Prinz für die Köchin
ihn an. »Ja – eine Schatzsuche«, wiederholte sie. Einen Augenblick dachte sie darüber nach, ob sie dem Museumsangestellten vielleicht doch noch weitere Informationen entlocken könnte, dann überlegte sie es sich anders und erkundigte sich: »Wie komme ich in die Altstadt?«
38
Außer Atem wand Imogen sich durch das verschlungene Gewirr schmaler Straßen, so schnell ihre Espadrilles sie trugen. Sie eilte von Innenhof zu Innenhof, von Platz zu Platz und gab sich alle Mühe, sich nicht zu verirren. Monty, von ihrem Gemütszustand angesteckt, wuselte aufgeregt voraus. Ab und zu schaute sie über die Schulter und hoffte, einen flüchtigen Blick auf ihn zu erhaschen, doch sie sah jedes Mal nur Touristen und die Bewohner von Grasse, die ihren Geschäften nachgingen: eine Mutter mit kleinen Kindern, ein alter Mann mit Einkaufstaschen. Schließlich kamen sie zu dem Platz, der auf der Karte mit einem Kreuz markiert war. Ein sprudelnder Brunnen stand dort, gekrönt von einem Obelisken.
Imogens Herz hüpfte vor freudiger Erwartung. Würden sie sich endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen? Doch … es war niemand zu sehen. Langsam ging sie um den Brunnen herum, und gerade als sie einen Gegenstand erblickte, der auf einer schmalen Steinkante am Fuß des Monuments lag, bellte Monty triumphierend auf. Es war ein in rotes Papier gewickeltes Päckchen, mit einem Zettel daran. In einer Handschrift, die sie wiedererkannte, stand darauf: » MACH DIE AUGEN ZU UND STELL DIR VOR , ICH WÄRE BEI DIR .«
Sie blickte sich um und schaute nach oben, schirmte die Augen gegen die Sonne ab. Wo war er? In einem der hübschen gelben Häuser rund um den Platz? War es möglich, dass er tatsächlich hier wohnte? Prüfend betrachtete sie jeden einzelnen Balkon – dort war niemand. Oder war er in Wirklichkeit die ganze Zeit über da gewesen? War nicht hinter ihr gegangen, sondern ihr ein paar Schritte voraus gewesen und hatte im allerletzten Moment das Päckchen hingelegt? Womöglich erst, als er sie um die Ecke hatte biegen sehen? Sie biss sich auf die Unterlippe. Der Gedanke, dass er so nahe und doch nicht zu sehen war, machte sie wahnsinnig.
Imogen strich sich das Haar aus dem Gesicht, setzte sich auf den Rand des Brunnens und wickelte das Päckchen aus. Eine kleine schwarze Schachtel öffnete sich in ihren Händen wie ein Buch. Darin lag ein Fläschchen mit goldenem Parfum. Nur ein einziges Wort war darauf eingraviert – ihr Name. Hier war sie also endlich, dachte sie atemlos, die Überraschung, die sich auf ihren Geruchssinn bezog! Imogens Augen wurden schmal: Hieß das, dass Cheyennes Blumen in Wirklichkeit gar nichts mit dem Valentinsmysterium zu tun hatten? Sie drehte die Schachtel um und entdeckte ein diskretes Firmenetikett der Parfumerie Madeleine, mit einer Adresse hier in Grasse. Entschlossen entfaltete sie ihre Karte und suchte nach der Straße. Eine kurze Nachfrage lohnte sich doch wohl auf jeden Fall?
»Ah ja, das ist eine von unseren Bestellkompositionen«, bestätigte eine vollendet geschminkte junge Frau mit tiefschwarzem Haar, als Imogen ihr das Fläschchen zeigte. Sie duftete himmlisch, wie alles und jeder in der Parfumerie Madeleine.
»Wissen Sie, wer sie bestellt hat?«, fragte Imogen, obgleich sie sich ziemlich sicher war, wie die Antwort lauten würde.
Die junge Frau zuckte mit spitzbübischem Lächeln die Schultern. »Solche Informationen dürfen wir nicht weitergeben«, rezitierte sie bedachtsam wie ein Kind, das etwas auswendig Gelerntes aufsagt. »Das ist vertraulich.«
»Ich verstehe«, erwiderte Imogen seufzend; dann lächelte sie ein wenig. Ihr Bewunderer, wer immer er auch war, gab sich allergrößte Mühe, seine Spuren zu verwischen. »Können Sie mir überhaupt etwas sagen? Hat er – der Betreffende – das hier selbst ausgesucht?«
»Also, das funktioniert so, der Kunde kommt ins Labor und spricht mit einer von unseren ›Nasen‹. Der Kunde liefert so viel Informationen wie möglich, und wir helfen ihm, die perfekte Komposition zu finden. Was ich Ihnen verraten kann «, fuhr sie fort, warf einen Blick auf ihren Computerbildschirm und drehte ihn dann so, dass Imogen ihn auch sehen konnte, »ist ein Teil der Inhaltsstoffe für ›Imogen‹. Sie haben da unter anderem Jasmin, Rosen, Orangenblüten, Sandelholz und Zimt in Ihrem Parfum. Ein sehr schöner Duft, sehr feminin. Und jetzt, wo ich Sie sehe, finde ich, der Kunde hatte völlig recht mit dem, was er gesagt hat.«
»Was hat er
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