Prinz für die Köchin
Peach-Haushalt war die Einführung selbst gekochter Mahlzeiten gewesen.
»J-a …«
»Du kannst also ganz normal arbeiten.«
»Ja, schon …«
»Hast du irgendwelche Proben versäumt?«
»Nein, aber … Im Haus ist jede Menge zu tun. Ich meine, hier ist alles total verdreckt. Und alle unsere Schuhe müssen dringend geputzt werden.«
Daraufhin verlor Imogen auf höchst untypische Weise die Beherrschung und brüllte aus vollem Hals: »Hildegard, würdest du bitte aufhören, so eine Zicke zu sein!« Am anderen Ende der Leitung war ein deutliches Japsen der Entrüstung zu vernehmen. Dann brachte Imogen, die das Gefühl hatte, dass gerade ein ganz neues, wunderbares Kapitel der Familiengeschichte vor ihr aufgeschlagen wurde, das Gespräch geschickt auf das gegenwärtige Bühnenprojekt ihrer Schwester (Avatar: Das Musical). Sie nahm völlig korrekt an, dass Hildegard, die von Kopf bis Fuß schlumpfblau angemalt die Hauptrolle spielte, dem Vergnügen nicht würde widerstehen können, eine Zeitlang über sich zu reden.
49
Wenig später führte Monty Imogen am Ende ihres Morgenspaziergangs forschen Schrittes zum La Sirène. Suchend ließ sie den Blick über die Terrasse schweifen und hielt Ausschau nach ihren Freundinnen. Faustina und Bunny waren noch nicht da, allerdings fiel ihr jemand anderes auf. Der alte Mann da, der ganz allein am anderen Ende der Terrasse saß und Zeitung las, kam ihr bekannt vor. Imogen nahm einen Tisch in Beschlag und bestellte einen orange pressée, und während sie zusah, wie Monty sein Wasser schlabberte, kam ihr plötzlich die Erleuchtung. Ein neuerlicher verstohlener Blick bestätigte, dass es sich bei dem fraglichen Mann um den Amerikaner handelte, dem sie mit Amaury und Bunny in Saint-Paul-de-Vence begegnet war. Wie merkwürdig.
Während Imogen noch überlegte, ob sie ihn begrüßen oder ihn in Ruhe seine Zeitung lesen lassen sollte, tauchte Faustina mit Cristiana auf. Monty blickte von seiner Schüssel auf, und die beiden Hunde begannen eine enthusiastische Schnüffelrunde. Faustina sah irgendwie aus, als hätte sie sich in aller Eile angezogen; ihr Haar war hastig hochgesteckt worden und ihr Gesicht – eine absolute Premiere – vollkommen ungeschminkt.
»So leger habe ich dich noch nie gesehen«, bemerkte Imogen besorgt. »Du siehst aus, als wärst du gerade erst aufgestanden.«
»Weißt du«, erwiderte Faustina ungerührt, »manche Leute finden ja, ohne Make-up sehe ich gar nicht so übel aus.«
»Faustina, du bist wunderschön. Du brauchst eigentlich überhaupt kein Make-up. Aber du trägst es doch gern , oder?«
»Vielleicht ist das ja auch bloß eine Angewohnheit«, meinte Faustina nachdenklich. »Hast du gewusst, dass es Männer gibt, die eigentlich gar nicht so auf Solariumbräune stehen?«
»Darüber habe ich nie besonders nachgedacht«, antwortete Imogen mit gefurchter Stirn. »Aber du hast bestimmt recht.«
»Da, wo ich herkomme, ist es so wichtig, immer toll auszusehen. Korsische Männer bestehen darauf. Zumindest bis man verheiratet ist, und dann … ändert sich das.« Faustina zuckte die Achseln, holte ein Döschen mit Rouge aus ihrer Handtasche und bestäubte ihre Wangen damit. Dann sah sie Imogen an und lächelte. »Nur ein bisschen Farbe – sieht gesünder aus.«
Imogen lächelte zurück.
Faustina betrachtete sich in dem kleinen Spiegel, zog einen Schmollmund und sagte: »So langsam glaube ich, ich bin altmodischer, als ich dachte.«
»Altmodischer?«
»Ja. Keine Angst«, fügte sie mit einem schiefen Blick auf ihre Freundin hinzu, »ich glaube trotzdem nicht an Märchen, aber … ich glaube, ich finde so was wie Höflichkeit und Ritterlichkeit eigentlich richtig toll.«
»Ritterlichkeit – wirklich?«, fragte Imogen erheitert. Es hörte sich an, als hätte Faustina beschlossen, ihren Freund auf Herz und Nieren zu prüfen. »Und was hält Enzo davon?«
Faustina lächelte und senkte den Blick. Ein kurzes Schweigen entstand.
»Bevor Bunny aufkreuzt«, wechselte Imogen das Thema, »ich wollte dich noch fragen, wie du mit deinen Nachforschungen über Amaury weiterkommst. Gestern habe ich ihn in Menton getroffen.«
Faustina schaute abrupt auf. »Wirklich? Hast du mit ihm gesprochen? War er … allein?«
»Ja, aber er war zum Mittagessen verabredet und musste gleich los. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich mit Bunny treffen wollte.«
Faustina kaute auf ihrer Unterlippe, ehe sie kühl verkündete: »Also, es scheint, als wäre er tatsächlich
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