eine Zeit lang dachte sie darüber nach. »Was meinst du? Zwischen den bei den erkenne ich keine Ähnlichkeit.«
    Astrid gewann den Eindruck, M ' Adoc würde ihr Gehirn mit seinem erforschen.
    »Oh, sie haben sehr viel gemein - Dinge, die nur wenige Leute sehen oder verstehen. Wahrscheinlich glaubt Acheron, wenn Zarek nicht gerettet werden kann, wäre auch er verloren.«
    »Wovor müsste Acheron gerettet werden?«
    »Vor sich selbst. Beide Männer neigen dazu, ihre eigenen Qualen heraufzubeschwören, indem sie unkluge Entscheidungen treffen.«
    Bei diesen Worten spürte Astrid einen seltsamen Stich in der Brust. So etwas hatte sie schon lange nicht mehr empfunden. Mitleid, tatsächlich. Mit Acheron und Zarek. Vor allem litt sie mit Zarek. »Und wie verursachen sie ihre Schmerzen?«
    Wie üblich

Weitere Kostenlose Bücher