Prinz der Nacht
wenn er diesen Eid brach, würde es seinen Tod bedeuten. Buchstäblich. Sein Groll wuchs.
Hätte sie von Anfang an auf ihn gehört, wäre ihnen dieser Albtraum erspart geblieben. »Vor neunhundert Jahren habe ich den Letzten getötet. Du hast mir damals versichert, du würdest Thanatos nicht neu erschaffen. Wie viele Menschen hat er schon umgebracht? Wie viele Dark Hunter? Erinnerst du dich daran?«
Herausfordernd erwiderte sie seinen Blick. »Das sagte ich dir doch - wir haben jemanden gebraucht, der deine Dark Hunter im Zaum hält. Das wolltest du nicht tun. Nicht einmal deinen Dämon nimmst du an die Kandare. Das war der
einzige Grund, warum ich noch einen Thanatos erschuf. Irgendjemand muss die Dark Hunter hinrichten, wenn sie sich schlecht benehmen. Du nimmst sie dauernd in Schutz. >Das verstehst du nicht, Artemis, blablabla . . . < Oh, doch, ich verstehe es sehr gut. Um alle kümmerst du dich, nur um mich nicht. Also wollte ich jemanden in meiner Nähe haben, der mir zuhört.« Vielsagend schaute sie ihn an. »Jemanden, der mir wirklich gehorcht. «
Während er seine Hände zu Fäusten ballte und wieder öffnete, zählte er dreimal bis zehn. Immer wieder weckte sie den Wunsch, sie anzuschreien oder zu schlagen, bedrohte seine Selbstbeherrschung, und das war gefährlich. »Fang bloß nicht damit an, Artie. Gehorchen? Ich glaube, dieses Wort solltest du lieber nicht in einem Atemzug mit dem Namen deines Henkers aussprechen.«
Von seiner Gefangenschaft und seinem Rachedurst zum Wahnsinn getrieben, hatte der letzte Thanatos in England so schrecklich gewütet, dass Ash nichts anderes übriggeblieben war, als eine »Seuche« zu erfinden. Auf diese Weise hatte er den Menschen und den Dark Huntern verheimlicht, warum vierzig Prozent der Bevölkerung tatsächlich gestorben waren. Gepeinigt presste er die Hände an die Schläfen und malte sich aus, was Artemis der Welt jetzt wieder antun würde. Zu spät hatte er sie aufgefordert, ihren Bluthund zurückzurufen. Er hätte es besser wissen müssen. Aber wie ein verdammter Narr hatte er sich auf ihr Versprechen verlassen. »Zum Teufel mit dir, Artemis ! Dein Thanatos ist imstande, sämtliche Daimons zusammentrommeln, und die werden alles tun, was er will. Aus einem Umkreis von mehreren Hundert Meilen kann er sie zu sich beordern. Und im Gegensatz zu meinen Dark Huntern treibt er sich im hellen Tageslicht herum. Man kann ihn nicht töten. Wo er verletzlich ist, wissen die Dark Hunter nicht.«
»Daran bist du selbst schuld«, konterte sie verächtlich. »Hättest du ' s ihnen eben erklärt!«
»Was denn, Artemis? >Benehmt euch gefälligst, oder das Biest, das sich eine Göttin nennt, hetzt einen wahnsinnigen Killer auf euch . . . <<<
»Ich bin kein Biest ! «
»Weißt du eigentlich, was du angerichtet hast?« Ash stürmte zu ihr und presste sie unsanft an die Säule.
»Er ist nur ein Diener. Jederzeit kann ich ihn zurückrufen.«
»Und warum zitterst du dann?« Er musterte ihre bebenden Hände, die Schweißperlen auf ihrer Stirn. »Erzähl mir, wieso er entkommen ist.«
Mühsam schluckte sie. Dann beschloss sie klugerweise, seine Forderung zu erfüllen. »Das hat Dion getan. Damit hat er vorhin in der Theocropolis geprahlt. Ich kam sofort hierher, um es dir zu sagen.«
»Dionysos?«
Sie nickte.
Diesmal verfluchte Ash sich selbst. Hätte er die Erinnerung des Gottes an den Kampf in New Orleans bloß nicht gelöscht! Es wäre besser gewesen, der Idiot wüsste, mit wem er gefochten hatte. Dann würde es nie wieder wagen, Acheron oder einen Dark Hunter zu konfrontieren. Aber nein, er hatte sich bemüht, Artemis zu schützen. Weil ihre Familie nicht erfahren sollte, wer und was er war.
Ihre Verwandten hielten ihn für Artemis' Schoßhündchen, eine menschliche Kuriosität, die man jederzeit beseitigen konnte. Wenn sie wüssten. Was jene Nacht betraf, hatte er die Erinnerungen mehrerer Leute zerstört, sie entsannen sich nur, dass ein Kampf stattgefunden hatte und wer die Sieger waren.
Nicht einmal Artemis erinnerte sich daran. Sie hatte ihm versprochen, Dionysos würde keine Rache an Zarek üben.
Aber sie war fest entschlossen gewesen, diesen Dark Hunter selbst zu töten. Wann würde er seine Lektion endlich lernen? Dieser Göttin durfte man niemals trauen.
Resignierend wandte er sich von ihr ab. »Du ahnst nicht, was es bedeutet, jemanden einzusperren - in einem Loch, wo er hilflos festsitzt, verlassen, von allen vergessen.«
»Und du weißt es?«
Eine Zeit
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