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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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denn gesagt?«, wollte Imogen wissen, deren Gesicht wärmer wurde.
    »Das darf ich Ihnen nicht verraten. Ist vertraulich, schon vergessen?« Die junge Frau kicherte. »Aber wir fanden es alle unheimlich nett.«

39
    Am nächsten Abend, als der Service gerade anfing, stand Imogen an ihrem Posten und dachte darüber nach, dass es doch eine Menge für sich hatte, das Objekt eines romantischen Liebeswerbens zu sein. Nicht nur war es herrlich aufregend – es wirkte auch Wunder, was ihr Selbstbewusstsein anging. Warum also nicht entsprechend handeln?
    Nachdenklich betrachtete sie ihren Boss. Boudin war nur noch ein Schatten seiner selbst; er sah aus, als könne er kaum aufrecht stehen. Sie straffte die Schultern, dann ging sie zu ihm hinüber und erbot sich, ehe der Mut sie verließ, mehr von der eigentlichen Kocharbeit zu übernehmen. Als er sich zu ihr umdrehte und sie sah, wie grau sein Gesicht war, kam es ihr fast so vor, als nutze sie seine missliche Lage aus. Andererseits musste das Boustifaille weiterlaufen, und sie wusste, wie nützlich sie sein konnte, wenn man ihr die Chance gab.
    »Okay, petite, wenn du unbedingt willst«, sagte Boudin müde. »Versuch’s mal mit dem crumble de foie gras.«
    Imogen nickte und schluckte dann heftig. Der crumble de foie gras war genau jenes Gericht, dass Boudin ihr in ihrem Albtraum mit der trötenden Gans zu machen befohlen hatte – per Hand. War das ein böses Omen? Sie schüttelte den Kopf und verscheuchte sämtlichen abergläubischen Blödsinn. Als sie wieder an ihrem Arbeitsplatz angekommen war, lächelte sie in sich hinein. Ihr war der Gedanke gekommen, dass es eigentlich großen Spaß machen würde, Dimitri, der für dieses Gericht zuständig war, ein wenig auf den Arm zu nehmen. Und was für ein Triumph, wenn es ihr gelang!
    »Der Chef möchte, dass ich dein Foie-gras-Gericht übernehme«, ließ sie Dimitri wissen, ohne ihn direkt anzusehen. »Okay?«
    »Na, super«, knurrte er ungnädig. »Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    »Wie weit bist du damit? Hast du die Äpfel schon fertig?«
    »Nein, tut mir leid.« Mit verkniffenem Gesicht zuckte er die Achseln. »Na, dann mach mal. Viel Glück.«
    »Vielen Dank«, antwortete Imogen zuckersüß.
    »Dimitri, viermal provenzalische Hühnerroulade. Und fünf crumbles de foie gras!« , rief Larissa, die zu ihrem Posten herübergekommen war.
    »Für die ist sie zuständig«, brummte Dimitri und deutete mit einem knappen Kopfnicken auf Imogen. Dann ging er in Richtung Speisekammer davon.
    Imogen bestätigte die Bestellung – ihre Bestellung! Hurra! Jetzt die Äpfel herbeischaffen, die in Butter gedünstet werden mussten, bis sie schön weich und goldgelb waren. Zurück an ihrem Posten schälte sie sie gerade, so schnell sie konnte, als ihr die Teigmischung einfiel. Verdammt! Die hatte sie ganz vergessen. Genau in diesem Moment griff Dimitri, ohne sich wie sonst zu entschuldigen, über sie hinweg und schnappte sich eine Pfanne von einem Haken über ihrem Posten. Sein Arm streifte ihre Brüste. Er bedachte sie mit einem raschen, unverschämten Lächeln, und sie schnitt ihm eine Grimasse. Dann rührte sie hastig die Teigzutaten zusammen und verteilte die Mischung auf einem Backblech. Dimitri nervte gewaltig. Vielleicht, dachte sie, funktionierten Berufsküchen ja wirklich am besten, wenn man die Geschlechter trennte.
    »Was ist mit der Sauce, du dumme Gans?«, fauchte Dimitri sie plötzlich an.
    Imogen fluchte herzhaft auf Französisch vor sich hin und bemerkte dabei ganz nebenbei, dass ihre Fremdsprachenkenntnisse unter Druck tatsächlich besser wurden.
    »Du musst die Bergamottekonfitüre karamellisieren«, fuhr Dimitri fort. »Na los doch!«
    »Ich weiß, ich weiß!«
    Imogen suchte ihren und Dimitris Posten mit den Blicken ab.
    »Wo ist denn die Konfitüre?«, fragte sie. »Hast du sie weggestellt?«
    »Nein«, antwortete er, während er geschickt an seinen ballotines de volaille au beurre de lavande arbeitete. »Die steht da. Guck doch hin.«
    »Tut sie nicht«, entgegnete Imogen und wühlte nervös hinter Töpfen und Behältern herum.
    Gereizt blickte Dimitri auf. »Eben war sie noch da. Geh und hol ein neues Glas aus der Speisekammer.«
    Imogen ging in die Speisekammer und suchte sorgfältig auf den Regalen. Mit wachsender Panik bemerkte sie die vollständige Abwesenheit jeglicher Bergamottekonfitüre. Sie rannte zurück zu Dimitri.
    »Es ist keine mehr da. Soll ich das Karamell ohne machen?«
    Dimitri sah sie finster an.

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