Prinz für die Köchin
klein, nicht wahr?«
»Ja, das finde ich auch«, erwiderte sie und drückte ihm die Hand. »Waren Sie schon bei ihm?«
Nicht einen Augenblick gab Gene vor, nicht zu wissen, wen sie meinte. Er runzelte lediglich die Stirn und schüttelte den Kopf. »Oh nein! Das steht überhaupt nicht zur Debatte. Ich wollte nur das Paperback Wonderland wiedersehen, wissen Sie, von außen, das ist alles. Ich musste ständig daran denken, seit wir uns damals begegnet sind und Sie mir erzählt haben, dass Sie dort wohnen.« Schweigend nahmen die beiden jungen Frauen rechts und links von ihm Platz. »Das ist das erste Mal, dass ich wieder hier bin«, fuhr Gene fort und blickte starr geradeaus. »Aber ich habe gewusst, dass er noch hier ist. Ich musste immer wissen, wo er ist. Solange er noch in Frankreich war, konnte ich mir einreden, er hätte mich nicht wirklich verlassen.«
»Ich glaube, das hat er ehrlich gesagt auch nicht«, sagte Imogen. »Ob es Mitch nun klar ist oder nicht. Es hat sehr wohl mit Ihnen zu tun, dass er noch hier ist.«
»Aber ich fasse es nicht, dass Sie nie versucht haben, Kontakt zu ihm aufzunehmen«, bemerkte Bunny sanft.
»Am Anfang habe ich das getan, mein liebes Kind, sehr oft sogar, und er hat mir klar zu verstehen gegeben, dass er mich nicht sehen wollte. Er hat meine Briefe ungeöffnet zurückgeschickt. Haben Sie schon mal so etwas Seltsames gehört? Ich wusste gar nicht, dass die Leute so was machen, außer in Hollywood-Melodramen aus den Fünfzigern, aber er hat’s getan. Wenn man Mitch kennt, ist das natürlich vollkommen logisch – wir haben uns diese Filme immer zusammen angeschaut. Wir konnten jede Dialogzeile auswendig.«
»Das fehlt ihm bestimmt unheimlich«, meinte Imogen nachdenklich. »Jemand, der seine Anspielungen versteht. Er hat versucht, mir auf diesem Feld etwas beizubringen, aber ich weiß, dass er manchmal verzweifelt. Wenn ich zum Beispiel Joan Crawford und Bette Davis verwechsle – das macht ihn wahnsinnig.«
»Der arme Mitch«, sagte Gene zärtlich. »Irgendwann hatte ich es aufgegeben, ihm zu schreiben«, fuhr er dann fort. »Jahrelang habe ich nichts von mir hören lassen, aber dieser Valentinstag hat sich irgendwie angefühlt wie ein Jahrestag – unsere Trennung war zwanzig Jahre her –, also habe ich ihm eine Karte geschickt. Und wissen Sie was? Er hat sie nicht zurückgeschickt. Und seitdem frage ich mich, ob er es sich vielleicht anders überlegt hat. Sie verstehen, die Hoffnung stirbt zuletzt.«
Als ihr die weggeworfene Valentinskarte einfiel, die sie in Mitchs Küche im Mülleimer gefunden hatte, fragte Imogen sich, ob Genes Instinkte ihn vielleicht nicht trogen. Ja, Mitch hatte die Karte weggeworfen, zuerst aber hatte er den Umschlag geöffnet und die Karte gelesen, und das musste doch irgendetwas bedeuten. Sie musterte Gene und fragte kokett: »Aber ich dachte, Sie wollten bloß einen Blick auf die Buchhandlung werfen, sonst nichts.«
»Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen?«, fragte Gene und lächelte sie an. »Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte nicht hier Position bezogen – hinter meiner Zeitung –, weil ich gehofft habe, ihn zu Gesicht zu bekommen. Wie ein Teenager.« Wehmütig fuhr er sich mit den Fingern durch das weiße Haar. »Albern, nicht wahr?«
»Ich finde das überhaupt nicht albern«, erwiderte Bunny grinsend. »Sie sollten sich mal Imogens Liebesleben anhören. Also, verrückter geht es gar nicht.«
»Je verrückter, desto besser, meine Liebe. Wer ist denn der junge Mann?«
»Ehrlich gesagt weiß ich das nicht«, antwortete Imogen.
Gene starrte sie an, ehe er in aufrichtig entzücktes Gelächter ausbrach.
»Sie sind sich immer nur im Dunkeln begegnet«, erklärte Bunny atemlos. »Finden Sie das nicht wunderbar romantisch? Und höchst seltsam? Hach, ich finde, das ist richtige Performance Art . Genau das ist er, Imogen – ein Künstler, und du weißt, dass ich diesen Begriff niemals leichtfertig verwenden würde.«
Imogen schüttelte lächelnd den Kopf. Während sie sich aus den Augenwinkeln vergewisserte, dass Faustina sich davongemacht hatte, um herauszufinden, wo Mitch sich aufhielt, wandte sie sich an Gene und sagte: »Wo wir gerade von Kunst reden, ich war gestern in Menton, um mir den Hochzeitssaal anzuschauen, von dem Sie erzählt haben. Und Sie hatten recht – er ist sehr interessant. Mir hat er sehr gefallen; er hat mich zum Nachdenken gebracht.«
Als sie und Gene einander anlächelten, rief
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