Prinz für die Köchin
Er ist kein Fremder für mich.«
»Sex!« , rief Faustina mit verzweifelter Eindringlichkeit, woraufhin sich etliche Hundehalter umdrehten. »Darauf kommt es an! Mehr nicht!«
Als sie an diesem Abend ins Bett ging, sprühte Imogen ein paar Tropfen des Parfums auf ihr Kissen, bevor sie sich hinlegte. Ein Duft von Blumen und Gewürzen stieg auf, und sie schloss die Augen und drehte langsam den Kopf von einer Seite zur anderen.
Schläfrig dachte sie an Die Liebesspiele – die er ihr hatte zeigen wollen. »Sind Sie verliebt?«, hatte dieser schlaue Amerikaner sie in Saint-Paul-de-Vence im Labyrinth gefragt. Obwohl sie ihm vorher noch nie begegnet war, hatte er Bescheid gewusst – hatte es deutlich in ihrem Gesicht lesen können. Liebe – das Gefüge ihres Lebens war mit einem Mal ganz anders geworden. Darauf hatte Georgette Heyer sie nicht vorbereitet. Ihre Gedanken wandten sich dem zu, was Mitch gesagt hatte, als sie von ihrem Ausflug erzählt hatte. Es ging um das Jasmin-Fest in Grasse.
»Laut, fantastisch – die reine, dreiste mediterrane Tuntennummer. Es gibt eine Parade – Mädchen aus dem Ort im Bikini, die einem von diesen aufgemotzten Wagen aus zuwinken, jeder mit haufenweise Blumen drauf. Und ein Feuerwerk. Aber am tollsten finde ich dieses komische heidnische Ritual, wenn alle Wasser mit Jasminduft über den Kopf gekippt kriegen. Normalerweise machen die Mädchen das, aber letztes Jahr hat der Bürgermeister die Feuerwehr überredet, den Job zu übernehmen – mit ihren Schläuchen!« Inbrünstig faltete Mitch die Hände. »Mann! Das war die beste Party, auf der ich je gewesen bin.«
Imogen hatte ihm lächelnd zugehört. Eigentlich hatte sie sich bisher nie besonders für Parfum interessiert. Manchmal hatte sie eine winzige Menge aus einem Probefläschchen aufgetupft, das Hildegard ihr vor ein paar Jahren als Dreingabe zu Weihnachten geschenkt hatte, aber sie hatte eigentlich nichts damit anfangen können.
Jetzt jedoch … Sie drehte sich herum, vergrub das Gesicht im Kissen und atmete tief ein. Oh, jetzt war ihr, als habe man ihr eine Art Droge verabreicht. Natürlich trug sie den Duft nicht bei der Arbeit. Danach jedoch war sie nach Hause geeilt, um sich etwas davon ins Haar zu sprühen, auf die Hände, zwischen die Brüste. Sie hatte gerade noch dem Drang widerstehen können, die ganze Flasche über sich auszugießen.
Wenn Faustina recht hatte und das, was Imogen empfand, keine Liebe war, was war dann dieses unbändige Sehnen danach, wieder in seinen Armen zu liegen, wieder geküsst zu werden, die Augen zu öffnen und ihn endlich zu erblicken? Es war nicht einfach nur Neugier, das Verlangen, das Geheimnis seiner Identität zu lüften, überlegte Imogen, und es ging auch nicht nur um Sex. An alldem war noch mehr dran: das starke Gefühl, dass sie selbst nach so kurzem Werben eng mit ihm verknüpft und an ihn gebunden war, dass sie zusammengehörten.
In dieser Nacht träumte sie von dem Jasmin-Fest. Sie konnte Musik hören, den Lärm der Menge, das Knistern des Feuerwerks am Himmel. Die Duftwasserflut durchnässte sie von Kopf bis Fuß. Seine Arme schlossen sich um sie. »Ich liebe dich«, sagte sie leise. Sie drehte den Kopf und fand seinen Mund.
41
»Oh, wow, du riechst echt klasse«, meinte Cheyenne, als er Imogen fest umarmte und sie auf den Scheitel küsste.
»Danke«, antwortete sie automatisch und nahm neben ihm in einer der mit Bambus ausgekleideten Nischen des Koud’Soleil Platz.
Sie hatte es erst sehr spät in den Club geschafft, lange nachdem der DJ seinen Set beendet hatte. Jetzt wurde für ein dankbares Samstagabend-Publikum eine stete Folge unwiderstehlicher Disko-Hymnen gespielt.
Als sich ihre Augen an den überreichlichen Stroboskop-Einsatz in dem Club gewöhnt hatten und sie ihren Begleiter betrachtete, hatte Imogen das Gefühl, nach der traumhaften Entrücktheit der Episode in Grasse plötzlich mit einem heftigen Plumps wieder auf der Erde gelandet zu sein. Objektiv gesehen war der DJ durchaus ein recht ansprechendes Exemplar. Da saß er mit seinem üblichen freundlichen, leicht weggetretenen Gesichtsausdruck und sang passenderweise den Text von »Boogie Wonderland« mit. Doch sie hatte noch immer erhebliche Schwierigkeiten dabei, dieses welpenähnliche Individuum mit dem Menschen in Einklang zu bringen, nach dem sie seit Bunnys Party suchte. Sie tauchte aus ihren Träumereien auf und bemerkte, dass Cheyenne sie erwartungsvoll ansah. Bestimmt hatte er sie etwas
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